Musikschule wirbt für Blasinstrumente
Die Violinisten-Inflation stellt die Verantwortlichen vor einige Probleme. Zurückgeführt wird sie vor allem auf aktuelle Idole, die bei vielen Kindern schwer angesagt sind. Namentlich der Fiedel-Star David Garrett. Deshalb wird die lange Schlange der Kandidaten, die dieses Instrument unbedingt lernen wollen, intern David-Garrett-Warteliste genannt. "Um sie alle unterzubringen, müssten wir unser derzeitiges Angebot verdoppeln", sagt Hannes Neubert, der Fachbereichsleiter Geige.
Deshalb versucht die Musikschule jetzt den Bewerbern Alternativen schmackhaft zu machen. Vor allem aus dem Bereich der Blasinstrumente. Denn Block- und Querflöte, Trompete oder Posaune sind weitaus weniger nachgefragt. Hier gebe es noch Kapazitäten und deshalb eine schnellere Aufnahme, werben Leiterin Ute Finger und ihre Stellvertreterin Ulrike Philippi.
Bisher zeigt das Bemühen aber noch keinen durchschlagenden Erfolg. "Ich schaffe es ab und zu, jemanden statt für die Violine für die Bratsche zu begeistern", meint Hannes Neubert. Aber in eine ganz andere Instrumentenkategorie zu wechseln, falle vielen schwer. Kinder hätten schon sehr früh klare Vorstellungen, welcher Klang ihnen gefällt und welcher nicht. Und selbst wenn es gelingt, sie von der Geige wegzulotsen, werde als nächster Wunsch häufig das Klavier genannt. Dafür gibt es, ähnlich wie bei der Gitarre, ebenfalls einen großen Andrang.
Auch Bernadette und Moritz (beide 11) können sich kein anderes Instrument als die Violine vorstellen. Seit sechs Jahren haben sie bereits Unterricht. "Meine Eltern spielen zwar Trompete und Posaune", erzählt Bernadette. "Aber ich fand die Geige schon immer viel schöner."
Trotzdem hoffen die Verantwortlichen der Musikschule, dass demnächst auch bei den Blasinstrumenten ein ähnlicher Virtuose mit Kultfaktor ins Rampenlicht tritt. Er würde, so meinen sie, ihre Bemühungen auf jeden Fall etwas erleichtern.
Bliebe natürlich auch noch, die Zahl der Geigenlehrer einfach zu erhöhen, um der Nachfrage gerecht zu werden. Das sei nicht so einfach, erklärte Kulturstadträtin Jana Borkamp (B 90/Grüne). Zum einen fehle dafür das Geld. Außerdem werde es immer schwerer, geeignetes Personal zu finden. "Die meisten arbeiten auf einer nicht gerade üppigen Honorarbasis. Wer aber eine entsprechende Ausbildung hat, für den ist das oft nicht lukrativ." Und schließlich helfe es auch nicht weiter, wenn zwar das Angebot ausgeweitet wird, es aber dann an entsprechender Organisation fehle. Die derzeit etwa 4800 Musikschüler werden von viereinhalb Mitarbeitern in der Verwaltung betreut. Auch die zusätzlichen 2,5 Millionen, die der Senat auf alle Berliner Musikschulen verteilen will, würden an der Gesamtsituation wenig ändern.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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