Traditionsgeschäft in der Bergmannstraße geschlossen
Frisch gepresste Säfte und verschiedene Teesorten, aber auch Nüsse, Waffeln oder Honig bot Canan Taner dort seit fünf Jahren an. Sehr zur Freude vieler Kunden. "Was den Betrieb betrifft, hätte ich das wahrscheinlich noch bis zur Rente machen können", sagt die 30-Jährige. Daraus wird aber nichts. Am 31. Januar endet der Mietvertrag.
Daran änderten weder Proteste und eine Unterschriftenaktion an der sich mehr als 2000 Menschen beteiligt haben, etwas, noch Petitionen aus der Politik. Canan Taners Vermieter ließ sich nicht umstimmen.
Dabei handelt es sich bei dem Besitzer des Gewerberaums nicht um einen Immobilienhai, sondern um die landeseigene Wohnungsbaugenossenschaft Gewobag. Die gibt allerdings keine Begründung, warum sie das Geschäft unbedingt loswerden will. Auch nicht gegenüber Canan Taner. Dazu ist sie zwar nicht verpflichtet. Aber in den meisten Fällen werden zumindest einige Ursachen genannt. Und sei es nur pro Forma. Es sei auch richtig, dass ihr fünfjähriger Kontrakt jetzt auslaufe, sagt die bisherige Saftschubser-Chefin. Allerdings habe sie auf die weitere zweijährige Option gesetzt, die ebenfalls im Vertrag stand. Schon im vergangenen Jahr habe ihr die Gewobag aber klar gemacht, dass sie diese Option nicht ziehen werde.
Warum es hier, trotz massiver Unterstützung zu keiner Meinungsänderung des Unternehmens gekommen ist, darüber lässt sich nur spekulieren. Vermutet werden kann natürlich, dass vielleicht ein anderer solventer Interessent bereits auf der Matte steht. Zumal Canan Taner einräumt, dass ihre bisherige Miete einigermaßen moderat war. "Aber es hat nicht einmal ein Gespräch mit mir gegeben um vielleicht herauszufinden, ob und in welcher Größenordnung ich vielleicht bereit gewesen wäre, mehr zu zahlen."
Beobachtet man die Frau an einem der letzten Tage in ihrem Laden, kommt schnell der Eindruck auf, dass für sie hier nicht nur ein Berufsabschnitt, sondern ein ganz wichtiger Teil ihres Lebens zu Ende geht. 363 Tage im Jahr sei sie im und für das Geschäft im Einsatz gewesen. "Bei aller Arbeit hat mir das immer wahnsinnigen Spaß gemacht." Vor allem der Kontakt mit den Menschen, die zufällig oder ganz bewusst ihren Saftladen ansteuerten.
Richtig heftig werde es sicher noch einmal, wenn sie die Tür hier für immer schließe, gibt Canan Taner noch einen Blick in ihre Gefühlslage. Und was dann mit ihr wird? "Ich weiß es nicht. Zunächst bin ich wohl erst einmal arbeitslos."
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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