Chaotische Versammlung zum Görlitzer Park
Ausgangspunkt der Empörung war der seit November erfolgte Rückschnitt zahlreicher Sträucher im Rahmen der Task Force gegen den Drogenhandel. Manche Naturfreunden geißelten die Aktion als Kahlschlag. Noch rabiater waren andere Meinungsäußerungen, die in dem Vorgehen eine repressive Polizeimaßnahme sahen. Und dass die Bevölkerung im Vorfeld nicht informiert wurde, bot ebenfalls Anlass für lautstarke Attacken.
Die bekam vor allem Baustadtrat Hans Panhoff (Bündnis 90/Grüne) ab, der sich als "Plattmacher" und "Rassist" beschimpfen lassen musste. Erst recht, als er das Lichten der Sträucher verteidigte. Es sei darum gegangen, für mehr Sicherheit im Görli zu sorgen, erklärte er und erinnerte an zahlreiche Überfälle und die Eskalation im Herbst. Damals hatte der Betreiber einer Shisha-Bar unweit des Parks zwei mutmaßliche Dealer niedergestochen.
Wieso deshalb der Park rasiert werden müsse, leuchtete den Protestlern nicht ein. Auch der Verweis darauf, dass zahlreiche Anwohner die Aktion begrüßt hätten, wurde mit Gelächter quittiert. Für die Aktivisten und Sympathisanten ist die Sache eindeutig: Arme Menschen sollen rigide aus dem Görli verdrängt werden. So wie das bereits mit vielen Anwohnern rund um die Anlage passiert sei.
Bei dieser Begleitmusik fiel es schwer, das künftige Parkpflegekonzept vorzustellen. Tapfer und ohne Unterstützung durch ein Mikrofon versuchte das Barbara Markstein vom beauftragten Büro Ökologie und Planung. Wegen der ständigen Störungen hatte ihr Vortrag bisweilen Züge einer Slapstick-Einlage. Wenn sie davon sprach, dass im Park weitere Anbauflächen geschaffen werden sollen, grölte es "Ja, für Cannabis". Bei ihrer Anmerkung, durch das Abholzen im vergangenen Herbst sei auch der Nistplatz für einige Vogelarten verlustig gegangen, kam der Kommentar "Auch die Vögel werden gentrifiziert."
Dabei bemühte sich Barbara Markstein redlich, Brücken zu den renitenten Zwischenrufern zu schlagen. Auch sie hatte manches an dem flächendeckenden Ausdünnen des Gehölzes auszusetzen. Zumal das im Rahmen des Parkpflegewerks ohnehin hätte stattfinden sollen. Aber eben etwas dezenter und unter Einbeziehung der Bürger.
Dafür sind mit interessierten Teilnehmern in diesem Sommer andere gemeinsame Pflegeaktionen vorgesehen. In puncto Umgestaltung sollen neue Bäume gesetzt, Spielplätze saniert oder Wege mit einem Tennenbelag versehen werden. Auch ein Hundeauslaufgebiet ist angedacht. Im Frühjahr soll das Konzept vorliegen. Jeder kann sich mit Vorschlägen beteiligen. Alle Informationen finden sich unter www.unsergoerli.de.
Ebenfalls geplant ist das Schließen von drei Eingängen, was Barbara Marktstein mit Bodenerosionen und damit ökologischen Ursachen begründete. Dagegen regte sich ebenfalls Protest.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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