Turbulente Präsentation für das Projektehaus

Kreuzberg. Insgesamt zwölf Vereine und Initiativen sind inzwischen in der engeren Wahl für einen Einzug in das geplante Projektehaus in der Reichenberger Straße. Alle werden aber dort nicht einziehen können. Und das hat mehrere Gründe.

Zum einen sind die Besetzer der Immobilie weiter nicht gewillt, das ehemalige Schulgebäude freiwillig zu verlassen. Das machten sie erneut am 27. April im Jugendhaus CHIP deutlich. Bei einer Präsentation stellten dort zahlreiche Bewerber ihre Projekte vor. Die Bevölkerung im Kiez sollte danach darüber abstimmen. Das passierte zwar auch, aber am Ende der Veranstaltung wurde die Wahlurne von den Besetzern, beziehungsweise deren Anhängern gestohlen. Sie fand sich wenig später in einer Mülltonne. Anscheinend ungeöffnet. Begründet wurde diese Aktion in einem Bekennerschreiben mit der angeblich "mangelnden Transparenz des Bewerberverfahrens". Letztendlich scheint es aber vor allem darum zu gehen, die eigenen Pfründe zu sichern. Bekanntlich wurde das Haus im Dezember 2012 von Sympathisanten des Flüchtlingscamps am Oranienplatz besetzt. Gefordert wird dort jetzt eine dauerhafte Flüchtlingsunterkunft. Das Projektehaus könnte ja in anderen leer stehenden Immobilien eingerichtet werden. Was der Bezirk nicht nur aus Kostengründen, sondern auch mangels Alternativen ablehnt.

Auch Gebäude, die derzeit nicht genutzt werden, wie die ehemalige Borsig- oder Rosegger-Schule seien bereits für eine künftige Verwendung vorgesehen. Es spreche nichts dagegen, in der Gerhart-Hauptmann-Schule künftig auch Räume für Flüchtlinge vorzuhalten. Aber nicht in dem gesamten Gebäude. Auch unter den Interessenten, die die meisten Stimmen bekamen ist mit der Kontakt- und Beratungsstelle für Flüchtlinge und Migranten eine Organisation, die sich um diesen Personenkreis kümmert.

Wie dieser Konflikt gelöst wird, ist derzeit völlig unklar. Zumal der Bezirk mehrfach betont hat, von einer Räumung abzusehen. Baustadtrat Hans Panhoff (Bündnis90/Grüne) setzt vor allem auf ein klares Votum der umliegenden Bevölkerung. "Wenn die Leute deutlich machen, was sie in dem Haus wollen, macht das vielleicht auch Eindruck auf die Besetzer."

Die Beteiligung ist aber bisher, gelinde gesagt, noch ausbaufähig. Bei der Präsentation waren selten mehr als 50 Besucher gleichzeitig im Saal. Viele gehörten zu einer der Initiativen, die sich dort vorstellten. So gesehen war das Votum nicht unbedingt von einem breiten Bürgerwillen getragen.

Außerdem ist für alle der zwölf jetzt ausgewählten Projekten wohl kein Platz im Haus. Zu ihnen gehört beispielsweise auch die islamische Grundschule, die bisher im Graefekiez angesiedelt ist. Sie hat bereits bei der Vorstellung klar gemacht, dass sie gerne das gesamte Gebäude hätte. Ein Wunsch, der aber wahrscheinlich nicht erfüllt wird. "Wir sprachen immer von einem Projektehaus, also im Plural", macht Stadtrat Panhoff klar. Besser stehen die Chancen für Bewerber, die nur einen oder wenige Räume haben möchten. Etwa der Verein Fußball und Begegnung, Ausrichter des Frauenfußballturniers Discover Football. Weitere Kandidaten in der engeren Wahl sind unter anderem auch die Filmarche, das Anti-Rassismus Projekt ReachOut, die Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus, oder die Formatwechsel Medienwerkstatt. Voraussetzung für einen Einzug ist für alle, dass sie die geforderte Miete von 7,50 Euro pro Quadratmeter bezahlen können. Alternativ wird auch die Übergabe an einen Träger und der Abschluss eines Erbbaurechtsvertrags diskutiert.

Voraussichtlich noch im Mai soll es eine weitere Veranstaltung geben. Dort wird der Bezirk erläutern, welche favorisierten Projekte nach seiner Meinung in das Gebäude einziehen sollen.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
 Ist Ihr Herz gesund? Informieren Sie sich am 20. November über Herzschwäche und wie man sie erkennt und behandelt. | Foto: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung

Infos über Herzinsuffizienz
Vortrag: „Herzschwäche erkennen und behandeln“

Die Caritas-Klinik Maria Heimsuchung lädt Sie herzlich zu einem informativen Vortrag am 20. November 2024 von 17 bis 18 Uhr ein. Unter dem Titel „Stärke dein Herz – Herzschwäche erkennen und behandeln“ erfahren Sie Wissenswertes über die frühzeitige Erkennung und moderne Behandlungsmöglichkeiten der Herzinsuffizienz. Dr. med. Philipp Krauser, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Oberarzt im Caritas Kardiozentrum Berlin, wird in dem Patienteninformationsabend auf die typischen...

  • Pankow
  • 30.10.24
  • 596× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 19× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen? Erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Infoabend am 12. November
Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen

Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen, die jeden Schritt zur Qual machen oder Ihnen sogar in Ruhe keine Erholung gönnen? Es muss nicht so bleiben! Besuchen Sie unseren Infoabend "Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen: Schonende & komfortable OP-Methode!" und erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen – schonend, effektiv und ohne Angst vor einem Eingriff. Expertenwissen kommt beim Infoabend am 12. November aus erster Hand: Tariq Qodceiah, Chefarzt...

  • Reinickendorf
  • 01.11.24
  • 439× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 556× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 96× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.