Ringen um das Myfest geht weiter
Kreuzberg. Ob es 2016 ein Myfest geben wird, war zwar auch in den vergangenen Tagen weiter unklar. Aber immerhin kam zuletzt Bewegung in die Debatte.
Am 24. Februar trafen sich Innensenator Frank Henkel (CDU) und Polizeipräsident Klaus Kandt mit Anwohnern der Myfest-Crew. Das Gespräch sei "konstruktiv" verlaufen, ließ Henkel danach erklären. Ein weiteres Treffen soll es geben. Zunächst war das anscheinend sogar nur wenige Tage später gepant, davon nahm die Myfest-Crew aber inzwischen Abstand. Sie brauche mehr Zeit für eine demokratische Entscheidungsfindung, hieß es dort.
Im Mittelpunkt steht der künftige Status der Fete zum 1. Mai. Sie lief bisher als politische Veranstaltung, was die Polizei aber so nicht mehr durchgehen lassen wollte, sondern von einem Straßenfest ausging. Hintergrund dafür war nicht zuletzt die Klage eines Anwohners, die allerdings inzwischen zurückgezogen wurde.
Als Ausrichter eines Straßenfestes werde er aber nicht auftreten, machte der Bezirk in den vergangenen Monaten immer wieder deutlich. Denn er wäre dann allein verantwortlich, müsste sich um alle Fragen von der Müllentsorgung bis zur Sicherheit kümmern und würde auch für mögliche Schäden haften.
Schon länger wird deshalb darüber diskutiert, wie die Veranstaltung wieder einen stärkeren politischen Charakter bekommen könnte. Auch ein verkleinertes oder teilweise verlagertes Festgelände war im Gespräch. Gibt es unter diesen Vorzeichen eine Genehmigung der Polizei, wäre sie erneut federführend für die Sicherheit verantwortlich.
Dieser Weg scheint inzwischen der einzig gangbare, um das Fest zu retten. Denn die Idee, es von einem professionellen Veranstalter als Straßenfest durchführen zu lassen, hat sich mittlerweile erledigt.
Hier gab es zuletzt vor allem Bemühungen um Willy Kausch und seine Firma K.I.T., die unter anderem für die Silvesterpartys sowie die Fanmeilen am Brandenburger Tor verantwortlich ist. Bei einem Gespräch im Bezirksamt am 23. Februar hat Kausch allerdings ziemlich schnell erklärt, dass er nicht zur Verfügung steht. Dazu beigetragen hat sicher, dass die Myfest-Crew wenig von dieser Variante hielt. Aber bereits Anfang Februar hatte Kausch gegenüber der Berliner Woche deutlich gemacht, dass er eigentlich keine Kapazitäten mehr zur Verfügung habe. Trotzdem wollte anscheinend vor allem die Senatsebene von dieser Idee mit einem erfahrenen Organisator auch danach nicht lassen. Die K.I.T. schien dafür auch deshalb geeignet, weil sie mehrheitlich eine Tochter der Messegesellschaft ist, die wiederum dem Land Berlin gehört.
Einig sind sich alle Beteiligten zumindest, dass das Myfest erhalten bleiben muss. Es war 2003 entstanden, um den regelmäßigen Krawallen am 1. Mai etwas entgegenzusetzen. Das ist gerade in den vergangenen Jahren sehr gut gelungen.
Würde es wegfallen, wären erneute Gewaltexzesse nicht auszuschließen. Schon jetzt gibt es dafür Anzeichen. Die sogenannte Revolutionäre 1. Mai-Demonstration, die jeweils um 18 Uhr stattfindet, hat einen Zug durch das bisherige Myfest-Areal angekündigt. tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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