Turbulente Veranstaltung zur Cuvry-Brache
Denn die aktuellen Nutzer der Fläche und ihre Sympathisanten hatten es von Anfang an darauf angelegt, die Veranstaltung zu einem Happening für ihre Belange umzufunktionieren. Bereits seit einiger Zeit ist das Gelände von Obdachlosen, Anhängern alternativer Lebensformen und Partymachern okkupiert, die dort ein Hüttendorf aufgebaut haben. Sie seien Menschen mit geringem Einkommen, die aus ihren Wohnungen verdrängt wurden oder keine Bleibe finden, erklären die Cuvry-Bewohner. Die Brache sei jetzt ihr Zuhause, von dem sie nicht weichen wollen.Auf dem 12 000 Quadratmeter großen Areal zwischen Schlesischer Straße und Spreeufer soll ein neues Wohnquartier entstehen. Das Architekturbüro NPS Tchoban Voss hat dazu drei Planungsvarianten erstellt, die von rund 250 Wohnungen und einer Bruttogeschossflächenzahl zwischen 31 000 und 33 000 Quadratmeter ausgehen. Vorgesehen ist auch der Bau einer Kita sowie von Geschäften und einem Restaurant. Vorgesehen ist auch ein öffentlicher Weg entlang des Spreeufers. Auch Wohnungen mit geringem Mietpreis soll es geben. Die Rede war von einem Anteil von zehn Prozent bei den Mietobjekten.
Noch sei das gesamte Vorhaben aber nur in einer sehr frühen Phase und die Pläne bisher lediglich erste Entwürfe, erklärte Investor Artur Süßkind. Denn bevor hier überhaupt etwas passieren kann, muss zunächst der bisherige Bebauungsplan geändert werden. Der stammt noch aus den 1990er Jahren und sah damals den Bau von Bürogebäuden und einem Einkaufszentrum vor. Als sich der Bezirk gegen dieses Vorhaben sträubte, zog der Senat das Verfahren an sich. Allerdings wurde aus diesem Vorhaben und auch aus anderen Plänen danach nichts. Das änderte sich erst als die heutigen Eigentümer die Fläche 2011 kauften.
Mehr Wohnungen auch in der Innenstadt brauche die Stadt, machte Berlins Stadtbaudirektorin Regula Lüscher klar. Auch solche, die für Menschen mit wenig Geld erschwinglich sind. Der Senat arbeite hier an einem Konzept für eine öffentliche Förderung. Gleichzeitig sei es ein guter Weg, Investoren über städtebauliche Verträge zu einem Bereitstellen dieses Angebots zu verpflichten. Solche Vorhaben aber grundsätzlich verhindern zu wollen sei egoistisch und zeuge nicht von "einer Willkommenskultur. Keiner will neue Wohnungen vor der eigenen Haustür. Dabei sind Sie auch einmal nach Berlin gekommen", redete sie der Protestgemeinde ins Gewissen.
Die ließ sich davon aber nicht beeindrucken und ist der Meinung, dass zusätzliche Wohnungen nur für steigende Mieten und weitere Verdrängung sorgen. Verlangt wird deshalb, dass die Cuvrybrache als Grünfläche erhalten bleiben muss. Der Senat solle das Grundstück dem Investor abkaufen. Was voraussichtlich nicht passieren wird, auch wenn Bürgermeister Dr. Franz Schulz (B 90/Grüne) anmerkte, dass der Ball damit bei Berlins Finanzsenator Ulrich Nussbaum (parteilos, für SPD) liege. Die Forderung nach mehr Grün in diesem stark verdichteten Kiez hält der Bürgermeister für legitim.
Noch bis zum 28. Juni liegen die Pläne für die Cuvrybrache bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Am Köllnischen Park 3 in Mitte, aus. Jeder kann dort bis dahin Einwände äußern, die im weiteren Verfahren behandelt werden. Den jetzigen Cuvry-Nutzern ist das natürlich zu wenig. Sie kündigten auch für die Zukunft weiteren Widerstand gegen das Bauvorhaben an.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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