Das erste Stück moderner Judaica
Jüdisches Museum erwarb Chanukka-Leuchter von 1924

JMB-Direktorin Hetty Berg vor dem Chanukka-Leuchter von Ludwig Yehuda Wolpert. | Foto:  Roman März
  • JMB-Direktorin Hetty Berg vor dem Chanukka-Leuchter von Ludwig Yehuda Wolpert.
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Das Jüdische Museum hat einen der ersten modernen Chanukka-Leuchter erworben. Er stammt vom Künstler Ludwig Yehuda Wolpert und wurde 1924 in Frankfurt am Main angefertigt.

34 Zentimeter hoch, 38 Zentimeter breit, gegossen aus Messing und patiniert – so sieht er aus, der Chanukka-Leuchter von Ludwig Yehuda Wolpert, der als "das erste Stück moderner Judaica bezeichnet werden kann" und nun zur Sammlung des Jüdischen Museums gehört. "Seine Gestaltung brach mit den bis dahin geltenden stilistischen Konventionen und läutete einen Wandel in Form und Stil der Judaica ein, der die Formensprache über Generationen beeinflusste und prägte", heißt es in einer Mitteilung des Museums.

„Das Jüdische Museum Berlin hat sich seit seiner Eröffnung vor zwanzig Jahren auf das Sammeln von jüdischen Zeremonialobjekten aus Deutschland aus dem späten 19. bis frühen 20. Jahrhundert spezialisiert“, erläutert Hetty Berg, Direktorin des Jüdischen Museums Berlin. „Wir wollen den stilistischen Wandel in dieser Zeit dokumentieren. Aus den 1920er Jahren sind nur wenige jüdische, von Künstlerinnen und Künstlern in Deutschland geschaffene Zeremonialobjekte erhalten. Der Chanukka-Leuchter von Wolpert vertritt diese entscheidende Periode und den gestalterischen Aufbruch in die Moderne auf höchstem Niveau und füllt eine Lücke in der Museumssammlung."

Michal Friedlander, Kuratorin am Jüdischen Museum Berlin, ist ebenfalls froh über den Neuzugang: „Von den 1890er bis in die 1930er Jahre wurden jüdische Ritualobjekte in der Regel in historisierenden Formen und mit ornamentalen Motiven hergestellt. Der Leuchter von 1924 bildete Wolperts Ausgangspunkt, von dem aus er in der Folgezeit einen völligen Wandel in Form und Stil der Judaica anführte und das Gebiet über Generationen hinweg beeinflusste.“

Der Leuchter sei vor dem Ankauf auf seine Provenienz überprüft worden. "Es besteht kein Verdacht oder Hinweis auf verfolgungsbedingten Entzug in der Zeit zwischen 1933 und 1945", so das Museum. Wann und in welchem Kontext der Leuchter im Jüdischen Museum Berlin ausgestellt werden wird, steht noch nicht fest.

Ludwig Yehuda Wolpert wurde 1900 in Hildesheim in eine orthodoxe jüdische Familie geboren. Mit 16 Jahren begann er das Studium der Bildhauerei an der Frankfurter Kunstgewerbeschule, nach Abschluss begann er, als Bildhauer zu arbeiten, wandte sich aber später der Silberschmiedekunst zu. 1928 beauftragte Karl Schwarz, der Direktor des ersten Jüdischen Museums Berlin, das bis zum Novemberpogrom 1938 an der Oranienburger Straße existierte, Wolpert eine Reihe jüdischer Zeremonialobjekten anzufertigen, die dann im Museum sowie in einer Wanderausstellung gezeigt wurden.

Wolpert emigrierte 1935 nach Palästina, wo er unter anderem durch seine Lehrtätigkeit an der New Bezalel School bis 1956 eine ganze Generation von Silberschmieden ausbildete. Danach zog er in die USA, wo er die Tobe Pascher Werkstatt im Jüdischen Museum von New York leitete. Seitdem gilt Wolpert als der „Vater“ der zeitgenössisch gestalteten Judaica-Objekte. Er starb 1981 in New York.

Autor:

Simone Gogol-Grützner aus Zehlendorf

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