Adressen-Wirrwarr nach "holprigem Start"
Audre-Lorde-Straße bekommt nach Monaten jetzt ihre Schilder
Seit über einem halben Jahr heißt ein Teil der Manteuffelstraße nun schon Audre-Lorde-Straße. Viele Anwohner hatten davon aber gar nichts mitbekommen, weil die neuen Schilder fehlten. Die sollen im Mai nun endlich kommen.
Der nördliche Teil der Manteuffelstraße trägt bald auch sichtbar den Namen Audre-Lorde-Straße. Laut Bezirksamt wurde jetzt eine Firma mit dem Anbringen der neuen Straßenschilder beauftragt. Passieren soll das spätestens Anfang Mai. Im Zuge der Umbenennung muss das Amt 65 Hausnummern der Audre-Lorde-Straße neu vergeben. Die Ummeldung im Bürgeramt soll gebührenfrei sein. Erfahren haben die Anwohner davon in einem dreiseitigen Amtsbrief. Gleich im ersten Satz entschuldigt sich Bürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne) dafür, „nicht frühzeitig über die Umbenennung der Manteuffelstraße in Audre-Lorde-Straße“ informiert zu haben. Sie hoffe aber sehr, dass die Anwohner trotzdem „nach dem holprigen Start positiv auf den neuen Straßennamen blicken können“.
Für die Anwohner kommt dieses Informationsschreiben allerdings viel zu spät. Den Straßennamen zwischen Köpenicker und Skalitzer Straße hatte das Bezirksamt schon im September 2023 geändert und einen Monat später im Amtsblatt veröffentlicht. Somit ist die Straßenumbenennung seit fast sieben Monaten rechtskräftig. Die Anwohner aber haben davon gar nichts mitbekommen, weil der Bezirk sie über die Umbenennung nicht informiert hat. Das Amtsblatt liest kaum einer und neue Namensschilder waren auch nirgends zu sehen. Das sorgte über Monate für Adressen-Wirrwarr, denn Post und Behörden führten die ehemalige nördliche Manteuffelstraße bereits offiziell als Audre-Lorde-Straße. Grund genug für die Anwohnergruppe „KreuzbergFürAlle“, das Ganze eine Posse zu nennen. „Dumm gelaufen ist das für die Anwohner, die bis heute meinen, in der nördlichen Manteuffelstraße zu wohnen, aber schon längst offiziell in der Audre-Lorde-Straße leben, auch wenn ihre Straßenschilder noch den Namen Manteuffelstraße tragen.“ Besonders ärgerlich sei das für Berufstätige und Gewerbetreibende, die ohne Kenntnis der richtigen Adresse womöglich Aufträge verloren hätten. „Die betroffenen Anwohner, mit denen wir sprachen, waren wütend und verwirrt und hatten viele Fragen.“
Von der allgemeinen Verunsicherung bekamen auch die Bezirksverordneten Wind. In der März-Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) forderten Linke, Grüne und SPD, den „Unsinn sofort zu beenden“ und die neuen Straßenschilder „unverzüglich anzubringen“. Das Bezirksamt hatte zuvor mitgeteilt, dass die Schilder bereits „zur Verfügung“ stehen, man aber noch eine würdige Einweihungsfeier organisieren wolle. Doch der eigentliche Grund für den monatelangen Zeitverzug war das Nummerierungsverfahren der Audre-Lorde-Straße, wie sich in der Sitzung herausstellte. Demnach hätte es eine „massive Unterbrechung der Hausnummern“ gegeben, die laut Rechtsamt aber nicht zulässig sei, so Clara Herrmann. Stattdessen brauche es eine fortlaufende Nummerierung. „Wir werden unsere Lehre daraus ziehen.“ Das Verfahren für künftige Straßenumbenennungen will das Bezirksamt jetzt verbessern.
Laut Informationsschreiben gelten die neuen Hausnummern in der Audre-Lorde-Straße erst ab August. Das dauert vor allem wegen der Europa-Wahl im Juni so lange. Damit sich der Adressen-Wirrwarr nicht wiederholt, sollen die Anschriften der Audre-Lorde-Straße bis dahin mit den jetzigen Hausnummern gelten. Im südlichen Teil der Manteuffelstraße, die zwischen Skalitzer und Paul-Lincke-Ufer ja immer noch so heißt, ändert sich nichts.
Die Bezirksverordneten hatten Anfang 2019 beschlossen, eine Straße nach der afro-amerikanischen Dichterin und Bürgerrechtlerin Audre Lorde zu benennen. Zwei Jahre später fiel dann die Entscheidung für die Manteuffelstraße. Der offizielle Festakt für die Umbenennung ist für 28. Juni geplant.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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