Archiv der Jugendkulturen feiert 15-jähriges Bestehen
Dieser durchdringende Geruch nach altem Papier - intensiver noch als in einer Bücherei erzählt er davon, dass hier Historie lagert. Wandhoch stapeln sich Magazine, Akten, Tonträger, Bücher. Raum für Raum. Hier, im Archiv der Jugendkulturen, lagert alles, womit eine Generation gegen die ältere eine Grenze zog: Hip Hop, Techno, Punk. Kein Kult, der nicht erforscht worden wäre. Keine rebellische Bewegung, die man nicht nachschlagen könnte. Das Archiv beherbergt den ersten je gedruckten Flyer für einen Rave ebenso wie die "Bravo" ab dem ersten Heft. Auch Zeitschriften für Frauenfußball und all das, was im Handel eher als Bückware galt. Einzusehen für jeden, den es interessiert.
Als Leiterin Gabriele Rohmann 1998 mir sechs Gleichgesinnten das Archiv aus der Taufe hob, entstammten diese Menschen unterschiedlichen Strömungen. Und so schroff sich die Kulturen aneinander reiben mögen, in der Fidicinstraße kann die Punkfrau ebenso friedlich schmökern wie der Rapper am Regal daneben.
"Wir standen immer schon für eine große Offenheit", erzählt Rohmann von diesem Miteinander. Heute arbeitet sie mit 15 Kollegen und zählt 300 Mitglieder auf der ganzen Welt. Über 30 000 Zeitschriften, 9000 Bücher, zahllose Tonträger, wissenschaftliche Arbeiten - das alles sucht seinesgleichen. Und dennoch gibt es Sorgen.
"Das Problem ist, dass wir als gemeinnütziger Verein keine öffentlichen Zuwendungen bekommen", erzählt die Leiterin. Da die Nutzung des Archivs nichts kosten soll, muss man Kosten mit Mitgliedsbeiträgen und Spenden begleichen. Man hangelt sich von Projekt zu Projekt, ist froh über jede bewilligte Finanzierung. "Das meiste läuft über das Ehrenamt". Daraus macht Rohmann kein Geheimnis. Nach schwierigen Jahren ist noch immer keine Entspannung in Sicht.
Am Sonnabend,3. August, sollen Ungewissheiten der Feier nicht im Wege stehen. Von 14 bis 19 Uhr wird auf dem Hof in der Fidicinstraße 3 gegrillt und musiziert. Der Eintritt ist frei.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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