Feste im öffentlichen Raum nicht fair verteilt
Barth brachte das deshalb in Wallung, weil er findet, dass in seinem Wohngebiet am Blücherplatz die Feten-Vergabe weitaus großzügiger gehandhabt wird. "Seit vielen Jahren gibt es hier und am Mehringplatz immer mehr und immer größere Events." Die Einwände der Bürger, so behauptet er, würden dabei weitgehend ignoriert. Und als der Anwohner vom Bezirksamt wissen wollten, wie viele Festivitäten in seinem Umfeld 2013 erlaubt wurden, wurde ihm erklärt, diese Anfrage könne nur nach Entrichten einer Gebühr bearbeitet werden.
Im Gegenzug für die dafür fälligen 40 Euro hat Thomas Barth eine Fetenliste bekommen. Aus ihr geht hervor, dass in dieser Gegend an 22 Tagen im Jahr Veranstaltungen stattfinden. Er hält diese Angaben zwar für unvollständig. "Es fehlen noch einige, die mir bekannt sind." Aber immerhin gebe es jetzt die Bestätigung, dass er mit seinen Klagen nicht falsch liege.
Ein besonderes Ärgernis ist für den Nachbarn das jährliche Straßenfest zum Karneval der Kulturen am langen Pfingstwochenende. "Da sind Sie vier Tage lang rund um die Uhr dem Lärm ausgesetzt." Zumindest in der späten Nacht, so fordert er, müsse die Party unterbunden werden.
Auch andere Events gehören nach seiner Ansicht nicht in ein Wohngebiet. "Seit einigen Jahren findet am Blücherplatz das Antirassismus-Fest statt." Auch das sei mit einem unzumutbaren Geräuschpegel verbunden. "Beim letzten Mal hat ein Mensch 45 Minuten lang in ein Mikrophon gebrüllt." Dabei lasse das Interesse an dieser Veranstaltung nach seinen Erkenntnissen sehr zu wünschen übrig. "Ein Bekannter hat zu manchen Zeiten gerade mal 15 Besucher gezählt."
Bringe man solche Einwände beim Bezirksamt vor, stehe man sehr schnell im Verdacht, ein Kritiker des multikulturellen Kreuzbergs oder noch schlimmeres zu sein, meint Thomas Barth. Er sieht das allerdings genau umgekehrt. Das Gebiet sei vor allem deshalb zur Festmeile geworden, weil hier viele Migranten leben, so sein Verdacht. Die seien genauso genervt, wollten oder könnten sich aber oft nicht wehren. Das wisse auch das Bezirksamt und nutze das aus.
Womit er wiederum bei seinem Ausgangs-Ärger angelangt ist. Am Gleisdreieck wäre eine solche Fetenfolge schon deshalb nicht durchsetzbar, weil die umliegenden Anwohnern ganz schnell auf den Barrikaden wären, ist er überzeugt. Feten-Einschränkungen gibt es außerdem auch in weiteren Grünanlagen, etwa dem Görlitzer Park oder dem Mariannenplatz, wo ebenfalls nur ein Großevent im Jahr genehmigt wird.
Viel mehr seien es auch am Blücherplatz nicht, kontert Baustadtrat Hans Panhoff (B 90/Grüne). "Nämlich der Karneval und das Antirassismus-Fest." Weitere kleinere Veranstaltungen werden vor allem deshalb erlaubt, "weil die Gegend verkehrsgünstig gut zu erreichen ist." Massive Proteste könne er nicht erkennen. "Mir ist nur eine Person bekannt, die sich dauernd beschwert." Womit er wahrscheinlich Thomas Barth meint.
Der verweist dagegen auf weitere Nachbarn, die ebenfalls genug von dem ständigen Krach hätten. "Wir wollen deshalb beim nächsten Karneval eine Umfrage unter den Anwohnern machen, was sie vom Straßenfest und seinen Auswüchsen halten."
Der Vorteil dieser Fete ist immerhin, dass bekannt ist, wann sie stattfindet. "Für viele andere Feste gelte das nicht. "Die bekommen wir erst mit, wenn die Lautstärke wieder ansteigt." Dabei seien eigentlich alle Veranstalter verpflichtet, die umliegende Bevölkerung zu informieren. "Außer dem Quartiersmanagement am Mehringplatz macht das aber niemand."
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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