Sandkastenspiele von morgen: Im Game Science Center in die virtuelle Zukunft eintauchen
Kreuzberg. Auf den ersten Blick sieht es hier aus wie in einer Spielhalle. Die Exponate erinnern an Daddelgeräte. Es summt, pfeift und quietscht.
Um Spielen geht es hier ja auch. Nur eben auf einem anderen Niveau. Denn das Game Science Center in der Besselstraße 14 ist eine Art digitales Schaufenster in die virtuelle Welt der Zukunft.
Das besondere Museum haben Cay Kellinghusen (34) und Cyrill Etter (33) im September 2014 eröffnet. Beide sind gelernte Programmierer und Entwickler. Eigentlich sei die ursprüngliche Idee gewesen, hier eine Art Präsentationsfläche für Start-ups einzurichten, die sich mit Hilfe von Crowdfounding etablieren wollen, erzählt Cay Kellinghusen. Sehr schnell sei das zugunsten des Game-Schwerpunkts verworfen worden. Aber auch hier gilt, dass das Augenmerk auf neuen und am Ende weit über das Spiel hinausreichende Innovationen liegt.
Durch Sensoren gesteuert
Etwa beim Leap Motion. Er besteht aus einem Bildschirm, aber ohne Tastatur. Die Aktion entsteht durch bloßes Bewegen der Hand oder Finger über einem Curser und mit Hilfe von Sensoren. "Wenn sie das weiterdenken, kann man zu der Frage kommen, ob diese Technik nicht irgendwann in Autos eingesetzt wird", meint der Museumschef.
Auch das virtuelle Ping Pong lässt noch einige Möglichkeiten erahnen. Der Spieler schlägt die Bälle gegen einen Flipper ähnlichen Kasten. Dabei muss er dort auftauchende Signets treffen. Und der Ball wird virtuell zu ihm zurückgespielt. Lucas (11) versucht sich gerade daran. Das Zuspiel mit dem Schläger klappt bei ihm noch nicht optimal. Besser funktioniert es, wenn er mit der bloßen Hand auf die Zeichen zielt. Und insgesamt findet Lucas das außergewöhnliche Tischtennis zwar ganz gut, aber noch mehr hat es ihm die Sandburg angetan.
Die passt eigentlich nicht ins Bild der digitalen Angebote und könnte deshalb als eine Art Beschäftigungsprogramm für kleinere Kinder gehalten werden. Aber weit gefehlt. Je nachdem, was in dem Sandkasten gebaut wird, entsteht dazu mittels Lichtsignalen die dazugehörige Topographie. Sie markiert die Höhenunterschiede bei einer Burg oder simuliert Wasser, wenn ein Baumeister Bäche oder Seen entstehen lässt.
Neue Fragen stellen
Wenn Cay Kellinghusen diese und weitere Angebote erklärt, dann vermittelt er sehr schnell, wie sehr er hier bei der Sache ist. Eintauchen, sich ausprobieren und dabei vielleicht auch zu neuen Fragen kommen – dazu sollen die Besucher animiert werden.
Die Zielgruppe ist das junge und interaktiv-affine Publikum. Aber nicht nur. Es sei manchmal auch interessant zu beobachten, wie sich ältere Erwachsene von den Spielen mitreißen ließen und sie als Herausforderung betrachten.
Und es kommen viele Familien. Sie hätte sich überlegt, was sie gemeinsam machen können und da sei ihr das Game Science Center eingefallen, meint die Mutter von Lucas. Ähnlich klingt das bei einer Frau, die mit ihren beiden Kindern aus Finsterwalde angereist ist. Ihr Sohn Tim (11) beschäftigt sich gerade mit einem Gerät, das beim Hantieren die eigenen Gesichtszüge, wenn auch etwas verfremdet, projiziert.
Von zunehmender Resonanz weiß auch Cay Kellinghusen zu berichten. 2015, im ersten vollständig geöffneten Jahr, wären rund 13 000 Besucher oder etwas mehr als 1000 im Monat gekommen. 2016 sind es zu manchen Zeiten bereits doppelt so viele gewesen. Positiv wirke sich dabei auch der Standort aus. "Wir liegen ziemlich genau zwischen dem Haus am Checkpoint Charlie und dem Jüdischen Museum."
Noch Luft nach oben
Rund 20 Exponate kann er derzeit anbieten. Es können auch noch mehr werden. Aber die Innovation muss interessant sein und etwas Neues versprechen. Bei den Möglichkeiten des Museums gebe es noch Luft nach oben. Cay Kellinghusen meint das in diesem Zusammenhang vor allem räumlich. Aber auch im übertragenen Sinn. tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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