"Wir verrecken vor Lachen"
Kunstraum zeigt Ausstellung türkischer Karikaturen
Karikaturen sind in der Türkei eine beliebte mediale und künstlerische Ausdrucksform. Aber auch Zeichner und Cartoonisten arbeiten inzwischen unter schwierigen Bedingungen.
Einen Einblick in die vor allem seit 1972 entstandene lebendige Satireszene gibt jetzt eine Ausstellung über 50 Jahre "Karikatürkei", die am 7. September im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien eröffnet wird. Ihre Überschrift lautet: "Wir verrecken vor Lachen". Sie verweist auf die gleichnamige Zeichnung von Hakan Keles aus diesem Jahr. In einem Wohnviertel, aus dessen Häusern Geschosse oder zusammen gebündeltes Papier herausragen, steht – eher schwebt – eine junge Frau, vor sich Block und Stift.
Abgesehen von der aktuellen Lage geht es aber auch um eine Retrospektive der Werke vieler kritischer und renommierter Karikaturisten und ihrer Themen. Zu denen gehören Sexualität ebenso wie politischer Widerstand oder Feminismus. Auch die Arbeitsmigration, gerade nach Deutschland, war Anlass für so manchen Cartoon. Das alles trug zum breiten Spektrum und Massenphänomen der gezeichneten Stellungnahme bei.
Was aber im westlichen Bewusstsein wenig präsent sei, wird im Begleittext zur Ausstellung beklagt: Karikatur als kritisches Genre finde in der aktuellen Türkei-Berichterstattung kaum Platz. Vielmehr genießen vor allem regimetreue Zeichner Beachtung, die Angela Merkel gerne als Hitler-Wiedergängerin oder in anderen Nazizusammenhängen zeigen.
Dem will die Ausstellung die lange Tradition exzellenter und treffender Satire entgegen setzen. Gleichzeitig auf den derzeit zunehmend begrenzten Raum für diese Kunstform verweisen. Sie soll einen Beitrag leisten, den Widerstand der Karikaturisten zu stärken.
Die Vernissage beginnt am 7. September um 19 Uhr. Geöffnet ist danach bis 4. November, täglich von 11 bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei. Außerdem gibt es ein Begleitprogramm. Zum Beispiel am 8. September um 19 Uhr einen Talk mit Künstlern verschiedener türkischer Satirezeitschriften.
Eine Übersicht und weitere Informationen finden sich unter www.kunstraumkreuzberg.de.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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