Der Unternehmer Klaus Zapf starb im Alter von 62 Jahren

Lenin-Skulptur am Eingang. Die Firmenzentrale von Zapf an der Köpenicker Straße. | Foto: Frey
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Kreuzberg. Er war eine der schillerndsten Kreuzberger Figuren. Linksradikaler, Firmenchef, Revolutionär und Multimillionär.

All das verkörperte Klaus Emil Heinrich Zapf in einer Person. Am 20. August ist der Gründer des gleichnamigen Umzugsunternehmens im Alter von 62 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben.

Klaus E. H. Zapf kam Anfang der 70er-Jahre aus Baden nach West-Berlin. Wie bei vielen anderen in dieser Zeit wollte er mit seinem Umzug in die geteilte Stadt der Bundeswehr entgehen. Zapf studierte zunächst Jura und bewegte sich in der Hausbesetzer- und Alternativszene. Gerade in diesem Milieu waren häufige Wohnungswechsel an der Tagesordnung. Daraus entwickelte sich die Geschäftsidee. Nachdem sich Zapf zunächst vor allem auf Entrümpelungen besetzter Häuser spezialisiert hatte, gründete er 1975 seine Umzugsfirma. Das erste Auto war ein Ford Transit. Der Chef hatte selbst nie einen Führerschein besessen.

Zapf lieferte das Personal und das Equipment für die Ortswechsel. Sein Unternehmen galt als preiswert und verschwiegen. Das sprach sich herum, auch in bürgerlichen und Prominentenkreisen. Als Parlament und Regierung Ende der 90er-Jahre von Bonn nach Berlin kamen, hat die Firma Zapf nach Schätzungen rund zwei Drittel des Umzugs abgewickelt. Heute hat das Unternehmen rund 600 Mitarbeiter, 14 Niederlassungen und bewältigt pro Jahr rund 60 000 Aufträge.

Aus dem Hausbesetzer wurde deshalb ein reicher Mann. In seinem Leben spielte Geld aber keine großer Rolle. Klaus Zapf trug am liebsten Second Hand Klamotten, kaufte beim Discounter und betätigte sich ab und zu sogar als Flaschensammler. Den einzigen Luxus, den er sich leiste, sei eine Bahncard erster Klasse, sagte er vor einiger Zeit in einem Interview.

Und getreu seiner linken Ideologie war er auch schwer dafür, dass Wohlhabende vom Staat stärker zur Kasse gebeten werden sollen. Neben den fairen Löhnen engagiert sich das Unternehmen bei zahlreichen Projekten und Initiativen, etwa dem Karneval der Kulturen. Nach seinem ersten Herzinfarkt im Jahr 2000 zog sich Klaus Zapf aus dem operativen Geschäft zurück.

In den vergangenen Jahren machte er vor allem als Aktionärsschreck von sich reden. Er kaufte Anteile an börsennotierten Unternehmen und überzog die Vorstände danach mit Einwänden und Klagen.

Seit den Anfängen befand sich der Firmensitz auf einem Areal am Spreeufer in der Köpenicker Straße. Einst abseits an der Grenze gelegen, ist es inzwischen längst ein Filetgrundstück. Ein neues Wohnquartier soll an dieser Stelle entstehen. Die Firma Zapf ist grundsätzlich dazu bereit, die Fläche zu räumen. Allerdings erst dann, wenn sie adäquaten Ersatz gefunden hat und dorthin umgezogen ist.

Klaus Zapf wird diesen Wegzug aus Kreuzberg nicht mehr miterleben. Er habe es ohnehin nicht mehr so sehr mit häufigen Wohnungswechseln, sondern sei mittlerweile sesshaft geworden, sagte er vor kurzem. "Meinen letzten Umzug werde ich auf den Friedhof meiner Heimatstadt Eppingen in Baden machen." Genauso wird es jetzt passieren.

Thomas Frey / tf
Lenin-Skulptur am Eingang. Die Firmenzentrale von Zapf an der Köpenicker Straße. | Foto: Frey
Der Unternehmer Klaus Zapf wurde 62 Jahre alt | Foto: Zapf
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Thomas Frey aus Friedrichshain

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