Ausstellung im Willy-Brandt-Haus
Zu sehen ist das jetzt in der Ausstellung "Der Erste Weltkrieg in Farbe" im Willy-Brandt-Haus. Wenige Jahre vor Beginn des Massensterbens war die Farbfotografie möglich geworden. Sie erlebte ihren Durchbruch zwischen 1914 und 1918. Jedes kriegführende Land griff darauf in Form ausgewählter Bildberichterstatter zurück. Die Aufnahmen eines Franzosen, eines Russen, eines Australiers sowie des Deutschen Hans Hildenbrand zeigt die Ausstellung.
Sie stellen die Szenerie natürlich aus ihrem jeweiligen nationalen Blickwinkel dar. Widergespiegelt an der Sichtweise der jeweils anderen, wird der Propagandaeffekt zumindest teilweise aufgehoben. Wozu auch der Aufbau der Schau beiträgt. Soldaten bei der Essenausgabe neben Bildern von zerstörten Dörfern. Lachende Uniformierte beim Abmarsch in den Krieg kontrastieren mit Toten oder Verwundeten. Und bei aller gestellten Inszenierung vermitteln die Aufnahmen von der Front kaum einmal das Gefühl von Optimismus oder gar Begeisterung. Vielmehr blicken darauf meist ernste Männer in die Kamera. Und das wohl nicht nur, weil in Farbe nur Standbilder möglich waren und sie sich deshalb nicht bewegen sollten.
Deren Portraits machen auch noch einmal deutlich, warum der Krieg ein Weltkrieg war. Denn neben Deutschen oder Franzosen kämpften auf dem europäischen Schlachtfeld auch Inder, Araber oder Afrikaner. Auch andere, kleinere Details, werden transportiert. Etwa der Aufbau der Schützengräben. Der war je nach Kriegspartei und Abschnitt ganz unterschiedlich. Fest gemauert oder nur aufgeschüttet, Reste von Ruinen integriert, aus Holz oder vielen kleinen Ästen bestehend.
Und es gibt Aufnahmen, die in einem Moment die ganze Geschichte erzählen. Zum Beispiel die, entstanden nach dem Ende der Kampfhandlungen in einem französischen Dorf: Mehrere Kinder sind darauf zu sehen. Ein Junge steht mit erhobenen Händen vor einer Wand. Die anderen zielen mit Holzgewehren auf ihn. Sie spielen den Krieg weiter.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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