Bewohner der besetzten Schule bilden Ordnungsdienst
Unter diesem Namen sollen Bewohner selbst Verantwortung für die Sicherheit und Ordnung übernehmen. Rund 25 Interessierte wollen dabei mitmachen. Am 21. Januar hat sich außerdem eine Art Kernteam aus einem halben Dutzend Personen gebildet. Sie werden als Ansprechpartner für die verschiedenen Gruppen im Haus fungieren. Denn dort leben nicht nur Flüchtlinge mit unterschiedlichem Status, sondern auch Roma-Familien, Obdachlose, Unterstützer oder weitere Menschen, die nicht eindeutig irgendwo zuzurechnen sind. Einen wirklichen Überblick hatte bisher niemand.
Hilfe erhalten die selbst ernannten Securitys außerdem von einer privaten Wachschutzfirma, die bereits in anderen Gebäuden im Bezirk im Einsatz ist. Ihr Aufgabenbereich ist ziemlich umfangreich. Zum einen sollen sie dafür sorgen, dass gewalttätige Auseinandersetzungen künftig unterbleiben. Der jüngste Vorfall in dieser Richtung datiert vom 23. Januar. Da wurde ein Bewohner durch eine Messerattacke leicht verletzt.
Außerdem geht es um bessere hygienische Verhältnisse. Eine Art Hausordnung legt fest, dass sich die Besetzer um die Sauberkeit, etwa in den Toiletten, zu kümmern haben. Offenes Feuer ist in den Räumen ebenso untersagt, wie das Lagern von Drogen. Und natürlich soll auch der Müll ordentlich entsorgt werden.
Eigentlich eine Binsenweisheit, die aber in der Vergangenheit so nicht umgesetzt wurde. Vielmehr flogen ausrangierte Gegenstände häufig einfach aus dem Fenster. Nicht nur Unrat, sondern auch Bretter oder Sofas. Was vor allem für den Drogenhilfeverein Fixpunkt einen unhaltbaren Zustand bedeutete. Fixpunkt hat als bisher einziger regulärer Mieter Räume in den unteren Etagen des Gebäudes. Mitarbeiter oder Besucher der Suchthilfeprojekte liefen Gefahr von herabfallenden Gegenständen getroffen zu werden. Deshalb baute der Verein jetzt Schutztunnel aus Baugerüsten vor seine Eingänge. Um sie zu bezahlen wurde zuletzt keine Miete an das Bezirksamt überwiesen.
Dem Bezirk entging aber nicht nur auf diese Weise Geld. Auch die geplanten Einnahmen aus dem Projektehaus fließen natürlich nicht, so lange die ehemalige Schule nicht für diesen Zweck genutzt werden kann. Immerhin 14 000 Euro pro Monat, wie aus einer Antwort von Baustadtrat Hans Panhoff (B 90/Grüne) auf eine Anfrage des CDU-Bezirksverordneten Timur Husein hervorgeht. Gleichzeitig bezifferte der Stadtrat die Ausgaben allein bis November 2013 auf mehr als 115 000 Euro. Zusätzliche Kosten fallen jetzt auch für die Social Security Group an.
Die hat deshalb auch noch die Aufgabe, den Zuzug neuer Mitbewohner zu verhindern. Und für die bisherigen soll zumindest nach und nach eine neue Bleibe gefunden werden, um Platz wenigstens für einige Projekte zu schaffen. So weit die Theorie. Sie in die Praxis umzusetzen wird weiter schwierig bleiben.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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