Trauerraum "Last Minutes"
Historische Grabmäler auf Friedhof werden neu genutzt
Auf dem Alten Luisenstädtischen Friedhof werden zwei historische Grabmäler neu genutzt. Sie sind jetzt Orte des Abschieds für andere.
Es sieht aus wie ein kleiner Tempel: Das denkmalgeschützte Mausoleum Kunzemann-Bornhagen auf dem Alten Luisenstädtischen Friedhof an der Bergmannstraße. Dort, im Trauer-Abschiedsraum „Last Minutes“, können Angehörige Verstorbener jetzt Abschied nehmen. Frisch restauriert ist auch die monumentale Grabanlage der Familie Löblich-Liebau. Sie wird nun als Freiluftkapelle für Trauerfeiern genutzt.
Die neuen Nutzungskonzepte für historische, nicht mehr genutzte Mausoleen auf dem Kreuzberger Friedhof hat sich der Evangelische Friedhofsverband Berlin Stadtmitte überlegt. Beide Projekte stünden für die „Wiederentdeckung einer Trauer- und Abschiedskultur“, die an Traditionen anknüpfe und sie in „zeitgemäßer Form“ weiterentwickle, erklärte Pfarrer Peter Storck bei der feierlichen Eröffnung. “In würdevollem Ambiente erhalten Trauernde künftig Raum, Zeit und Ruhe, um von ihren Verstorbenen auf besondere Weise Abschied zu nehmen“, so Tillmann Wagner, Geschäftsführer des Friedhofsverbandes.
Die denkmalgerechte Sanierung der Grabanlage der Familien Löblich und Liebau kostete rund 380.000 Euro. Die letzte Ruhestätte liegt prominent an der höchsten Stelle des Hauptwegs und stammt aus dem Jahr 1881. Über die Familie und ihren Schwiegersohn Liebau ist bisher wenig bekannt. „Wir wissen nur, dass Familie Löblich seinerzeit eine Zimmerei mit Sitz am heutigen Bethaniendamm in Kreuzberg hatte“, heißt es vom Friedhofsverband. Die halbkreisförmige Anlage aus massivem Granit schmückt eine repräsentative Säulenarchitektur mit einer zentral thronenden Bronzefigur des Bildhauers Robert Baerwald und einer dreistufigen Treppe.
Doch der Zahn der Zeit hat am Grabmal ziemlich genagt. Feuchtigkeit und Altersschwäche zersetzten mit den Jahren das Füllmauerwerk im Gesims und drückten die Granitsteine auseinander bis hin zur Einsturzgefahr. Also ließ der Friedhofsverband ein Sanierungskonzept erarbeiten, um die Substanz dauerhaft zu sichern und die prunkvolle Anlage wieder herzurichten. Das schadhafte Füllmauerwerk wurde ausgetauscht und mit 140 Granitsteinen, die teilweise eine Tonne schwer waren, erst vorsichtig ab- und später wiederaufgebaut. Die Bronzefigur wurde gereinigt und stabilisiert, das Einfriedungsgitter neu aufgearbeitet. Zwei große, verschollene Dreifuß-Opferschalen, die am Familiengrab die seitlichen Kopfbauten bekrönten, ließ der Friedhofsverband nach historischem Vorbild nachbilden und wieder aufsetzen.
Die Restaurierung der Mausoleen Kunzemann und Bornhagen zum Trauer-Abschiedsraum schlug mit rund 680.000 Euro zu Buche. Finanziert wurden beide Projekte vom Bund, dem Landesdenkmalamt Berlin, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und vom Evangelischen Friedhofsverband Berlin Stadtmitte (EvFBS). Letzterem gehören 45 Friedhöfe in der Stadt. Unter ihnen sind die ältesten noch erhaltenen und kulturgeschichtlich bedeutendsten Begräbnisorte der Stadt. Dazu zählen der Dorotheenstädtische Friedhof an der Chausseestraße, die Friedhöfe am Halleschen Tor und an der Bergmannstraße und der Alte Friedhof St. Marien-St. Nikolai.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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