Anwohner am Görlitzer Park beklagen Drogenhandel
Die Zustände hätten sich in den vergangenen Wochen weiter verschärft, beklagen Anwohner, unter anderem bei einer Einwohneranfrage am 29. Januar in der BVV. Statt früher 80 bis 100 sei die Zahl der Dealer auf über 150 gestiegen, so die Beobachtungen. Deren Betätigungsfeld reiche mittlerweile auch weit über den Görli hinaus. "Sie stehen in der Wiener- und Görlitzer Straße bis und auf der Skalitzer Straße bis zur Oberbaumbrücke."
Gehandelt werde inzwischen nicht nur mit sogenannten "weichen" Drogen, etwa Haschisch oder Marihuana, sondern auch mit hartem Stoff wie Heroin und Kokain.
Verändert habe sich außerdem die Zusammensetzung der Händler. Bestanden sie bisher vor allem aus Menschen afrikanischer Herkunft, seien inzwischen weitere Gruppen dazugekommen. Alle diese Fakten hätten dazu geführt, dass sich die Stimmung unter den Anwohnern immer mehr verschlechtert habe, heißt es in der Einwohneranfrage. Bei Gesprächen gebe es Aussagen wie "Die sollen verschwinden, ich kann das Geschwätz von der Herrmann nicht mehr hören". Oder noch bedenklicher: "Hier wird man zum Rassismus erzogen."
Dem Unmut der Bevölkerung scheint der Bezirk bisher nicht wirklich etwas entgegensetzten zu können. Maßnahmen gegen den Drogenhandel gehörten nicht zu den Aufgaben des Ordnungsamtes, sondern seien Sache der Polizei, erklärte Baustadtrat Hans Panhoff (B 90/Grüne) und verwies dabei auf die zahlreichen Razzien und ihrer insgesamt nur geringen Erfolge. Um einen Dealer wirklich gerichtsfest zu überführen, muss man ihn mit einer Menge von mindestens 15 Gramm Drogen erwischen. So viel führen aber die wenigsten mit sich. Vielmehr ist der größte Teil der Ware meist in Erdlöchern im Park gebunkert. Und selbst wenn es gelingt, einen Verdächtigen zu erwischen und aus dem Verkehr zu ziehen, wird sein Platz sofort von jemand anderem eingenommen. In Sachen Prävention verwies Panhoff vor allem auf das Projekt des Trägers Joliba zur aufsuchenden Sozialarbeit. Joliba versuchte im vergangenen Jahr Kontakt zu den Afrikanern zu bekommen und ihnen Hilfestellung beim Ausstieg aus dem Drogenhandel anzubieten. Das Resultat scheint eher überschaubar zu sein. Zumal es Schwierigkeiten bei der Finanzierung gibt. Die Senatsverwaltung für Soziales habe einen Antrag von Joliba nicht befürworten wollen, erklärte der Stadtrat. "Deshalb hängen wir da gerade in der Luft."
Vom Bezirk gab es 2013 knapp 5000 Euro, die für das Herstellen eines Flyers verwendet wurden. Auf ihm fanden sich in mehreren Sprachen Regeln, die im Görlitzer Park zu gelten haben. Allen Anschein nach hat auch dieses Pamphlet die Dealer nicht wirklich beeindruckt.
Konkretes Handeln verlangen dagegen viele Anwohner. Deren Vorschläge reichen von einer flächendeckenden Beleuchtung bis zum Installieren von Videokameras. Denn es könne nicht sein, dass Menschen die einzige große Grünfläche vor ihrer Haustür nicht mehr nutzen können. Das sei aber der Fall. Kinder würden nicht mehr allein durch den Park geschickt, weil selbst sie von den Drogenhändlern mit Kaufangeboten belästigt werden. Ältere Menschen blieben aus Angst der Anlage fern und seien damit in ihren Wohnungen interniert. Auch afrikanisch-stämmige Menschen wären die Leidtragenden des ungelösten Problems, wird in der Einwohneranfrage beklagt. Sie würden "durch die Politik der SPD, der Grünen und der Bezirksbürgermeisterin ein Branding als Drogenhändler erfahren".
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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