Akademie des Jüdischen Museums heißt jetzt nach W. Michael Blumenthal

Michael Blumenthal zusammen mit dem amerikanischen Botschafter John B. Emerson. | Foto: Thomas Frey
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Kreuzberg. Am 3. Januar wurde W. Michael Blumenthal, Gründungsdirektor des Jüdischen Museums, 90. Jahre alt. Vier Tage später gab es im Haus an der Lindenstraße das Geburtstagsfest mit einem besonderen Geschenk.

Denn während der Veranstaltung wurde die Umbenennung der Jüdischen Akademie auf der gegenüber liegenden Straßenseite in W. Michael Blumenthal Akademie bekannt gegeben. Nach dem Ende der Feier war der neue Name bereits angebracht.

Damit würdigt das Museums nicht nur Blumenthals Beitrag zur Gründung der Akademie, sondern insgesamt sein gesellschaftliches Engagement und seine politische Vision. Und ohne seinen Einsatz hätte es das Jüdische Museum, zumindest in der heutigen Form und Akzeptanz, wohl nicht gegeben.

Deutlich wurde das noch einmal bei der Geburtstagsgala, zu der mehr als 400 Gäste in den Glashof des Museums gekommen waren. Darunter auch viel Prominenz, etwa Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und Kulturstaatsministerin Monika Grütters (beide CDU), der Regierende Bürgermeister Michael Müller und sein Vorgänger Klaus Wowereit (jeweils SPD), der amerikanische und der israelische Botschafter oder Schauspielerin Iris Berben, um nur einige zu nennen.

Sie alle würdigten ein außergewöhnliches, schicksalhaftes, faszinierendes Leben, das deutsch-jüdische und amerikanische Geschichte fast eines Jahrhunderts widerspiegelt. Und das in den vergangenen zwei Jahrzehnten wieder zu seinen Berliner Wurzeln zurückgefunden hat.

Die Biografie Blumenthals wurde in Form einer Revue präsentiert. Mit dem ehemaligen Berliner Kultursenator Christoph Stölzl als Rezitator und einem Ensemble der Musikhochschule Hanns Eisler, das für die musikalischen Einlagen sorgte. Geboren am 3. Januar 1926 in Oranienburg wächst Werner Michael Blumenthal in Berlin in einer assimilierten und liberalen jüdischen Familie in Berlin auf. Seine Mutter betreibt am Olivaer Platz ein Textilgeschäft.

Die Blumenthals stehen für viele deutsche Juden, die den Kulturbruch von 1933 lange nicht verstehen konnten. Erst 1939 entschließen sie sich zur Flucht. Sie überleben den zweiten Weltkrieg in Schanghai, nach dessen Ende gelingt Michael Blumenthal die Einreise in die USA. Dort macht er Karriere als Wissenschaftler, Wirtschaftsmanager und Politiker. Der Demokrat gehörte bereits zum Beraterstab von John F. Kennedy. 1977 wird der Einwanderer mit deutschen Wurzeln amerikanischer Finanzminister.

Dass ihn sein Lebensweg dann erneut in die Stadt seiner Kindheit zurückführen würde, war lange nicht abzusehen. Erst der Mauerfall 1989 weckte Michael Blumenthals Wiederinteresse an Berlin. Mehrfach kam er in den Jahren danach, um seine Familiengeschichte zu recherchieren. Das blieb nicht unbemerkt. Und als sich beim Projekt Jüdisches Museum die Fronten völlig verhärtet hatten, kommt 1997 die Anfrage, ob er nicht Interesse hätte, sich hier zu engagieren.

Er wird Gründungsdirektor und macht schnell deutlich, wie er sich das künftige Konzept vorstellt. Es soll ein Haus mit einem niederschwelligen Zugang werden. "Willkommen, Bienvenue, Welcome", der Evergreen aus dem Musical "Cabaret" wurde dafür das musikalische Motto. Und er will die deutsch-jüdische Geschichte in all ihren Epochen und Facetten darstellen und nicht nur begrenzt auf den Holocaust.

Der Erfolg hat ihm längst recht gegeben. Seit der Eröffnung im September 2001 haben mehr als zehn Millionen Menschen das Jüdische Museum besucht.

Neues ausprobieren, vorhandene Grenzen überwinden und das aus einer freien und selbstbestimmten Haltung heraus. Dieser unkonventionelle Wesenszug zieht sich durch sein ganzes Leben. So auch bei der Akademie, in deren Rahmen er sich nicht zuletzt für das jüdisch-islamisches Forum stark gemacht hatte. tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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