Rio Reiser löst Prinz Heinrich ab
Ein Platz für den „König von Deutschland“

„König von Deutschland“ statt Prinz von Preußen: Aus dem Heinrich- wurde der Rio-Reiser-Platz.  | Foto: Ulrike Martin
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Der Heinrichplatz ist Geschichte. Er heißt jetzt nach Rio Reiser, dem Sänger der Politrockband Ton Steine Scherben. Zur Umbenennung am 21. August waren mehrere Tausend Menschen gekommen, um mit der Musik des „Königs von Deutschland“ zu feiern – fast genau 26 Jahre nach seinem Tod. Reiser starb am 20. August 1996.

„Rio war mein Idol, es ist eine Ehre, die Show hier moderieren zu dürfen“, sagte Drag Queen Gloria Viagra zum Start des Bühnenprogramms. Passend zur Umbenennung spielten die verbliebenen Musiker von Ton Steine Scherben als ersten Song den Titel „Alles verändert sich“. Für Bürgermeisterin Clara Hermann (B‘90/Grüne) ist der neue Name eine gute Sache: „Schön, dass es endlich den Rio-Reiser-Platz gibt, das war überfällig.“ Der homosexuelle Sänger war und sei noch vielen Menschen der LSBTTIQ-Bewegung ein Vorbild, so Hermann weiter.

Symbolische Rückkehr nach Hause

Als prominenter Festgast kam auch Staatskulturministerin Claudia Roth (B‘90/Grüne). Sie war von 1982 bis 1985 Managerin von Ton Steine Scherben und lebte mit ihrem Freund, dem Keyboarder Martin Paul, und der Band in deren Bauernhaus im nordfriesischen Fresenhagen. „Für Rio wäre die Umbenennung eine Anerkennung und die Aufforderung weiter zu träumen, denn der Traum ist nicht aus“, sagte sie und bezog sich damit auf einen weiteren Songtitel. „Die Einweihung heute ist eine symbolische Rückkehr von Rio Reiser nach Hause, in einen Bezirk, in dem er jahrelang lebte“, so die Ministerin.

Benennung wegen Corona verschoben

Die Benennung nach Rio Reiser (bürgerlich Ralph Christian Möbius) war bereits 2020 geplant, musste aber wegen Corona verschoben werden. Zudem gab es Einsprüche von Anwohnern, die aber als unzulässig zurückgewiesen wurden. Nach einer Bürgerbeteiligung im November 2019 fiel die Entscheidung zugunsten des neuen Platznamens. Vorausgegangen war ein Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung von 2018. Das Projekt war nicht unumstritten, denn eigentlich soll der Anteil der nach Frauen benannten Straßen und Plätzen erhöht werden.

Am Haus an der Ecke zur Mariannenstraße klebten am Festtag einige der Einsprüche gegen die Umbenennung. Unter anderem war dort zu lesen „Heini bleibt!“ Der „Heini“ hieß seit 1849 nach Heinrich von Preußen (1781–1846), einem jüngeren Bruder von König Friedrich Wilhelm III. (1770–1840).

Neue Visitenkarten brauchen die Anwohner nicht. Direkt am Platz steht kein Haus, eine Adressänderung ist also nicht notwendig.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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