Mit Tim auf Tour: Roboter führt durch das Technikmuseum
Kreuzberg. Tim ist 1,50 Meter groß und 75 Kilogramm schwer. Trotz seines Gewichts ist er sehr wendig. Und immer höflich.
Tim ist ein Roboter und der jüngste Mitarbeiter des Deutschen Technikmuseums. Dort führt er jetzt täglich durch die Ausstellung "Das Netz. Menschen, Kabel, Datenströme". Sie hat ja auch mit ihm zu tun.
Parallel zu dieser Schau, die seit gut einem Jahr läuft, entstand auch die Idee für diese neue Kraft, erklärte Kuratorin Eva Kudrass. Denn Roboter würden inzwischen eine immer größere Rolle in unserer Arbeits- und Lebenswelt spielen. Das sei sowohl mit Ängsten, als auch mit Hoffnungen verbunden. Also, warum deren Einsatz nicht einmal im eigenen Haus ausprobieren?
Tim bewegt sich völlig selbständig durch die Räume. Dafür sorgen computergesteuerte Getriebemotoren. Mittels Sensortechnik kann er erkennen, ob ihm jemand die Bahn versperrt oder anrempelt. "Kannst du bitte den Weg freimachen", sagt der Roboter dann. Wie schon erwähnt, er ist sehr zuvorkommend. Seine Ziele findet er mit Hilfe gespeicherter Kartendaten, die ihm auch die kürzeste Strecke dorthin weisen. Zwölf Exponate oder Teilbereiche in "Das Netz" kann er ansteuern. Wohin Tim sie führen soll, können die Besucher durch einen Klick auf seinem Display auswählen. Unterwegs fragt er immer wieder: "Seid ihr noch da?"
Am gewünschten Ort angekommen, erklärt seine computergenerierte Stimme, was es damit auf sich hat. Zum Beispiel bei der Premiere die interaktive Toilette. Wer dieses gar nicht mehr so fiktionale Modell nutzt, von dem können verschiedene Daten erhoben werden. Das sei vielleicht gut für Menschen, die schnelle Hilfe bräuchten. Aber keinesfalls dürften ihre Informationen in falsche Hände kommen, mahnt Tim.
Ach ja, seine Ausführungen kann er außer in Deutsch auch in Englisch präsentieren. Und nach getaner Arbeit geht es am Abend zur Ladestation.
Der Roboter erregt Aufmerksamkeit. Das war wohl ebenfalls ein Grund, für ihn rund 30 000 Euro auszugeben. Gleichzeitig verweist das Technikmuseum aber auch auf seinen pädagogischen Nutzen. Gerade Jugendliche bringe man immer weniger dazu, sich lange Erklärungen in einer Ausstellung durchzulesen, meint Eva Kudrass. Eher gelinge das bei einer Wissensvermittlung à la Tim. Zumal dessen Texte leicht verständlich sind. Seine Aussagen könnten auch mehrfach abgerufen werden, sagt der programmierte Mitarbeiter, als er sich persönlich vorstellt. Nicht in der Lage sei Tim allerdings, auf Fragen einzugehen. Irgendwie klingt das fast beruhigend.
Das Licht der Welt erblickt hat Tim bei der Firma MetraLabs in Ilmenau in Thüringen. Dort läuft er unter der Bezeichnung Scitos A5. Andere Vertreter dieser Gattung kommen bereits in anderen Museen oder im Einzelhandel zum Einsatz, sagt Geschäftsführer Dr. Andreas Bley.
Dass Tim ihnen den Arbeitsplatz streitig macht, glauben die Mitarbeiter des Technikmuseums nicht. Aber sie haben nichts dagegen, wenn er zum Publikumsliebling wird. tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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