Marianne Hopfer will Aus der Bibliothek verhindern
Als Marianne Hopfer im Dezember in einem Artikel in der Berliner Woche vom geplanten Aus für die Bücherei las, schrillten bei ihr die Alarmglocken. "Es kann nicht sein, dass uns diese Anlaufstelle genommen wird." Denn für die Bewohner rund um die Otto-Suhr-Siedlung mit all ihren Problemen sei der Standort weitaus mehr als nur ein Ort zum Lesen und Ausleihen von Büchern. "Er ist auch ein Treffpunkt, gerade für Leute, die sich aus finanziellen Gründen viele andere Angebote nicht leisten können."
Natürlich kennt die vitale Seniorin die Argumente, mit denen Friedrichshain-Kreuzbergs Finanz- und Kulturstadträtin Jana Borkamp (B 90/Grüne) die Schließung begründet. Und formuliert dazu ihre Gegenposition. Die Stadträtin sage zum Beispiel, die Bona-Peiser-Bibliothek könne schon deshalb geschlossen werden, weil sich nicht weit davon die Mittelpunktbibliothek in der Adalbertstraße befinde. "Bis dorthin sind es knapp zwei Kilometer oder eine halbe Stunde Fußmarsch", hält Marianne Hopfer dagegen. "Wer die Strecke mit dem Bus zurücklegt, braucht Geld für einen Fahrschein." Zudem sei das Haus dort größer und anonymer. "Viele Eltern werden ihre kleineren Kinder dort bestimmt nicht alleine hinschicken, so wie sie es in die Bona-Peiser-Bibliothek machen."
Nicht gelten lässt sie auch den Hauptgrund für das Aus, die Finanz- und Personalprobleme. Wegen des Stellenabbaus muss der Bezirk im Bereich der Bibliotheken mit fünf Mitarbeitern weniger auskommen. So viele arbeiten derzeit in der Oranienstraße.
Der Aderlass in der Verwaltung müsse eben anders verteilt werden, findet Marianne Hopfer. Es könne nicht sein, dass gerade im Bereich Bildung und Kultur immer mehr gespart werde. "Wer die Angebote nicht in den Kiezen aufrecht erhält, sondern sie nur auf einige zentrale Anlaufstellen begrenzt, zerschneide die Lebensadern. Genau das passiere nicht nur in Friedrichshain-Kreuzberg, sondern in vielen Bezirken. Mehr als die Hälfte der Büchereistandorte seien in den vergangenen 15 Jahren verschwunden.
Für ihren Kampf hat sie inzwischen weitere Mitstreiter gefunden. Zum Beispiel Frauke Mahrt-Thomsen. Die 70-Jährige hat bis 2008 mehr als 40 Jahre als Bibliothekarin in der Oranienstraße gearbeitet und 2013 eine Biografie über die Namensgeberin Bona Peiser veröffentlicht. Bona Peiser (1864-1929) gilt als Pionierin der Bücher- und Lesehallenbewegung in Deutschland und war die erste Frau, die in einer Bibliothek gearbeitet hat. "Schon lange war geplant, dass ich das Buch am 30. Januar in der Buchhandlung im Aufbau-Haus am Moritzplatz vorstelle", erzählt Frauke Mahrt-Thomsen. Wegen der aktuellen Ereignisse werde die Veranstaltung jetzt zu einem Protestabend.
Herzstück von Marianne Hopfers Aktivitäten ist derzeit eine Unterschriftenaktion für eine Einwohneranfrage in der BVV. Bereits nach wenigen Tagen haben sich mehr als 250 Menschen in die Listen eingetragen. Darüber hinaus gebe es noch viele Ideen, um auf das Anliegen aufmerksam zu machen. "Von Mahnwachen, bis zu bunten Aktionen mit Kitas und Schulen." Außerdem will sie persönlich bei den Fraktionen im Bezirksparlament für ihr Anliegen werben.
Dort scheint inzwischen ein Nachdenken in Gang zu kommen. Im Kulturausschuss wurde das Thema bei der jüngsten Sitzung vertagt. "Damit haben wir zunächst die Bürgerbeteiligung sichergestellt", sagt der Vorsitzende und Linke-Fraktionschef Lothar Jösting-Schüßler. Seine Fraktion sei gegen die Schließung. "Wir wollen, dass der Personalabbau auf die Bibliotheksstandorte verteilt wird."
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Andy Hehmke verlangt, dass noch einmal über das Gesamtpaket der Stelleneinsparungen geredet werden muss. "Statt einfach in jeder Abteilung unkontrolliert Mitarbeiter zu reduzieren, wäre es besser, bestimmte Schwerpunkte zu setzen."
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.