Andreas Bogk verhilft Berliner Weiße zur Renaissance

Andreas Bogk in seiner Kellerbrauerei in der Kreuzbergstraße. | Foto: Frey
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Kreuzberg. Die Berliner Weiße war früher ein Markenzeichen der Stadt. Heute führt diese Biersorte eher ein Nischendasein. Andreas Bogk möchte das ändern.

Der 37-Jährige baut derzeit einen Keller in der Kreuzbergstraße zu einer Mini-Brauerei aus. Ende September soll alles fertig sein. Drei Monate dauert danach die Gärung des Weißbiers. Die ersten Flaschen werden an Freunde und Unterstützer seines Brauvorhabens gehen, denn das Geld für sein Vorhaben hat er vor allem durch Crowdfounding zusammen gesammelt. Rechtzeitig zur nächsten Sommersaison soll seine Berliner Weiße auch in einigen Geschäften und Lokalen erhältlich sein - und sich am besten zu einem wiederentdeckten Kultgetränk entwickeln.Denn dass diese Marke inzwischen nur noch wenig angesagt ist, findet Andreas Bogk nicht gerecht. "Napoleon hat die Weiße einst als "Champagner des Nordens" bezeichnet", weiß er. "Sie war lange das Berliner Massengetränk, ehe sie mehr und mehr vom Pils abgelöst wurde." Ein Trend, der übrigens nicht erst in der jüngsten Vergangenheit, sondern bereits in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts begonnen habe, weiß Bogk. Teilweise unterbrochen, wenn auch nicht vollständig umgekehrt durch die Kreation der auch noch heute bekannten "Berliner Weiße mit Schuss", also der Beigabe von Himbeer- oder Waldmeistersirup. Schon früher sei es Tradition gewesen, die Weiße in Verbindung mit einem anderen Getränk zu sich zu nehmen, erklärt der Brauer. "Damals allerdings mit Korn".

Bereits gemischt mit den Fruchtextrakten vertreibt Berliner Kindl das Bier heute als einzige Großbrauerei. Bogks Weiße soll dagegen pur auf den Markt kommen. Allerdings versehen mit einem anderen wichtigen Zusatz, der bei Kindl fehlt. "Nämlich die Hefe Brettanomyces, die für das typische Aroma sorgt". Die Hefe musste er zunächst erst einmal auftreiben. Wie das passierte, ist ebenfalls eine spannende Geschichte.

"Mir war bekannt, dass Brettanomyces einst in der Ost-Weiße des VEB-Getränkekombinats Berlin verwendet wurde. Per Ebay habe ich deshalb vor einigen Monaten einen Suchaufruf gestartet, ob sich noch volle und geschlossene Flaschen aus dieser Produktion finden lassen." Mit Erfolg. Denn es meldete sich ein Berliner Weißbierfreund, der ein solches Exemplar auch nach mehr als zwei Jahrzehnten in seinem Keller hatte. Aus der VEB-Flasche wurde dann die Hefe lokalisiert. Sie bildet jetzt sozusagen den Grundstock für Bogks Produktion.

Obwohl schon immer ein Bier-Liebhaber und absoluter Gerstensaft-Experte wandte sich der 37-Jährige erst vor einige Jahren dem Brauwesen zu. Hauptberuflich arbeitet er im IT-Bereich. "Der Auslöser dafür war eine Reise nach Belgien." Womit sich wieder ein Kreis schließt. Denn viele Biere im Nachbarland lassen sich auf den selben Ursprung wie die Berliner Weiße zurückführen. Nämlich auf den Brauer Cord Boihan, der Mitte des 16. Jahrhunderts in Hannover die Urform dieser Marke herstellte. Händler brachten sie von dort sowohl nach Belgien, als auch nach Berlin, wo sie jeweils weiter verfeinert wurde.

Seine Brauerei will Andreas Bogk zunächst hobbymäßig betreiben, auch wenn sie mittlerweile einen Großteil seiner Freizeit in Anspruch nimmt. "Mehr als 150 Flaschen im Monat sind bei meinen derzeitigen Möglichkeiten nicht drin." Wenn seine Weiße allerdings wie erhofft einschlägt und für entsprechende Nachfrage sorgt, dann würde er auch weiter investieren und seine Produktion ausdehnen. Die Entscheidung darüber liegt ab nächstem Frühjahr bei den Biertrinkern.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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