Linke erzürnt Aussagen des Bezirkssprechers

Keine Berührungsängste. Angela Davis (Mitte) und Margot Honecker (links neben ihr). | Foto: Bundesarchiv
  • Keine Berührungsängste. Angela Davis (Mitte) und Margot Honecker (links neben ihr).
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Kreuzberg. Die amerikanische Bürgerrechtlerin Angela Davis wollte zusammen mit ihrer Kollegin Gina Dent am 15. Mai den Besetzern der Gerhart-Hauptmann-Schule einen Besuch abstatten.

Die Visite wurde allerdings von der zuständigen Stadträtin Jana Borkamp (Bündnis 90/Grüne) unterbunden. Ihre Begründung: In das Haus werden grundsätzlich keine Gäste gelassen. Aber die Damen könnten sich natürlich an jedem anderen Ort mit den Bewohnern treffen. Sollten sie keinen Platz finden, stelle ihnen der Bezirk Räume im Rathaus Kreuzberg zur Verfügung.

Nicht das verhinderte Treffen in der Hauptmann-Schule wurde dann zum Hauptproblem. Sondern Aussagen von Bezirksamtssprecher Sascha Langenbach. Der ließ sich auf Pressenachfragen zu dem Satz hinreißen: "Lassen wir Davis und Dent in die Schule, wollen weitere Leute kommen. Demnächst stehen noch Margot Honecker und Egon Krenz auf der Matte."

Ein Vergleich, der die Linkspartei erzürnte. Deren Fraktionsvorsitzender Reza Amiri verlangte in der BVV-Sitzung am 20. Mai unter anderem Auskunft darüber, wie das Bezirksamt diese Äußerung bewerte.

Wenn sich die Davis und Dent dadurch beleidigt gefühlt hätten, sei das zu bedauern, erklärte Jana Borkamp. Eine förmliche Entschuldigung, wie von den Linken verlangt, vermied sie aber. Vielmehr stellte sich die Stadträtin vor Sascha Langenbach. Der leiste hervorragende Arbeit. Sein Zitat sei eher als Witz und deeskalierend gemeint gewesen. Auch wenn es zugegebenermaßen medial nicht so angekommen sei. Eine Einschätzung, die Reza Amiri überhaupt nicht witzig fand.

Angela Davis ist eine Art Lieblingsamerikanerin der Linken. Die 71-Jährige engagierte sich in der schwarzen Bürgerrechtsbewegung. Wegen angeblicher Unterstützung einer Gewalttat wurde sie 1970 verhaftet. Dagegen gab es weltweiten Protest. In der DDR etwa in Form der Aktion "Eine Million Rosen für Angela Davis", bei der ihr Postkarten mit Blumen ins Gefängnis geschickt wurden. Im Juni 1972 wurde sie in allen Punkten der Anklage freigesprochen. Spätestens zu dieser Zeit bekam Angela Davis den Status einer Ikone aller Regierungen und Bewegungen, die sich für revolutionär hielten. Ein Nimbus, von dem sie bis heute zehrt. Etwa zuletzt als Sympathisantin der Occupy-Aktivisten oder seit 2013 als Gastprofessorin für internationale Gender und Diversity Studies an der Universität in Frankfurt am Main.

Das Zurückweisen ihres Besuchsbegehrens konnte deshalb bei ihrer Fangemeinde nur Protest hervorrufen. Erst recht, wenn das mit frechen Bemerkungen eines Pressesprechers garniert wird. Dabei lag Langenbach gar nicht so falsch, wenn er sie, wie die Linkspartei kritisierte, "in eine Reihe" mit führenden Vertretern des SED-Regimes stellte. Es gibt ein Foto aus dem Jahr 1973, aufgenommen bei den Weltfestspielen in Ost-Berlin. Dort sieht man auf einer Tribüne: Angela Davis und Margot Honecker.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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