Mit Forschern auf Eisbärenwacht
Technikmuseum zeigt Mitmachausstellung zur Polar-Expedition
Das Technikmuseum nimmt Besucher mit auf Klima-Expedition. „Dünnes Eis“ heißt die Sonderausstellung über die bedrohte Arktis. Es gibt ein Forschungsschiff, eine Eisbärenwacht und viele Mitmachangebote.
Eisiger Wind, klirrende Kälte und monatelange Dunkelheit: Die Expedition der „Polarstern“ in die Arktis war extrem. Über ein Jahr lang driftete das Forschungsschiff ab 2019 durchs Nordpolarmeer, angedockt an eine Eisscholle. So konnte das internationale Forschungsteam Phänomene beobachten und erforschen, die bislang verborgen waren.
Die Ausstellung „Dünnes Eis“ im Deutschen Technikmuseum nimmt die Besucher mit auf diese Expedition. Schulklassen und Familien erfahren, wie es ist, in der Arktis zu forschen. Sie messen die Eisdicke, suchen nach Mikroorganismen und finden heraus, wie lange es das mehrjährige Eis noch geben wird. Klar wird: Die Arktis ist unser Frühwarnsystem. Und die Warnung ist deutlich. Es bleibt wenig Zeit. Denn im Laufe der vergangenen Jahrzehnte hat die arktische Eisdecke dramatisch abgenommen. Laut Forschern waren in den 1980er Jahren noch rund sieben Millionen Quadratkilometer Ozean mit Eis bedeckt. Jetzt sind es nur noch rund 4,5 Millionen Quadratkilometer. Hält dieser Trend an, wird die Arktis in manchen Sommern nahezu komplett eisfrei sein.
Um solche Voraussagen zu verstehen, muss jedoch erst der Status quo verstanden werden. Deshalb brach das Forschungsschiff „Polarstern“ des Alfred-Wegener-Instituts im Herbst 2019 zur Expedition in die Arktis auf. Ein Jahr lang sollten mehrere Forschungsteams Klimadaten sammeln. Heute liegen erste Ergebnisse vor und zeigen deutlich, dass sich das Klima der Arktis bereits stark verändert hat. Doch noch ist es nicht zu spät. Diese Botschaft hat das Technikmuseum dazu angeregt, die Expedition zum Thema einer Ausstellung zu machen. Die Botschaft: Es besteht noch Hoffnung für die Arktis und das gemäßigte Klima in Europa, aber nur, wenn sich Gesellschaft und Politik dazu entscheiden, jetzt zu handeln.
Um das Wissen praktisch zu machen, schlüpfen Groß und Klein in der Ausstellung in die Rolle der Forscher. An Bord der „Polarstern“ erfahren sie, wie kompliziert es ist, mit dicken Polarhandschuhen Messinstrumente zusammenzuschrauben, die Sicherheitsausrüstung zu beherrschen und sich der Gefahr von Eisbären auszusetzen. Eine selbstgebaute Hütte, die dem Eisbärenwacht-Team auf der „Polarstern“ Schutz gegen Kälte und Wind bot, ist eines der Highlights der Ausstellung. Bekritzelt wie eine Schultoilette finden sich dort Eindrücke aus dem Alltag der Eisbärenwächter. Im zweiten Teil der Ausstellung verlassen die Besucher das Schiff und betreten das Forschungscamp. An fünf Forschungsstationen wird gezeigt, mit welchem technischen Aufwand und personellem Einsatz Daten gesammelt werden. So misst etwa der Heliumballon „Miss Piggy“ die Temperatur über der Arktis und die Tauchroboter „Beast“ und „Beauty“ sammeln Proben von Mikroorganismen, die an der Unterseite des Meereises leben. Eisbohrkerne geben Aufschluss über die uralte Geschichte des Eises.
Im letzten Teil der Ausstellung kehren die Besucher zurück aufs Schiff und stellen fest: Die Forschungsergebnisse sprechen eine deutliche Sprache: Es ist Zeit zu handeln. Das Expeditionsteam kommt zu Wort, und auch die Besucher sind aufgefordert, ihre Thesen zum Klimawandel an die Wand zu pinnen. „Gerade auf die jungen Menschen und die Familien kommt es an beim Klimaschutz“, sagt Markus Rex, Expeditionsleiter und Klimaforscher am Alfred-Wegener-Institut. „Wir nehmen sie gerne mit auf unsere Reise in die schwindende Welt des Arktischen Eises. Hier im Epizentrum des Klimawandels zu forschen, ist wahnsinnig spannend und das kann in der Ausstellung nun jede und jeder selber erleben.“
"Dünnes Eis" ist noch bis zum 8. September im Technikmuseum, Haus "Ladestraße & Science Center Spectrum" in der Möckernstraße 26 zu sehen. Für Schulklassen und Familien gibt es ein kostenfreies Begleitprogramm. Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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