"Ein ganz normaler Tag im Park"
Chillen im Görli am 1. Mai

Voller Görli am 1. Mai 2018. Damals gab es ein organisiertes Bühnenprogramm. In diesem Jahr soll der Park zu einer Art Ruhezone werden. | Foto: Thomas Frey
  • Voller Görli am 1. Mai 2018. Damals gab es ein organisiertes Bühnenprogramm. In diesem Jahr soll der Park zu einer Art Ruhezone werden.
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Was soll am 1. Mai im Görlitzer Park passieren? "Nüschts", lautet der ebenso knappe wie konkrete Vorschlag von Sima (14). Aber auch diese simple Vorgabe braucht eine entsprechende Vorbereitung.

Mit einer Umfrage hat der Bezirk vor kurzem die Meinung von Anwohnern zu den Festen am 1. Mai in SO36 erfragt (wir berichteten). Das Ergebnis: Der Fetenbetrieb wird insgesamt eher kritisch gesehen. Zu laut, zu viel Müll, zu kommerziell. Es gibt aber einen Unterschied. Während eine Mehrheit findet, dass das traditionelle MyFest rund um die Oranienstraße zwar heruntergefahren und neu ausgerichtet, aber erhalten bleiben soll, wird das sogenannte "MaiGörli" im Görlitzer Park klar abgelehnt.

In der Grünanlage hatte es in der Vergangenheit immer wieder wilde Partys zum Maibeginn gegeben. 2018 konterte der Bezirk mit einem organisierten Veranstaltungsprogramm, einschließlich Einlasskontrollen. Auch das sorgte für großen Andrang und war erst recht Anlass für Ärger in der Nachbarschaft.

Was folgt jetzt daraus? Um diese Frage ging es am 29. Januar bei einer Informationsveranstaltung im Kiezanker an der Cuvrystraße. Die Antwort, die sich an diesem Abend herauskristalliesierte: Am kommenden 1. Mai soll der Görli eine Art Chill-Area werden und damit ein Kontrastprogramm zum Treiben, etwa beim MyFest bilden. "Ein ganz normaler Tag im Park", lautete dafür das vom neuen Straßen- und Grünflächenamtsleiter Felix Weisbrich eingeführte Motto. Eine Grünanlage sei ja bereits per Vorgabe ein Ort für Entspannung und Erholung, verwies er auf das eigentlich naheliegende. Das gelte auch für dieses Datum.

Kein Programm, keine Buden

Damit war er ziemlich nahe an Simas "Nüschts"-Postulat. Sie meinte das auch genau so. Kein Programm, keine Verkaufsbuden, kein Event, von wem auch immer. Selbst Angebote für Kinder sind bei ihr nicht vorgesehen. Denn wie solle das wiederum eingegrenzt werden? Na gut, ein paar Toiletten und zusätzliche Mülleimer könnten aufgestellt werden. Auch einige Sanitäter vor Ort wären nicht schlecht. Weil sich am Maifeiertag wahrscheinlich trotz des Nichts eine Menge Publikum im Park einfindet. Simas Idee ist sozusagen die Reinversion des normalen Tags.

Ein paar Zugeständnisse beinhaltet der Vorschlag aus dem Parkrat. Gegen einige Informationsstände hatte der nichts einzuwenden. Auch eine Art "offenes Mikro", wo sich vor allem Redewillige artikulieren könnten, wäre möglich. Das würde ebenfalls noch in den regulären Parkbetrieb passen. Anders als die dritte Variante: Sie sah Musik, eine Bühne, Getränkeverkauf vor. Also alles wie gehabt. Und schon deshalb kaum mehrheitsfähig.

Aber auch wenn es nichts geben soll, muss das entsprechend umgesetzt werden. Gerade im Görlitzer Park. Und das geht nicht ohne Kontrolle.

Gitarre ja, Verstärker nein

Natürlich müsse entsprechend Sicherheitspersonal vor Ort sein, machte Felix Weisbrich ebenso deutlich wie Parkmanager Cengiz Demirci. Wachschützer an den Eingängen, die dafür sorgen, dass Musikverstärker oder anderes Partyzubehör nicht in die Grünanlage gelangt. Auch die Parkläufer werden an diesem Tag gefragt sein. Ein Vorgehen, dass Fingerspitzengefühl erfordert. Wer dagegen nur eine Gitarre über der Schulter trage, könne natürlich Zugang finden, meint der Straßen- und Grünflächenchef. Das sei ja auch in anderen Parks so.

Wahrscheinlich wird sich nicht jeder potentielle Gast aus dem Stand den Spielregeln einer Chill-Out-Zone unterwerfen. Und selbst wenn, sorgt ein beruhigter Görlitzer Park dann für umso mehr Lärm im umliegenden Quartier? Über solche möglichen Begleitumstände und wie sie zu verhindern sind, soll jetzt noch weiter nachgedacht werden. Auch besondere Verweise auf die spezielle Maifeier im Görli wurden angemahnt. Schon als Kontrastprogramm zum MyFest.

Junge und alte Fans

Je näher jemand an den Epizentren der 1.-Mai-Feiern wohnt, umso größer fällt die Ablehnung aus. Das ist ein Ergebnis der vom Bezirk initiierten Umfrage. Für den Erhalt des MyFestes, wenn auch meist in anderer Form, votierten insgesamt 62 Prozent der Befragten. Rund um die Oranienstraße gab es ein Patt zwischen Befürwortern und Gegnern. Eine Maifete im Görlitzer Park wurde dagegen von 61, in der unmittelbaren Umgebung sogar von 64 Prozent abgelehnt. Am meisten Zuspruch fanden die besonderen Kreuzberger Maifeierlichkeiten übrigens bei Menschen unter 30 sowie über 65 Jahren. Die Jahrgänge dazwischen zeigten sich weniger wohlwollend.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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