Kunst oder sexualisierte Gewalt?
Grüne stoßen Debatte zur Nixenskulptur im Viktoriapark an

Sexualisierte Gewalt? Die Grünen wollen, dass diese Figur verschwindet. | Foto:  Ulrike Kiefert
  • Sexualisierte Gewalt? Die Grünen wollen, dass diese Figur verschwindet.
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Seit 1896 steht die Skulptur „Der seltene Fang“ am künstlichen Wasserfall im Viktoriapark. Sie zeigt einen Fischer, der eine Nixe gefangen hat. Für die Grünen symbolisiert das Kunstwerk „sexualisierte Gewalt gegen Frauen“ – das offenbar möglichst weg soll.

Die Bronzeskulptur von Ernst Gustav Herter sorgt im Bezirk für Diskussion. Laut den Grünen verharmlost „Der seltene Fang“ sexualisierte Gewalt gegenüber Frauen. In der April-Sitzung der Bezirksverordneten hat die Fraktion daher beantragt, einen öffentlichen Diskurs „zum Umgang mit dieser Skulptur“ anzustoßen. „Gewalt an Frauen ist keine Deko“, sagte Grünen-Fraktionschefin Sarah Jermutus in der Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV). „Eine solche Darstellung sexualisierter Gewalt im öffentlichen Raum ist vor dem Hintergrund real existierender Gewalt gegen Frauen unangemessen und insbesondere für Opfer und Bedrohte kaum erträglich.“

Das klingt, als stünde für die Grünen bereits fest: Das Kunstwerk muss weg. Was es auf den ersten Blick zeigt, ist ein nackter muskulöser Mann, der eine Frau festhält. Ihr nackter Körper ist verdreht und exponiert, mit ihren Armen versucht sie sich offenbar, vom Mann wegzustemmen. Wer genauer hinsieht, entdeckt, die Frau hat einen Fischschwanz. Dem Fischer ist eine Nixe ist Netz gegangen. Was Herter mit seiner 127 Jahre alten Skulptur ausdrücken wollte, bleibt sein Geheimnis und dem Betrachter überlassen. Kampf Mensch gegen Natur? Ein erotischer Tanz auf dem Wasser? Oder Frauenraub und Nötigung – ein häufiges Motiv in der Bildenden Kunst.

Die Bezirksverordneten jedenfalls hatten zum Antrag der Grünen erstmal nicht viel zu sagen. Argumente kamen in der Sitzung nur von Torben Denecke (Die Partei). „Will man hier einen sexualisierten Machtkampf sehen, so findet der nur im Kopf statt.“ Die Skulptur sei abstrakt, sie auf sexualisierte Gewalt gegen Frauen zu reduzieren, sei sicher nicht die Absicht des Künstlers gewesen. Denecke schlug vor, verbindliche Richtlinien für die Interpretation von Kunstwerken im öffentlichen Raum aufzustellen. Der Änderungsantrag war nicht ganz ernst gemeint, wurde aber dennoch abgestimmt – und abgelehnt. Den Antrag der Grünen überwiesen die Bezirksverordneten zur Beratung in die Ausschüsse für Diversity und Antidiskriminierung und für Kultur und Bildung.

Am Wasserfall im Viktoriapark steht übrigens ein kleines Stück bergauf ein Mahnmal. Die Statue wurde 2005 im Rahmen der feministischen Aktion "Wir haben Gesichter" aufgestellt. An gleicher Stelle war im März 2002 eine Frau von zwei Männern überfallen und vergewaltigt worden.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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