Unterwegs am Urban
Mit Bernd S. Meyer eine Kreuzberger Stadtlandschaft entdecken

Die Admiralbrücke in Kreuzberg. | Foto: Bernd S. Meyer
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  • Die Admiralbrücke in Kreuzberg.
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Mein nächster Stadtspaziergang führt in eine Stadtlandschaft Kreuzbergs, die einst von Peter Joseph Lenné geplant und angelegt worden ist und bis heute viel vom Geist des berühmten Gartengestalters der Preußenkönige behalten hat.

Zwei Wasserwege stammen von ihm: der Landwehrkanal als Umfahrung der damaligen südlichen Stadtgrenze „Königliche Akzisemauer“ und der in ihn mündende Luisenstädtische Kanal. Ab Engelbecken wie eine schnurgerade Parkachse nach Süden geführt, ist er vor knapp einem Jahrhundert zum Kanalpark umgestaltet worden. Die parallele Adalbert- und ihre Verlängerung Admiralstraße sind nach jenem Prinzen von Preußen benannt, der ab 1849 an Nord- und Ostsee die Königlich Preußische Marine aufgebaut und als Admiral kommandiert hat. Sein Denkmal an der Ecke Kohlfurter- und Admiralstraße bekam er viel später im Vorfeld der 750-Jahr-Feier Berlins in den 1980er-Jahren. Seitdem dreht sich der "doppelte Admiral" Adalbert dort als Bronze-Zwilling auf einer riesigen steinernen Sanduhr.

Das Denkmal für den  Admiral der Preußischen Marine wurde 1985 von der Bildhauerin Ludmilla Seefried-Matejkova angefertigt. | Foto: Bernd S. Meyer
  • Das Denkmal für den Admiral der Preußischen Marine wurde 1985 von der Bildhauerin Ludmilla Seefried-Matejkova angefertigt.
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Die eiserne Admiralbrücke über den Landwehrkanal hatte trotz seines Namengebers keine militärische Bedeutung. Sie entging der Brückensprengungsorgie der letzten Kriegstage in Berlin. Heutzutage fällt die Brücke durch eine rekordverdächtige Zahl festgetretener Kronkorken in den Pflasterritzen auf, doch jetzt ist Party-Winterpause. Wussten Sie, dass die Rundfahrtschiffe unter den mehr als drei Dutzend Landwehrkanalbrücken nur durchpassen, weil weit entfernt im Südosten die Neuköllner Schleuse den Spiegel des Kanals um einen halben Meter absenkt?

Größter innerstädtischer Hafen

Was dem 20 Meter breiten Kanal an Tiefe fehlt, wird beim nahen Urban-Becken wenigstens noch mit dreifacher Breite wettgemacht. Als Berlin zur Millionenstadt wurde, ist dort der zeitweise größte innerstädtische Hafen gewesen – über 500 Meter lang, fast 150 Meter breit mit Ladeinsel auf der Südseite. Seitdem der Hafen aufgegeben und um die einstige Ladeinsel verfüllt wurde, sind dort höchstens noch Restaurantschiffe fest vertäut.

Die Gegend ist schon lange als „Urban“ bekannt, benannt wohl nach „Urlake“, dem Sumpf am Schafsgraben und Vorgänger des Kanals. Dort ragen die 1970 eingeweihten Bettentürme des Klinikums Am Urban empor, das jetzt zu Vivantes gehört. Gleich hinter der Admiralbrücke weitet sich der Lennésche Straßenzug zum Grünraum zwischen den beiden Fahrbahnen der Grimmstraße. Ecke Urbanstraße steht seit 1901 der Wrangelbrunnen, benannt nach dem Generalfeldmarschall, der einst den Brunnen bestellt hatte. Er kam zuerst auf den Kemperplatz, musste dann aber der Siegesallee von Kaiser Wilhelm II. weichen. Er gilt als ältester erhaltener Berliner Schmuckbrunnen. Seine Allegorie der vier Ströme Preußens findet sich später beim Neptunbrunnen wieder. Anders als das eher heitere Admiraldenkmal hat er auch einen direkten militärischen Bezug. Denn eine Knabenfigur soll „Die Wehrkraft“ symbolisieren.

Die beeindruckenden Terrakotta-Elemente an den früheren Pavillons des Krankenhauses Am Urban. | Foto: Bernd S. Meyer
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Alle Altbauten des Urban-Krankenhauses an der Grimmstraße stammen von Hermann Blankenstein, dem bis 1896 amtierenden Stadtrat für Hochbau. Die 1890 bezogenen Pavillonbauten sind 2008 als Wohnungsimmobilie verkauft worden. Die heutigen Bewohner staunten beim Umbau nicht schlecht, welche bis dato unsichtbaren kostentreibenden Überraschungen sie in den alten Gemäuern fanden. Blankenstein sparte dort nicht mit reichlich Terrakottaschmuck. Nun ist die Anlage zum wunderschönen Wohnquartier geworden. Die einstige Krankenhauskapelle an der Grimmstraße wird heute für Büros, Kulturveranstaltungen und auch von einer Zeichenschule genutzt.

Blankensteinscher Klinkerbaustil

Ab 1890 war der jüdischen Arzt Dr. Albert Fraenkel Direktor des Krankenhauses. Nach ihm heißt seit 1947 das nördliche Kanalufer. Dort steht die Jugendsynagoge Fraenkelufer. Auf dem Grundstück soll die 1958 als Ruine abgerissene große Konservative Synagoge bald wieder als Begegnungshaus aufgebaut werden. Eine Gemeindeschule im Blankensteinschen Klinkerbaustil von 1884/1885 samt Nebengebäuden wird immer noch genutzt.

Der Spaziergang beginnt am Sonnabend, 29. Januar, um 11 Uhr. Treffpunkt ist das Admiraldenkmal an der Ecke Admiral- und Kohlfurter Straße, zu erreichen mit der U1 und U3 bis Kottbusser Tor. Übrigens wiederhole ich die Führung im Programm „Meyers Stadtgänge“ am 5. Februar um 14 Uhr. Der Treffpunkt ist derselbe, die Teilnahme kostet sieben Euro. Anmeldungen dafür unter Tel. 442 32 31. Weitere Informationen auf www.stadtgaenge.de.

Die Führung ist für Leser der Berliner Woche kostenlos. Allerdings ist eine vorherige Anmeldung erforderlich: Am Dienstag, 25. Januar, in der Zeit von 10 bis 12 Uhr anrufen unter Tel. 887 27 71 00.

Autor:

Bernd S. Meyer aus Mitte

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