Schnauzenbus und Pferdebahn
Technikmuseum Berlin übernimmt Raritäten von der BVG
Schnauzenbusse, Pferdebahnwagen und alte U-Bahnen: Zur Sammlung des Technikmuseums gehören jetzt auch historische Fahrzeuge der Berliner Verkehrsbetriebe.
Elf Straßenbahnen, sieben U-Bahn-Wagen und 14 Busse hat das Technikmuseum von der BVG übernommen. Das älteste Fahrzeug ist fast 160 Jahre alt. Der doppelstöckige Pferdebahnwagen Nummer 1 stammt aus dem Jahr 1865 und ist damit der älteste in Europa erhaltene Straßenbahnwagen. Er wurde bereits 1890 zu einem Museumsstück. Weitere Highlights der Sammlung sind die berühmten Berliner „Doppeldecker-Schnauzenbusse“ aus der Vorkriegszeit. Sie wurden wegen ihrer langen Motorvorbauten so genannt. Auch alte U-Bahnwagen der Serien A, B und C, gebaut zwischen 1908 und 1930, gehören jetzt dem Technikmuseum. Einige dieser U-Bahnwaggons hat der berühmte Architekt Alfred Grenander gestaltet. Viele seiner zwischen 1902 und 1931 entstandenen U-Bahn-Stationen prägen Berlin bis heute. Beispielsweise an der Jannowitzbrücke, im Gesundbrunnen und am Wittenbergplatz. Erst im vorigen Jahr bekam die Sammlung mit dem U-Bahnwagen Nummer 86 der Serie A1 Zuwachs. Auch dessen Innenraum hatte Grenander seinerzeit entworfen. Ehrenamtliche restaurierten den Wagen in jahrzehntelanger Arbeit in seinen ursprünglichen Zustand von 1908 zurück.
Alle Fahrzeuge stammen aus der sogenannten Britzer Sammlung, die die BVG seit den 1960 Jahren in West-Berlin aufgebaut und in einem ehemaligen Straßenbahnbetriebsbahnhof an der Britzer Gradestraße deponiert hatte. 1993 musste die BVG den Standort aufgeben und die Fahrzeuge zogen in die Monumentenhalle des Technikmuseums um. Dort werden sie seitdem liebevoll und fachgerecht gepflegt. Dank einer vertraglichen Einigung mit der BVG ist die Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin nun auch die Eigentümerin der 32 historischen Verkehrsmittel. „Die historische Fahrzeugsammlung der BVG ist bei uns in besten Händen“, verspricht Stiftungsvorstand und Museumsdirektor Joachim Breuninger. „Unser Museum versteht sich auch als Diskussionsplattform zu Zukunftsthemen wie der Verkehrswende. Der Blick zurück ist dabei ausgesprochen hilfreich.“ Historische Fahrzeuge seien zudem eine wichtige historische Quelle und bei den Berlinern „ausgesprochen beliebt“. Und auch BVG-Betriebsvorstand Rolf Erfurt sieht die „wertvollen Raritäten der Berliner Verkehrsgeschichte bei den Fachleuten des Museums in allerbesten Händen“. Derweil laufe bei der BVG die Erneuerung und Erweiterung der Fahrzeugflotte auf Hochtouren. „Wir gehen mit viel Energie in die Zukunft“, so Erfurt.
Highlights der Sammlung noch
in diesem Jahr zu sehen
Laut Technikmuseum sollen die Highlights der Sammlung noch in diesem Jahr zu sehen sein. Der doppelstöckige Pferdebahnwagen etwa wird dann in der neuen Dauerausstellung „Schienenverkehr“ im historischen Lokschuppen auf dem Gelände des Technikmuseums an der Trebbiner Straße 9 alle Blicke auf sich ziehen, inklusive zweier Pferde-Attrappen. Später kommt dort der U-Bahnwagen 86 hinzu. Jetzt schon auf dem Freigelände zu bewundern ist das jüngste Stück der Sammlung: ein U-Bahnzug der Baureihe F79.
Tage der offenen Tür wird das Museum im Depot für Kommunalverkehr in der Monumentenhalle nicht mehr anbieten können. Grund ist der schlechte Gebäudezustand der Hallen. Ein Teil der Objekte soll aber in die Dauerausstellung „Schienenverkehr“ umziehen. Außerdem plant das Technikmuseum für sein diesjähriges Jubiläumsjahr „40 Jahre DTM“ limitierte Führungen durch das Depot.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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