"Jetzt sind erstmal andere dran": Bezirk will keine weiteren Hallen für Flüchtlinge abgeben

Friedrichshain-Kreuzberg. Eine Beschlagnahme zusätzlicher Sporthallen als Flüchtlingsunterkünfte soll es in Friedrichshain-Kreuzberg nicht geben. Das machte Schul- und Sportstadtrat Dr. Peter Beckers (SPD) deutlich.

"Wir verweigern uns nicht, aber jetzt sind erstmal andere Bezirke dran", sagte er bei einer Bürgerversammlung zum Thema Flüchtlinge am 2. Dezember in der Otto-Wels-Grundschule. Sechs von insgesamt knapp 40 requirierten Turnhallen in Berlin befinden sich in Friedrichshain-Kreuzberg, was einen der Spitzenplätze bedeutet. Schon das zeige die Hilfsbereitschaft. Wobei niemand weiß, welches weitere Entgegenkommen manche Notsituation noch abverlangt.

Bleibt es bei den bisherigen Vorgaben, nach denen nur frei stehende und nicht direkt mit einer Schule verbundenen Sportgebäude als Unterkunft dienen sollen, dann verfügt der Bezirk ohnehin kaum noch über Kapazitäten. "Wir haben da noch drei Hallen, die alle aus unterschiedlichen Gründen nicht in Frage kommen." Zum einen die Flatow-Sporthalle Vor dem Schlesischen Tor. Dort gibt es aber Probleme mit der Statik. Die Immobilie in der Palisadenstraße wird nicht zuletzt von der Margarete-von-Witzleben-Gehörlosenschule genutzt und soll schon deshalb nicht abgegeben werden. Und der Standort an der Baerwald-/Ecke Gneisenaustraße wurde sogar vom Senat mit einem NoGo versehen. Denn dort findet der Unterricht für Schüler statt, die Sportabitur machen.

Schon mit der aktuellen Situation haben viele Schulen Probleme, wie die Direktorin der Otto-Wels-Grundschule deutlich machte. Seit in der benachbarten Sporthalle an der Lobeckstraße Flüchtlinge eingezogen sind, finde der Sportunterricht für die unteren Klassen im Versammlungsraum statt. Ältere Schüler werden, so lange es geht ("wir kennen alle die Jahreszeit") ins Freie geschickt. Oder zu entfernteren Hallen gekarrt.

"Auch wir erwarten, dass die Situation in den Turnhallen unverzüglich beendet wird", machte auch Bürgermeisterin Monika Herrmann (Bündnis90/Grüne) deutlich, ohne dass sie natürlich ein Datum nennen konnte, wann das passiert. Auch für die Flüchtlinge sei die Situation dort eigentlich untragbar. Sie leben Bett an Bett ohne irgendeine Rückzugsmöglichkeit. Duschen gebe es zwar ausreichend, aber zu wenig Toiletten, weshalb Dixi-Klos aufgestellt werden müssen. Die noch schlimmere Alternative sei nur kein Dach über dem Kopf.

Als weitere Flüchtlingsunterkunft hat der Bezirk schon lange das ehemalige Hostel der Schreberjugend an der Franz-Künstler-Straße angeboten. Dort gibt es aber Probleme mit dem Brandschutz. Überlegt wird jetzt, auf dem Grundstück sogenannte Mobile Ergänzungsbauten aufzubauen. Darüber entscheiden muss aber zunächst der Vermögensausschuss des Abgeordnetenhauses.

Auch bei dieser Veranstaltung wurde deutlich, dass die Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge in Friedrichshain-Kreuzberg noch immer sehr groß ist. Eine Frau fragte zum Beispiel, wie sie sich engagieren könne. Bei Einrichtungen in anderen Bezirken sei sie bisher abgewiesen worden. Das werde ihr hier nicht passieren, erklärten sowohl Vertreter von Kreuzberg hilft, als auch Mitarbeiter vom Träger der Unterkunft in der Lobeckstraße. tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

52 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile lädt vom 3. bis 5. April 2025 zur mittlerweile 17. Brillenmesse ein. | Foto: Optik an der Zeile

Optik an der Zeile
17. Brillenmesse vom 3. bis 5. April

Über 40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir, Optik an der Zeile, auch im April im Märkischen Zentrum. Feiern Sie mit und profitieren Sie von attraktiven Angeboten, die Sie sich selbst erwürfeln können! Im Rahmen der 17. Brillenmesse vom 3. bis 5. April können Sie sich von unserer Kompetenz selbst überzeugen. Mit vielen schööönen Brillengestellen und den Gläsern von Essilor und Rodenstock bieten wir bestes Sehen für jeden Anspruch. Aus der großen Kollektion namhafter...

  • Bezirk Reinickendorf
  • 15.03.25
  • 402× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Kniebeschwerden können durch Unfälle, Verschleißerscheinungen oder Fehlstellungen verursacht werden und beeinträchtigen Ihre Beweglichkeit sowie Ihre Lebensqualität erheblich. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Für mehr Lebensqualität!
Linderung für Hüft- und Knieschmerzen

Hüft- und Kniebeschwerden können durch Unfälle, Verschleißerscheinungen oder Fehlstellungen verursacht werden und beeinträchtigen Ihre Beweglichkeit sowie Ihre Lebensqualität erheblich. Bei unserem Infoabend wird Tariq Qodceiah, Chefarzt für Orthopädie & Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums in Reinickendorf, Ihnen die verschiedenen Ursachen und Behandlungsstrategien für Knie- und Hüftschmerzen erläutern. Er stellt sowohl konservative als auch operative Methoden vor und zeigt,...

  • Reinickendorf
  • 25.02.25
  • 1.392× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige

Vortrag am 15. April um 17 Uhr
Schmerz, Angst und Depression?

Chronische Schmerzen sind mehr als nur ein Symptom – sie können zu einer eigenständigen Erkrankung werden und das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen. Doch welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Wie kann moderne Neuromodulation helfen, das Schmerzsystem zu beeinflussen und das Leiden zu lindern? Unsere Referenten, Dalibor Arapovic und Sebastian Ciupa, informieren Sie über die Entstehung und Anatomie chronischer Schmerzen sowie über verschiedene Therapieansätze – von konservativen...

  • Mitte
  • 17.03.25
  • 185× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 1.596× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.