Ausstellung über Kriegsberichter im zweiten Weltkrieg
Um diese Kriegsberichter geht es in der aktuellen Sonderausstellung in der Topographie des Terrors, Niederkirchner Straße 8. Genauer um ein personifiziertes Beispiel, den Leutnant Hans Bayer, Jahrgang 1914. Der damals junge Journalist erlangte nach 1945 unter dem Namen "Thaddäus Troll" als Schriftsteller vor allem in seiner württembergischen Heimat große Berühmtheit. Von ihm stammt der Bestseller "Deutschland, deine Schwaben". Bis zu seinem Freitod im Jahr 1980 verfasste er rund 70 Bücher. Kein Thema war dort seine Vergangenheit im zweiten Weltkrieg. Und auch mündlich hat er sich dazu höchstens in Ansätzen geäußert.
Hans Bayer war einer von rund 15 000 Kriesgberichtern, die in eigens aufgestellten Propagandakompanien. Deren Mitglieder - Journalisten, Radioreporter, Kameramänner, Drucker, Setzer oder Cutter - unterstanden militärisch der Wehrmacht und politisch dem Propagandaministerium. Worüber sie berichten sollten, wurde ebenso festgelegt, wie der Tenor ihrer Artikel, Features oder Filme. Häufig wurden die Beiträge regidiert, um den Werk eine andere oder schärfere Tendenz zu geben. Gewünscht war das Bild des heldenhaften deutschen Soldaten und seiner rassische Überlegenheit. Mit verändertem Kriegsverlauf waren in den späteren Jahren vor allem Durchhalteparolen angesagt.
Auch Hans Bayer hat sich diesen Direktiven meist gefügt, etwa in mehreren Reportagen aus dem Warschauer Getto. "In den beispiellos verwahrlosten, schmutzstarrenden Judenvierteln von Warschau ist das Fleckfieber, die heimliche Seuche, nie zum Erlöschen gekommen." So beginnt eine reich bebilderter Bericht, der unter dem Titel "Juden unter sich" am 24. Juli 1941 in der Berliner Illustrirten Zeitung erschienen ist.
Dieses Werk war nicht namentlich gezeichnet, führte aber Claudia Steur, Kuratorin der Ausstellung mehr als 70 Jahre danach auf die Spur des späteren Thaddäus Troll. "Eigentlich hatte ich eine Schau zum Wehrmachtstourismus in das Warschauer Getto geplant", erzählt sie. Bei den Recherchen stieß sie auf die Fotos und bekam dabei heraus, dass sie aus dem Nachlass des Schriftstellers stammen.
"Hans Bayer wollte schreiben, auch als Soldat. Deshalb hat er sich für die Propagandakompanie beworben", sagt die Kuratorin. Mit allen Konsequenzen, die er wahrscheinlich zu Beginn selbst nicht abschätzen konnte.
Thaddäus Troll hat sich nach 1945 immer wieder gegen totalitäre Tendenzen gestellt und weltweit Meinungsfreiheit eingefordert. Dieses Engagement resultierte wahrscheinlich aus seinen Erfahrungen als Propagandist, ohne dass er diese kenntlich machte. Ein Verhalten typisch für viele seiner Generation und ein weiteres Thema der Ausstellung. Sie ist täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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