Galerie in der Markthalle muss im Februar schließen
Bereits zum Jahresende läuft der Mietvertrag mit der Browse-Gallery aus und wird nicht verlängert. Bis Ende Februar wird es noch zwei Ausstellungen geben. Allerdings nicht mehr auf der Empore, bisher die Heimat der bildenden Künstler, sondern im Mittelgang der Markthalle. Auf die Balustrade zieht dafür der Lebensmittelladen "Veganz", spezialisiert auf vegane Produkte. "Es war natürlich zusätzliches Pech für uns, dass hier ein Nachmieter bereit stand", sagt Duscha Rosen, von der Community Impulse Initiative, dem Betreiber der Galerie.
Dem Markthallenbetreiber BGM macht sie dabei gar keine Vorwürfe. Zumindest nicht deren Geschäftsführer Andreas Foidl. Foidl hatte in der Vergangenheit sichtbar Spaß an dem besonderen Farbtupfer in der Marheinekehalle und war mehrfach Gast bei den Vernissagen. Aber anscheinend saß ihm der Aufsichtsrat der BGM im Nacken.
Auch bei dem landeseigenen Unternehmen spielen natürlich die Einnahmen eine wichtige Rolle. Dank des Geschäftsführers hatte die Galerie einen sehr günstigen Mietvertrag. Wie zu hören war, haben sich manche Mitglieder des Aufsichtsrats daran gestört und die Meinung vertreten, die Fläche könnte auch lukrativer vermarktet werden.
Hier konnte aber der vorwiegend ehrenamtlich arbeitende Trägerverein nicht mithalten. "Wir haben zwar schon einige Zeit überlegt, wie sich zusätzliches Geld auftreiben lässt", sagt Duscha Rosen. Zum Beispiel durch einen Antrag bei der Lottostiftung. Auch über Eintrittspreise wurde nachgedacht, aber schnell verworfen. Denn das hätte viele Interessenten abgehalten. Gerade der niederschwellige Zugang an einem Ort, an dem sich ständig viele Menschen aufhalten, machte ja den besonderen Charme der Galerie aus.
Gleiches gilt für die Ausstellungen. Etwa aktuell den Zyklus über die Kreuzberger Bohème der 1950er bis 70er Jahre. Die Reihe, in der bisher Künstler wie Oskar Huth, Friedrich Schröder-Sonnenstern und zuletzt der Schriftsteller Günter Grass gewürdigt wurden, sollte eigentlich bis Ende 2015 weitergehen. Sie ist jetzt erst einmal unterbrochen.
Duscha Rosen sieht gerade bei der Beschäftigung mit diesen Malerpoeten einen wichtigen Beitrag zur Kunst- und Lokalgeschichte. Ihre Werke standen häufig abseits des üblichen Mainstreams. Damit seien sie auch einige der Wegbereiter des besonderen Kreuzberger Lebensgefühls gewesen. Dass sich die Browse Gallery gerade diesen oft auch international bekannten Künstlern widmet, sei aber außerhalb des Bezirks viel zu wenig wahrgenommen worden, bedauert sie.
Der Verein sucht jetzt nach Ersatzräumen. Das ist nicht so einfach, denn Galerien und sogar Gewerberäume sind knapp. Und einen Platz so mitten im Leben wie in der Marheineke-Markthalle wird sich ohnehin nicht mehr finden.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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