Linke erzürnt Aussagen des Bezirkssprechers

Keine Berührungsängste. Angela Davis (Mitte) und Margot Honecker (links neben ihr). | Foto: Bundesarchiv
  • Keine Berührungsängste. Angela Davis (Mitte) und Margot Honecker (links neben ihr).
  • Foto: Bundesarchiv
  • hochgeladen von Thomas Frey

Kreuzberg. Die amerikanische Bürgerrechtlerin Angela Davis wollte zusammen mit ihrer Kollegin Gina Dent am 15. Mai den Besetzern der Gerhart-Hauptmann-Schule einen Besuch abstatten.

Die Visite wurde allerdings von der zuständigen Stadträtin Jana Borkamp (Bündnis 90/Grüne) unterbunden. Ihre Begründung: In das Haus werden grundsätzlich keine Gäste gelassen. Aber die Damen könnten sich natürlich an jedem anderen Ort mit den Bewohnern treffen. Sollten sie keinen Platz finden, stelle ihnen der Bezirk Räume im Rathaus Kreuzberg zur Verfügung.

Nicht das verhinderte Treffen in der Hauptmann-Schule wurde dann zum Hauptproblem. Sondern Aussagen von Bezirksamtssprecher Sascha Langenbach. Der ließ sich auf Pressenachfragen zu dem Satz hinreißen: "Lassen wir Davis und Dent in die Schule, wollen weitere Leute kommen. Demnächst stehen noch Margot Honecker und Egon Krenz auf der Matte."

Ein Vergleich, der die Linkspartei erzürnte. Deren Fraktionsvorsitzender Reza Amiri verlangte in der BVV-Sitzung am 20. Mai unter anderem Auskunft darüber, wie das Bezirksamt diese Äußerung bewerte.

Wenn sich die Davis und Dent dadurch beleidigt gefühlt hätten, sei das zu bedauern, erklärte Jana Borkamp. Eine förmliche Entschuldigung, wie von den Linken verlangt, vermied sie aber. Vielmehr stellte sich die Stadträtin vor Sascha Langenbach. Der leiste hervorragende Arbeit. Sein Zitat sei eher als Witz und deeskalierend gemeint gewesen. Auch wenn es zugegebenermaßen medial nicht so angekommen sei. Eine Einschätzung, die Reza Amiri überhaupt nicht witzig fand.

Angela Davis ist eine Art Lieblingsamerikanerin der Linken. Die 71-Jährige engagierte sich in der schwarzen Bürgerrechtsbewegung. Wegen angeblicher Unterstützung einer Gewalttat wurde sie 1970 verhaftet. Dagegen gab es weltweiten Protest. In der DDR etwa in Form der Aktion "Eine Million Rosen für Angela Davis", bei der ihr Postkarten mit Blumen ins Gefängnis geschickt wurden. Im Juni 1972 wurde sie in allen Punkten der Anklage freigesprochen. Spätestens zu dieser Zeit bekam Angela Davis den Status einer Ikone aller Regierungen und Bewegungen, die sich für revolutionär hielten. Ein Nimbus, von dem sie bis heute zehrt. Etwa zuletzt als Sympathisantin der Occupy-Aktivisten oder seit 2013 als Gastprofessorin für internationale Gender und Diversity Studies an der Universität in Frankfurt am Main.

Das Zurückweisen ihres Besuchsbegehrens konnte deshalb bei ihrer Fangemeinde nur Protest hervorrufen. Erst recht, wenn das mit frechen Bemerkungen eines Pressesprechers garniert wird. Dabei lag Langenbach gar nicht so falsch, wenn er sie, wie die Linkspartei kritisierte, "in eine Reihe" mit führenden Vertretern des SED-Regimes stellte. Es gibt ein Foto aus dem Jahr 1973, aufgenommen bei den Weltfestspielen in Ost-Berlin. Dort sieht man auf einer Tribüne: Angela Davis und Margot Honecker.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

51 folgen diesem Profil

2 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 272× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 258.000 Haushalte in Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf baut die Telekom Glasfaserleitungen aus.  | Foto: Telekom

Glasfaser-Internet hier im Bezirk
Telekom bietet 258.000 Haushalten einen Anschluss ans Glasfasernetz

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten in den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf. Damit können nun insgesamt rund 258.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu...

  • Zehlendorf
  • 20.01.25
  • 978× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 3.030× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.