Vom Jugendstil bis zur Moderne
Technikmuseum zeigt Berliner U-Bahnzüge von gestern und morgen
Fans der Berliner U-Bahn können sich jetzt zu einer Zeitreise in die Zukunft aufmachen. Das Deutsche Technikmuseum zeigt ab Juni zusammen mit der BVG Berlins neue U-Bahn-Baureihe J/JK. Auch zwei historische Bahnen sind dann ausgestellt. Ein 360-Grad-Modell der neuen Reihe ist aber schon jetzt „begehbar“.
Das Technikmuseum ist zwar noch zu. Doch die U-Bahn-Züge der Zukunft lassen sich schon heute erkunden: in einem virtuell begehbaren 360-Grad-Modell. Per Mausklick geht’s vom Fahrgastraum durch das Multifunktionsabteil bis in die Fahrerkabine. Dank der hohen Auflösung lässt es sich in jeden Winkel hineinzoomen. Multimediale Infopoints erklären in Texten, Audio- oder Videoclips alles zum Lichtdesign oder zur Barrierefreiheit.
Erstellt wurde das 360-Grad-Modell von der „TeamOn“ GmbH aus rund 200 Einzelaufnahmen von einem Mock-up, also dem Eins-zu-Eins-Modell der neuen U-Bahn-Baureihe J/JK. Das Modell hatten die Berliner Verkehrsbetriebe im Frühjahr 2020 bei Stadler bestellt. Mehr als 161 Millionen Pixel sorgen im digitalen Modell für eine spektakuläre Detailschärfe. „Wir freuen uns sehr, dass wir unsere Begeisterung für die neue U-Bahn-Generation mit allen Fans unserer U-Bahn teilen können und alle mit diesem tollen Instrument einen lebensnahen ersten Eindruck von den mit Spannung erwarteten Fahrzeugen bekommen“, so BVG-Vorstand Rolf Erfurt.
Der virtuelle U-Bahnzug ist aber nur der erste Schritt. Um die Vorfreude der Berliner auf die modernen Züge zu beflügeln, wird es im Technikmuseum eine weitere Premiere geben. Sobald das Museum wieder offen ist, kann das echte Eins-zu-Eins-Modell der neuen Baureihe „JK“ bestaunt werden. Und es wird nicht allein sein. Das Technikmuseum schlägt in Kooperation mit der BVG im historischen Lokschuppen einen großen Bogen aus den Anfängen der Berliner U-Bahn im Jahr 1902 über die Gegenwart bis in die Zukunft. Direkt neben dem Mock-up auf Gleis 15 steht der Wagen 86 der Baureihe A1 von 1908. Er ist der älteste noch erhaltene U-Bahnwagen Deutschlands. Mit seinem blechbeplankten Holzaufbau war der Wagen bis 1969 im Einsatz. Nach Zwischenstationen, unter anderem als Kantinen-Getränkelager der Betriebswerkstatt Friedrichsfelde, wurde er 1975 in die Liste technischer Denkmäler der DDR aufgenommen. Ehrenamtliche der Arbeitsgemeinschaft U-Bahn begannen in den 1980er Jahren mit der Restaurierung des Jugenstil-Juwels, die sich bis 2017 hinzog und mit dem Industriekulturpreis der Georg-Agricola-Gesellschaft für Technikgeschichte ausgezeichnet wurde. Das Besondere dabei: Ein Kunsttischler rekonstruierte in sorgfältiger Handarbeit die Inneneinrichtung. Deren geschwungene Jugendstilformen hatte einst der schwedische Architekte Alfred Grenander entworfen. Grenander war von 1902 bis 1931 der Hausarchitekt der Berliner U-Bahn.
Von A bis J
Ein Doppeltriebwagen der Baureihe F79 von 1980 rundet die historische Präsentation ab. Mit genau diesem Fahrzeug war am 1. Oktober 1980 die U7 nach Spandau eröffnet worden. Die U-Bahn-Serien F74 bis F79 lösten in den 1970er Jahren die Vorkriegsbaureihen in West-Berlin ab. In den nächsten Jahren werden nun auch sie von den Gleisen verschwinden. Eigens für die Ausstellung hat die Arbeitsgemeinschaft U-Bahn den Wagen 2700 wieder in den Zustand von 1980 versetzt. Also ohne Fahrgastfernsehen und Liniennummern auf den Anzeigen.
Der Titel der Ausstellung „Von A bis J – Berliner-U-Bahnen von 1902 bis 2072“ kommt nicht von ungefähr. Die U-Bahn-Baureihen benennt die BVG nämlich mit fortlaufenden Buchstaben. Inzwischen ist Berlin beim „J“" angekommen. Die neuen Züge sollen bis 2032 geliefert werden und mindestens 40 Jahre unterirdisch durch Berlin rollen. Die ersten Fahrzeuge erwartet die BVG bis Ende 2022 für Testfahrten. Laut den Verkehrsbetrieben wären bis zu 1500 Wagen der neuen Baureihe von der Firma Stadler in Pankow beschaffbar. Aktuell verfügt die BVG über mehr als 1300 U-Bahn-Wagen verschiedener Baureihen. Alle U-Bahnen in der Hauptstadt vereint eine Ur-Berliner Eigenheit: Als älteste U-Bahn Deutschlands verfügt das Berliner Netz über sogenannte Klein- und Großprofillinien mit jeweils eigenen Fahrzeugabmessungen. So können Kleinprofilzüge maximal 2,4 Meter breit sein, Großprofilzüge hingegen 2,6 Meter. Die Baureihen führen daher für das Kleinprofil das „JK“ im Namen, während die Großprofilzüge nur als „J“ benannt sind.
Das Technikmuseum an der Trebbiner Straße 9 will am 1. Juni wieder öffnen. Das Mock-up ist dort dann bis Ende Mai 2022 zu sehen. Zum 360-Grad-Modell geht’s unter unternehmen.bvg.de/neue-u-bahn. In einem kurzen Film stellt die BVG in Kooperation mit dem Technikmuseum außerdem die gemeinsame U-Bahn-Präsentation vor und zwar auf unternehmen.bvg.de/neue-u-bahn oder im Youtube-Kanal des Museums.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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