Ein schwäbischer Investor will am Spreeufer bauen
Der Investor aus Stuttgart hat vor gut zwei Jahren das ehemalige Behala-Grundstücks an der Köpenicker Straße gekauft. Dort will er ein Quartier mit mehr als 500 Wohnungen errichten und stellte erste Pläne am 22. Januar im Ausschuss für Stadtentwicklung vor. Aus der Präsentation wurde eine Schimmang-Show.
Was nicht heißen soll, dass der schwäbische Unternehmer durch substanzloses Gelaber auffiel. Vielmehr sorgten gerade seine klaren Aussagen für einen ungewohnten Ton. "Es geht hier um Geben und Nehmen", machte er gleich zu Beginn klar. Auf seiner Seite sah Schimmang dabei schon eine ziemliche Bringschuld erbracht.
Denn das Spreeareal unweit der Schillingbrücke mit dem markanten Behala-Speicher ist zwar grundsätzlich ein städtebauliches Filetstück. Aber das hätte ihm auch versalzen werden können. Grund dafür ist ein benachbarter Galvanikbetrieb, der unter die sogenannte Seveso II-Richtlinie fällt. Sie besagt, dass im Umfeld eines Unternehmens, das mit gefährlichen Schadstoffen hantiert, keine neuen Bauprojekte genehmigt werden dürfen. Deshalb wollten Bezirk und Senat den Betrieb schon lange dort weg haben. Bislang aber ohne Erfolg. Das gelang jetzt Hans-Georg Schimmang. Er erreichte im eigenen Interesse, dass die Firma Kreuzberg verlässt. Nachgeholfen hat er dabei mit einem zweistelligen Millionenbetrag. "Damit habe ich geschafft, wozu die Politik acht Jahre lang nicht in der Lage war."
Mit diesem Deal sei gleichzeitig ein erheblicher Teil seiner geforderten Leistungen für die Allgemeinheit abgeliefert worden, fand Schimmang. Denn von der giftfreien Zone würden auch andere profitieren. Deshalb zeigte er sich wenig begeistert von weiteren Auflagen des Bezirks. Auch wenn er einige zähneknirschend akzeptiert. Da ist zum einen die Forderung nach preisgünstigen Wohnungen. Ein BVV-Beschluss verlangt dafür einen Anteil von 20 bis 30 Prozent. Er werde zehn Prozent billiger anbieten und weitere zehn Prozent über eine Förderung, etwa nach Verkauf an ein Wohnungsbauunternehmen, machte Schimmang klar. Das aber nur äußerst unwillig. "Wenn irgendjemand einmal gegen diese Vorgabe klagt, hat er gute Chancen. Das sagen mir alle Verwaltungsjuristen, mit denen ich spreche." Allerdings sei das eine Nutzenabwägung. "Eine jahrelange Brachfläche wegen eines Rechtsstreits kann und will ich mir nicht leisten."
Unter den Vorgaben bleibt er bei der geforderten unbebauten Fläche am Spreeufer. Der Bürgerentscheid von 2008 verlangt einen Abstand von 50 Metern. Schimmang gibt nur 30 Meter. Das seien immerhin mehr als 6000 Quadratmeter, die er dem Land Berlin schenke. Und auch das machte er klar: Sein Wohnquartier soll keinen öffentlichen Durchgang bekommen. "Wir werden Schilder anbringen, dass es sich hier um ein privates Grundstück handelt."
Freigiebiger zeigte sich der Eigentümer dagegen beim Thema Kita. Sie bekomme 100 Plätze und natürlich großzügige Räume, einschließlich ausreichender Freiflächen. "Wir reden hier von einem Kindergarten und nicht von einem Hühnerstall." Seinem Architekten Georg Gewers fuhr er in die Parade, als der manche Gebäude auf bis zu neun Stockwerke taxierte. "Es werden höchstens acht", korrigierte Schimmang. Ausgerichtet an der Höhe der gegenüber liegenden Zentrale der Gewerkschaft ver.di.
Dass er sich mit seinen Ausführungen nicht nur Freunde gemacht hatte, schien Hans-Georg Schimmang ebenso egal zu sein, wie der Hinweis, auf dem Weg zur Baugenehmigung könnten ihm noch manche Steine in den Weg gelegt werden. "Nach 45 Jahren in dieser Branche bin ich für klare Aussagen."
Zwischen dem Bezirk und Herrn Schimmang wird es deshalb noch einige Auseinandersetzungen geben. Aber sein unkonventioneller Auftritt lässt darauf hoffen, dass es ein Kampf auf Augenhöhe und ohne falsche Versprechen wird.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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