SPD begeht dieser Tage ihren 150. Geburtstag
An die erste Adresse erinnert eine Gedenktafel an der Katzbachstraße 9. "Im ersten Stock dieses Hauses hatte die Sozialdemokratische Partei Deutschlands von 1890 bis 1895 ihre zentrale Geschäftsstelle", ist dort zu lesen. Sie war in der Wohnung des Vorstandsmitglieds Ignatz Auer (1846-1907) untergebracht, der gleichzeitig als eine Art Geschäftsführer fungierte.Die ersten richtigen Büroräume gab es erst um die Jahrhundertwende. Sie befanden sich nur wenig entfernt von der Katzbachstraße in der Kreuzbergstraße 30.
Von dort folgte fünf Jahre später der Umzug in die Lindenstraße 69. Er wurde durch eine Spendenaktion unter den Parteimitgliedern ermöglicht. In dem damaligen Neubau logierten die Sozialdemokraten zum ersten Mal einigermaßen repräsentativ. Neben dem Parteivorstand war dort auch die Redaktion der Parteizeitung "Vorwärts" untergebracht.
Nur ein Jahr später begannen die Arbeiten für einen riesigen Bürokomplex in der Lindenstraße 3, der 1914 bezogen wurde. Auf etwa 27 000 Quadratmeter südlich des heutigen Standorts des Jüdischen Museums waren nicht nur die Führungsgremien der Partei auf Reichs- und Berliner Ebene, sondern auch eine Druckerei, die Parteischule sowie weitere, meist SPD-nahe Dienstleister und Vorfeldorganisationen untergebracht. Mehrere hundert Menschen arbeiteten dort.
Nach der Machtergreifung der Nazis wurden Teile des Gebäudes zum ersten Mal nach dem Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 von Polizei und SA-Truppen besetzt. Die SPD wurde am 22. Juni 1933 verboten und ihr Vermögen enteignet. Funktionäre und Mitarbeiter kamen in Haft oder flohen ins Exil.
Bei dem schweren Bombenangriff vom 3. Februar 1945 wurde die Lindenstraße 3 zum größten Teil zerstört und die Reste 1962 abgerissen. In der Nachbarschaft entstanden danach die Hochhäuser rund um den Mehringplatz. Für ihren Bau wurde die Lindenstraße verlegt. Sie verläuft an dieser Stelle teilweise über das einstige Grundstück der SPD-Parteizentrale.
An ihre Kreuzberger Tradition wollte die Partei anknüpfen, als sie nach der Wiedervereinigung mit ihrem Hauptsitz von Bonn wieder nach Berlin zog. Das Willy-Brandt-Haus, gebaut zwischen 1993 und 1996 zwischen der Wilhelm- und der Stresemannstraße, befindet sich nur wenige Schritte vom alten Standort entfernt.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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