Atelierhaus auf der Kippe
Mietervertrag wurde gekündigt

Für das letzte große Atelierhaus in Kreuzberg tickt die Uhr. Den Künstlern wurde der Mietvertrag gekündigt. Das Bezirksamt pocht darauf, dass das Land Berlin das Haus jetzt kauft.

Die Adalbertstraße 9 ist das letzte große Ateliergebäude in Kreuzberg mit 4000 Quadratmetern Ateliers und Sozialwohnungen. Im Bezirk ist die Adresse unweit vom Kotti legendär. Doch das könnte nun bald der Vergangenheit angehören. Denn das Bezirksamt ereilte jetzt ein Hilferuf des Vereins „Adalbert Neun bleibt“. Den Künstlern wurde der Mietvertrag zu Ende Januar 2025 gekündigt. Die Eigentümerin des Gebäudes sei zwar bereit, an das Land Berlin zu verkaufen, so das Bezirksamt weiter. Die Bedingung sei jedoch, dass es schnell gehen müsse. Bürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne) appelliert daher an Kultursenator Joe Chialo und Finanzsenator Stefan Evers (beide CDU): „Handeln Sie und geben Sie die Mittel zum Ankauf des Gebäudes frei. Es gibt jetzt keine Zeit zu verlieren“.

Verein und Bezirk kämpfen schon länger für den dauerhaften Erhalt und die Bezahlbarkeit des Atelierhauses. Über den Schulterschluss zwischen Eigentümern, Künstlern und der „Eine für Alle eG“ war dem Land das Gebäude zum Kauf angeboten worden. Der wird bereits seit über einem Jahr vorbereitet, droht nun aber zu platzen, wenn der Senat nicht reagiert. Laut Bezirksamt gibt es für solche Fälle ein Programm zur Finanzierung über die Berliner Ankaufsgesellschaft. „Die Chance wäre einmalig.“

Laut einer Studie des Bundesverbands Bildender Künstlerinnen und Künstler von 2023 sind in Berlin etwa 87 Prozent der rund 10 000 Bildenden Künstler auf der Suche nach einem Produktionsort. Demnach fehlen in der Hauptstadt etwa 3000 Ateliers. Mit dem Wegfall der Adalberstraße 9 wären es noch mehr.

Die Uhr tickt für Kunst und Kultur auch im Nachbarbezirk Mitte. Die vom Senat geplante Mittelkürzung um 50 Prozent trifft beispielsweise das Silent Green und das Zentrum für Kunst und Urbanistik (ZK/U) hart. Die Institutionen sind akut in ihrer Existenz bedroht, genau wie die Uferhallen. Denn die Kulturraum gGmbH soll aufgelöst werden und damit auch der Generalmietvertrag. Dabei hatte Kultursenator Chialo den Vertrag für die Uferhallen gerade erst Anfang 2024 unterschrieben. Die 150 Künstler und ihre Ateliers schienen damit für 30 Jahre gerettet.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

53 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 98× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 768× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 88× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.