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Vorteile durch Vorurteile: „Die unüblichen Verdächtigen“

„Die unüblichen Verdächtigen“ ist ein Partyspielspaß mit Ironie und Witz. | Foto: L.U. Dikus
  • „Die unüblichen Verdächtigen“ ist ein Partyspielspaß mit Ironie und Witz.
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Vorurteile sind aus Gründen der psychischen Ökonomie unverzichtbar, um durchs Leben zu kommen. Nur sollte man stets bereit sein, sie zu revidieren, sobald sich dazu ein Anlass ergibt. Wie sie sich zum Quell allgemeiner Heiterkeit machen lassen, demonstriert das kooperative Partyspiel „Die unüblichen Verdächtigen“.

Während ein Teilnehmer in die Rolle des Zeugen schlüpft, bilden die übrigen ein Ermittlerteam. Zwölf Karten mit Porträtaufnahmen der Verdächtigen werden dem Zeugen vorgelegt, der aufgrund einer verdeckt gezogenen Karte als einziger erfährt, wer dieses Mal der Gesuchte ist.

Die Vernehmung erfolgt anhand vorformulierter Fragen, die kurioser Weise nicht auf die äußere Erscheinung gerichtet sind, sondern auf daraus gefolgerte Eigenschaften, Ansichten oder Vorlieben. Kostprobe: Glaubt er/sie an Außerirdische? Ist er/sie rassistisch? Spielt er/sie Brettspiele?

Ein weiteres Problem besteht darin, dass sich der Zeuge darauf beschränkt, mit ja oder nein zu antworten. Die Ermittler müssen sich auf mindestens einen Verdächtigen einigen, der nicht zu dieser Antwort passt. Je mehr sie als unschuldig erkennen, desto geringer die verbrauchte Zeit für die Überführung des Täters. Ist dieser jedoch unter den Entlassenen, haben alle sofort verloren.

Es geht dabei weniger um die eigenen Vorurteile als darum sich vorzustellen, welche Klischees und Stereotypen der Zeuge wohl mit den Äußerlichkeiten der Verdächtigen verknüpft sieht. Bisweilen besteht sofort für mehrere Personen Einvernehmen, oft wird aber auch intensiv diskutiert und dabei jenseits aller Politischen Korrektheit lauthals gelacht. Bei größeren Gruppen bietet es sich an, zwei Teams zu bilden, die im Wettkampfmodus über mehrere Runden ein besseres Punktergebnis anstreben. So oder so: ein völlig unübliches Spielvergnügen! Nur der Altersangabe des Verlags 8+ sollte man nicht trauen, weil Kinder mit dem selbstironi-schen Grundton des Gesche-hens erfahrungsgemäß über-fordert sind.

„Die unüblichen Verdächtigen“ von Paolo Mori; Heidelberger Spieleverlag; für 3 bis 18 Teilnehmer ab 16 Jahren; 30 Minuten; circa 20 Euro.

Autor:

L.U. Dikus aus Kreuzberg

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