181. Stadtführung führt zum Alfred-Döblin-Platz
Stilles Dreieck an der Dresdner
Bei meinem 181. monatlichen Stadtspaziergang lade ich Sie zum Alfred-Döblin-Platz ein.
Im Dreikaiserjahr 1888 bekam das Straßendreieck im Westen der einstigen Luisenstadt erstmals größere Aufmerksamkeit, als Berlins Markthalle VII. eröffnet wurde. Architekt war der stets zuständige Stadtrat Hermann Blankenstein. An der Dresdner Straße blieb ein repräsentatives Mietshaus mit prächtiger Neorenaissancefassade erhalten – nach Vorbild des Gropiusbaus an der Niederkirchnerstraße. Es besitzt ein großes Portal. Wer in die Markthalle wollte, musste dort durch. Der zweite Eingang war am Luisenstädtischen Kanalufer. Neben diesem hat Blankenstein einen seiner Ziegelbauten im typischen Rundbogen-Stil für eine Gaststätte mit Biergarten errichten lassen. Am heutigen Legiendamm gibt es die immer noch, sie heißt längst „Zur kleinen Markthalle“. Die Reste der „Großen“ verschwanden nach dem Krieg.
Wussten Sie, dass die ursprünglich 13 Hallen des Blankensteinschen Bauprogramms meist inmitten ärmerer, dichtbevölkerter Vorstädte der boomenden Reichshauptstadt standen? Von innen wirken die Übriggebliebenen mit ihren eisernen Säulen und den offenen Trägern hoher Oberlicht-Dächer über Mittel- und Seitenschiffen bis heute wie exakt berechnete Kreuzungen aus Fabrikhalle und Kathedrale.
Erste Grenzen wurde vor 100 Jahren gezogen
Vor hundert Jahren, in der neuen Einheitsgemeinde Groß-Berlin ist die historische Luisenstadt zwischen Mitte und Kreuzberg aufgeteilt worden, hier lief nun an Sebastian-, Luckauer und Waldemarstraße, und quer über die Dresdner ein Stück neue Verwaltungsgrenze bezirklicher Zuständigkeiten.
Der Alfred-Döblin-Platz bekam seinen Namen am 11. September 1978, einen Monat nach dem 100. Geburtstag des berühmten Autors. Der war als Kind 1888 von Stettin nach Berlin gezogen, wurde Nervenarzt und Schriftsteller, musste emigrieren, lebte bis 1957. Sein Roman „Berlin Alexanderplatz“, der mit großer Beobachterschärfe des wilden Großstadtlebens bis heute die Gemüter erregt, erschien 1929. Im Tonfilm von 1930 spielte Heinrich George den Franz Biberkopf. 1980 war Rainer Werner Fassbinders „Berlin Alexanderplatz“ als 14teilige Serie im Fernsehen, erneut ein Aufreger zwischen Begeisterung und Verdammung.
"Berlin Alexanderplatz"
mit einem Flüchtling aus Afrika
Nun gibt es im April die dritte Berlin-Alexanderplatz-Filmpremiere: In dieser aktuellen Fassung des Krimi-Dramas ist der Filmheld ein Flüchtling aus Afrika. Und egal wie die Zeiten waren oder sind - die Luftlinie zwischen dem ein wenig abseitigen Straßendreieck am Rande Kreuzbergs und dem immer wieder wilden Alexanderplatz misst eineinhalb Kilometer.
Der Spaziergang beginnt am 25. Januar um 11 Uhr. Treffpunkt ist die Ecke Prinzen- und Sebastianstraße.
Autor:Bernd S. Meyer aus Mitte |
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