Museum feiert Jubiläum: Vom Siebenjährigen Krieg zum X-Berg-Tag
Friedrichshain-Kreuzberg. Das Bezirksmuseum in der Adalbertstraße 95 feiert am Sonnabend, 28. August, seinen 25. Geburtstag.
Vor genau 25 Jahren wurde im August 1991 die Ausstellung „Der Prinz wohnt hier nicht mehr" eröffnet. Damit sollte an den Namensgeber der Straße Prinz Adalbert von Preußen erinnert werden. „Ein Heimatmuseum gab es damals in Kreuzberg nicht“, erinnert sich Martin Düspohl. „In Kreuzberg gab es beim Bezirksamt wenig Bewusstsein für Geschichte.“ Der Bezirk galt lange Zeit als eine Art Durchgangsort, an dem man nicht lange bleiben wollte. Außerdem war man im Bezirksamt der Meinung, dass es keine eigenständige historische Entwicklung gegeben hat, so wie in anderen Bezirken. Eigentlich hängt die Entwicklung eng mit dem Bezirk Mitte zusammen und so wurde auch das Märkische Museum als wesentliche Ausstellung angesehen. Doch solange wie die Mauer stand, war der Zugang zum Berlinmuseum erschwert.
Ideen für eine Heimatstube
1989 wurde allen Bezirken vom Senat die Stelle eines Museumsleiters zugewiesen. „Damals hat der Stadtrat für Volksbildung, Dirk Jordan, die Räume in der Adalbertstraße angemietet.“ Er konnte auf eine Konzeption der Leiterin des Kunstsamtes, Krista Tebbe, von 1978 zurückgreifen, die erste Ideen für eine Heimatstube entwickelt hatte. Vor allem die soziale Geschichte sollte in der Ausstellung thematisiert werden.
Martin Düspohl erinnert an die kurze Geschichte von Kreuzberg: Noch vor 150 Jahren lagen hinter der heutigen Hochbahn Wiesen und Felder. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Gebiet für den Wohnungsbau erschlossen.
„Der Anfang war nicht einfach“
Martin Düspohl hat sich vor 25 Jahren für die Stelle des Museumsleiters beworben und sie auch bekommen. So ist das Jubiläum des Museums gleichzeitig auch sein Dienstjubiläum. „Der Anfang war nicht einfach“, erinnert sich Düspohl. Die Anwohner in der Adalbertstraße befürchteten, dass sich das Bezirksamt „ihrer“ Geschichte bemächtigen würde. Klinken putzen, Gespräche mit den Bewohnern gehörten zur Arbeit im Museum. „Und so haben wir folgerichtig auch die erste Ausstellung über die Bewohner der Adalbertstraße gemacht.“ Aber nicht alle waren damit einverstanden. Noch am Tag vor der Eröffnung flogen Pflastersteine in die Museumsfenster. „Diese Gegend war damals fernab einer Staatsmacht“, erklärte Düspohl. „Zehn Jahre später haben wir uns dann mit der Geschichte der türkischen Einwanderer beschäftigt“, sagte Düspohl. „Wir haben vor allem ältere Frauen gebeten, uns ihre Familiengeschichte zu erzählen.“ So etwas gab es in keinem anderen Museum in Berlin. Als nächstes hat sich dann das Heimatmuseum der industriellen Entwicklung zugewandt. In dieser Region waren vor allem Verlage, Druckereien und Buchbinder zu Hause. Die alte Drucktechnik kann noch heute im Museum bestaunt werden. Die Museumsdruckerei arbeitet auch noch mit der alten Technik.
Das älteste Fundstück im Museum ist übrigens eine Kanonenkugel aus dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763). Russische und österreichische Truppen standen damals vor den Toren Berlins und haben die Stadttore beschossen. Die Stadtgrenze verlief damals vom Brandenburger Tor über die Stresemannstraße, die Skalitzer Straße bis zur Oberbaumbrücke. Allerdings haben die Truppen die Mauer nicht überwinden können.
Gefeiert wird am 27. August
An die jüngste Geschichte erinnert der „X-Berg-Tag“ mit Stadtführungen. Vor 15 Jahren haben drei junge Frauen mit diesen Führungen begonnen. Sie werden auch zum Jubiläum ihre Stadtführungen anbieten. Eine weitere Aktion sind die Stolpersteine. Vor 20 Jahren wurde in Kreuzberg der erste Stolperstein verlegt. Mit dieser Aktion wird an jüdische Nachbarn erinnert, die in der Zeit des Nationalsozialismus vertrieben, deportiert und ermordet worden sind. Zur Geschichte des Museums gehört natürlich auch die Bezirksfusion aus dem Jahr 2001. Damit kam 2004 auch die Sammlung aus dem Museum Friedrichshain nach Kreuzberg. KT
Autor:Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg |
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