Anwohner am Görlitzer Park beklagen Drogenhandel

Die Idylle trügt. In den vergangenen Wochen habe die Zahl der Dealer im Görlitzer Park weiter zugenommen, beklagen Anwohner. | Foto: Frey
  • Die Idylle trügt. In den vergangenen Wochen habe die Zahl der Dealer im Görlitzer Park weiter zugenommen, beklagen Anwohner.
  • Foto: Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Kreuzberg. 138 Razzien gegen Dealer hat es im Görlitzer Park im vergangenen Jahr gegeben. 303 vorläufige Festnahmen und 672 Ermittlungsverfahren stehen in der Polizeistatistik. Geändert am Drogenproblem hat sich nichts. Im Gegenteil.

Die Zustände hätten sich in den vergangenen Wochen weiter verschärft, beklagen Anwohner, unter anderem bei einer Einwohneranfrage am 29. Januar in der BVV. Statt früher 80 bis 100 sei die Zahl der Dealer auf über 150 gestiegen, so die Beobachtungen. Deren Betätigungsfeld reiche mittlerweile auch weit über den Görli hinaus. "Sie stehen in der Wiener- und Görlitzer Straße bis und auf der Skalitzer Straße bis zur Oberbaumbrücke."

Gehandelt werde inzwischen nicht nur mit sogenannten "weichen" Drogen, etwa Haschisch oder Marihuana, sondern auch mit hartem Stoff wie Heroin und Kokain.

Verändert habe sich außerdem die Zusammensetzung der Händler. Bestanden sie bisher vor allem aus Menschen afrikanischer Herkunft, seien inzwischen weitere Gruppen dazugekommen. Alle diese Fakten hätten dazu geführt, dass sich die Stimmung unter den Anwohnern immer mehr verschlechtert habe, heißt es in der Einwohneranfrage. Bei Gesprächen gebe es Aussagen wie "Die sollen verschwinden, ich kann das Geschwätz von der Herrmann nicht mehr hören". Oder noch bedenklicher: "Hier wird man zum Rassismus erzogen."

Dem Unmut der Bevölkerung scheint der Bezirk bisher nicht wirklich etwas entgegensetzten zu können. Maßnahmen gegen den Drogenhandel gehörten nicht zu den Aufgaben des Ordnungsamtes, sondern seien Sache der Polizei, erklärte Baustadtrat Hans Panhoff (B 90/Grüne) und verwies dabei auf die zahlreichen Razzien und ihrer insgesamt nur geringen Erfolge. Um einen Dealer wirklich gerichtsfest zu überführen, muss man ihn mit einer Menge von mindestens 15 Gramm Drogen erwischen. So viel führen aber die wenigsten mit sich. Vielmehr ist der größte Teil der Ware meist in Erdlöchern im Park gebunkert. Und selbst wenn es gelingt, einen Verdächtigen zu erwischen und aus dem Verkehr zu ziehen, wird sein Platz sofort von jemand anderem eingenommen. In Sachen Prävention verwies Panhoff vor allem auf das Projekt des Trägers Joliba zur aufsuchenden Sozialarbeit. Joliba versuchte im vergangenen Jahr Kontakt zu den Afrikanern zu bekommen und ihnen Hilfestellung beim Ausstieg aus dem Drogenhandel anzubieten. Das Resultat scheint eher überschaubar zu sein. Zumal es Schwierigkeiten bei der Finanzierung gibt. Die Senatsverwaltung für Soziales habe einen Antrag von Joliba nicht befürworten wollen, erklärte der Stadtrat. "Deshalb hängen wir da gerade in der Luft."

Vom Bezirk gab es 2013 knapp 5000 Euro, die für das Herstellen eines Flyers verwendet wurden. Auf ihm fanden sich in mehreren Sprachen Regeln, die im Görlitzer Park zu gelten haben. Allen Anschein nach hat auch dieses Pamphlet die Dealer nicht wirklich beeindruckt.

Konkretes Handeln verlangen dagegen viele Anwohner. Deren Vorschläge reichen von einer flächendeckenden Beleuchtung bis zum Installieren von Videokameras. Denn es könne nicht sein, dass Menschen die einzige große Grünfläche vor ihrer Haustür nicht mehr nutzen können. Das sei aber der Fall. Kinder würden nicht mehr allein durch den Park geschickt, weil selbst sie von den Drogenhändlern mit Kaufangeboten belästigt werden. Ältere Menschen blieben aus Angst der Anlage fern und seien damit in ihren Wohnungen interniert. Auch afrikanisch-stämmige Menschen wären die Leidtragenden des ungelösten Problems, wird in der Einwohneranfrage beklagt. Sie würden "durch die Politik der SPD, der Grünen und der Bezirksbürgermeisterin ein Branding als Drogenhändler erfahren".

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

52 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 297× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 256× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 642× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.217× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.