UNSER SPIELTIPP
Mit Stichen zum Opferritual: „Kabaal“ – Ohne Liebe
Nein, mit Schillers Drama „Kabale und Liebe“ hat dieses brandneue Stichspiel definitiv nichts zu tun. Vielmehr erweist sich der Dämon Baal aus der christlichen Mythologie als Namensgeber. Ihn gilt es zu beschwören, indem ihm mithilfe von Artefakten Opfer gebracht werden.
Klingt schlimmer, als sich im Spielverlauf schnell erweist. Denn hinter dem gruseligen Thema verbirgt sich eine originelle Kombination aus abstraktem Stich- und Stellungsspiel ohne bluttriefende Komponenten.
In der Grundversion wird ein Terrain aus vier mal vier Gebietskarten ausgelegt, die in vier Farben paarweise Werte von Eins bis Acht zeigen. Ein Opferritual vollzieht, wem es gelingt, dort drei seiner Figuren zu einer senk- oder waagerechten Reihe zu formieren. Die Befugnis zum Einsetzen der Figuren erwächst aus dem Gewinn von Stichen. Die macht wie üblich die höchste Zahl in der angespielten Farbe, sofern nicht eine farbneutrale Karte darüber geht.
Der Gewinner des Stichs darf nun maximal zwei Figuren auf Gebietskarten entsprechender Farben und Werte platzieren und alle dort bereits postierten Figuren, auch eine eigene, auf Nachbarfelder schubsen. Ein probates Mittel, um im Handstreich eine Dreierkette zu bilden. Hat jedoch ein Kontrahent eine Eins in den Stich gegeben, geht das Recht zum Schubsen dummerweise auf diesen über.
Um zu gewinnen, müssen drei Opfer gebracht werden. Was bedeutet, dass von den anfänglich sechs für das dritte Opfer nur noch vier Figuren verfügbar sind. Ein kluges Korrektiv, um den Ausgang der Partie lange offen zu halten.
Raffiniert auch die Regelung, dass man von seinen zunächst acht Handkarten stets zwei offen vor sich liegen haben muss. Dies steigert nach und nach die Kalkulierbarkeit, da selbst in Vollbesetzung nicht alle Karten verteilt werden. Eine Reihe weiterer Dämonen bringt geänderte Auslagen und Regeln, sodass für reichlich Abwechslung gesorgt ist. Lobenswert auch ein mehrseitiger Beispielsdurchgang, mit dem jedes Regeldetail veranschaulicht wird. Selbst an der Ausstattung gibt es nichts zu mäkeln.
„Kabaal“ von Werner Schmitt; Corax Games; für zwei bis vier Teilnehmer ab zehn Jahren; Spieldauer: 30 Minuten; Preis: circa 20 Euro.
Autor:L.U. Dikus aus Kreuzberg |
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