Ausstellung über Friedrich Schröder-Sonnenstern

Friedrich Schröder-Sonnenstern. | Foto: Dietmar Bührer
2Bilder
  • Friedrich Schröder-Sonnenstern.
  • Foto: Dietmar Bührer
  • hochgeladen von Thomas Frey

Kreuzberg. Viele Künstlerbiographien verlaufen nicht geradlinig. Erfolge stehen Misserfolge, plötzlicher Reichtum steht späterer Armut gegenüber. Das gilt auch für Friedrich Schröder-Sonnenstern (1892-1982).

Der Mann ist heute kaum noch ein Begriff. Auch nicht in Kreuzberg, wo er einst ein wichtiges Mitglied der Bohème der 50er- und 60er-Jahre war. Deren wichtigsten Akteuren widmet das Mühlenhaupt Museum in der Marheineke-Markthalle bis zum kommenden Jahr einen Ausstellungszyklus. Vom 13. September bis 11. Oktober geht es um Friedrich Schröder-Sonnenstern, den vielleicht faszinierendsten Vertreter aus diesem Kreis.

Erst im Alter von über 50 Jahren begann Sonnenstern richtig mit dem Malen, nachdem er sich zuvor unter anderem als Melker, Clown, Landstreicher, Sektengründer und Heilpraktiker durchgeschlagen hatte. Seine allererste Zeichnung entstand 1933/34 in einer Irrenanstalt.

Es waren vor allem französische Künstler und Galeristen, die ihn später entdeckten und als genialen Vertreter der "Art Brut" feierten. Unter diesem Begriff wurden Werke von Laien, Kindern oder geistig behinderten Menschen zusammengefasst, die sich jenseits der akademischen oder etablierten Stilrichtungen bewegten. Auch Schröder-Sonnensterns Werke, in deren Mittelpunkt oft bizarre Wesen zwischen Mensch und Tier oder das besondere Herausstreichen bestimmter Körperteile standen, wurden schnell dieser "rohen Kunst" zugerechnet. In Deutschland fand die "Art Brut" wenig Anhänger. Was ein Grund für sein heutiges Vergessen ist.

Umso größer war Sonnensterns internationaler Erfolg. In Paris bekam er 1959 eine Ausstellung. Picasso, Max Ernst oder der spätere Staatspräsident Georges Pompidou kaufen seine Bilder und lösten einen Nachfrageboom aus.

Den konnte Friedrich Schröder-Sonnenstern aber bald nicht mehr alleine bewältigen. Er begann, sich selbst zu kopieren und beschäftigte Schüler und Assistenten in seiner Werkstatt. Einige von ihnen produzierten dabei auch massenhaft Fälschungen im Stil des Meisters. Als das bekannt wurde, war der Ruf ruiniert und der Kunstmarkt ließ ihn fallen. Schröder-Sonnenstern gab das Malen auf. Als er mit knapp 90 Jahren starb, war er völlig verarmt und kaum mehr bekannt.

Erst aktuell scheint der Maler erneut im Ausland wiederentdeckt zu werden. Bei der Biennale 2013 in Venedig wurde er als wichtiger Repräsentant der "Art Brut" gewürdigt. Ihn in Kreuzberg wieder einem größeren Publikum vertraut zu machen, ist das Ziel der Ausstellung, die am 13. September um 15 Uhr in der Markthalle am Marheinekeplatz eröffnet wird.

Die Schau kann danach Montag bis Freitag von 8 bis 20 Uhr, Sonnabend von 8 bis 18 Uhr besichtigt werden. Außerdem gibt es im Rahmenprogramm am 24. September im Friedrichshain-Kreuzberg Museum, Adalbertstraße 95a, einen Filmabend sowie eine Buchvorstellung unter dem Titel: "Friedrich Schröder-Sonnenstern und sein Kosmos". Beginn ist um 19 Uhr.
Thomas Frey / tf
Friedrich Schröder-Sonnenstern. | Foto: Dietmar Bührer
Schwanenpuppentanz heißt dieses Bild von Friedrich Schröder-Sonnenstern. | Foto: The Browse Gallery
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

52 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Kniebeschwerden können durch Unfälle, Verschleißerscheinungen oder Fehlstellungen verursacht werden und beeinträchtigen Ihre Beweglichkeit sowie Ihre Lebensqualität erheblich. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Für mehr Lebensqualität!
Linderung für Hüft- und Knieschmerzen

Hüft- und Kniebeschwerden können durch Unfälle, Verschleißerscheinungen oder Fehlstellungen verursacht werden und beeinträchtigen Ihre Beweglichkeit sowie Ihre Lebensqualität erheblich. Bei unserem Infoabend wird Tariq Qodceiah, Chefarzt für Orthopädie & Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums in Reinickendorf, Ihnen die verschiedenen Ursachen und Behandlungsstrategien für Knie- und Hüftschmerzen erläutern. Er stellt sowohl konservative als auch operative Methoden vor und zeigt,...

  • Reinickendorf
  • 25.02.25
  • 383× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 636× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 614× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 1.003× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.