Bedingungen zur Kanal-Sanierung festgelegt
Fünf Jahre saßen dort Vertreter des Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA), des Bezirks sowie von Bürgerinitiativen zusammen. Das Hauptergebnis: Der Baumbestand an der Wasserstraße bleibt von den Umbauarbeiten weitgehend unberührt. Gerade an dieser Frage hatte sich im Jahr 2007 der Protest entzündet. Damals wollte das WSA zunächst zahlreiche Bäume fällen um auf diese Weise die maroden Spundwände des Kanals abzusichern. Dagegen formierte sich ein breites Bündnis. Die Aktivisten bezweifelten, dass die Allee entlang des Kanalufers für die Schäden verantwortlich sei. Und bekamen im Nachhinein mehr oder weniger recht.
Entscheidend sei, dass die Spundwände unter Wasser stabilisiert werden müssen, räumte Michael Scholz, Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Berlin am Dienstag vergangener Woche bei einer von den Grünen organisierten Versammlung ein. Er gab auch zu, dass der Landwehrkanal lange Zeit vernachlässigt worden sei und dass auch seine Behörde durch den Mediationsprozess manche neuen Erkenntnisse bekommen habe. "Wäre ich vor fünf Jahren bereits verantwortlich gewesen, wäre ich aber zunächst wohl ähnlich heran gegangen, wie mein Vorgänger."
Stattdessen können jetzt nicht nur viele Bäume gerettet werden, sondern es wird auch keine baulichen Veränderungen am Kanal geben. Die Sanierung soll in mehreren Etappen erfolgen und wird sich über einen Zeitraum von rund 15 Jahren erstrecken. "Wann es wo losgeht, hängt nicht nur davon ab, wie viel Geld der Bundestag in jedem Jahr dafür bereitstellt, sondern auch, wie lange die Vorbereitungen dauern und nicht zuletzt vom Planfeststellungsverfahren", erklärte Jochen Kies, Referent für Wasserstraßen und Schifffahrt im Bundesverkehrsministerium. Er schätzt die Gesamtkosten auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag.
Während der gesamten Bauzeit wird der Wasserverkehr auf dem Kanal aufrecht erhalten. Paula Riester, Fraktionsvorsitzende von Bündnis90/Grüne in der BVV forderte gleichzeitig, die Zahl der Schiffspassagen zu reduzieren. Ausflugsdampfer, so meinte sie, sollten dort künftig nicht mehr durchfahren. "Sie haben genügend Möglichkeiten auf der Spree." Dann gebe es auch mehr Platz für Sport- und Freizeitkapitäne. "Für die Anwohner ist der Landwehrkanal und seine Umgebung in erster Linie ein Ort der Erholung."
Gefordert wurde außerdem, dass die Reedereien ihre Flotte umweltgerecht umrüsten. Noch fahren die meisten davon mit Dieselmotoren. "Für Autos gilt in der Innenstadt die Umweltzone. Warum nicht auch für Schiffe?", fragte Achim Appel von der Initiative "Bäume für Kreuzberg".
Auch Appel, sonst eher als kritischer Akteur bekannt, wertete das Mediationsverfahren als vollen Erfolg. "Was wir dort erreicht haben, ist wahrscheinlich einmalig im deutschsprachigen Raum", fand er. "Nein, sogar weltweit", setzte Michael Scholz gleich noch einen Superlativ drauf.
So viel Einigkeit unter einstigen Kontrahenten gibt es in Kreuzberg äußerst selten. Es bleibt abzuwarten, ob sie auch in Zukunft anhält. "Jetzt können die viel erzählen", meinte eine Frau im Publikum. "Entscheidend wird sein was passiert, wenn die Sanierung beginnt."
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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