Unkonventionelle Vorschläge für den Görlitzer Park

Nur auf den ersten Blick bietet der Görlitzer Park das Bild einer Idylle. | Foto: Frey
2Bilder
  • Nur auf den ersten Blick bietet der Görlitzer Park das Bild einer Idylle.
  • Foto: Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Kreuzberg. Die Drogenproblematik im Görlitzer Park hat sich zum bestimmenden Sommerthema in Kreuzberg entwickelt. Der Grund dafür ist der massenhafte Anstieg von Dealern in der Anlage, gegen die die Polizei mit regelmäßigen Razzien vorgeht. Dazu kommen unkonventionelle Vorschläge aus der Bezirkspolitik.

Etwa durch die neue Bürgermeisterin Monika Herrmann (Bündnis 90/Grüne), die erneut das Einrichten eines Coffeshops im Park gefordert hat. Diese Idee hatte vor Kurzem bereits ihr Vorgänger Dr. Franz Schulz (Bündnis 90/Grüne) ins Spiel gebracht. Solche Einrichtungen, bei denen weiche Drogen wie Haschisch oder Marihuana legal erworben werden können, gibt es bereits in den Niederlanden. In Deutschland ist ähnliches bisher verboten. Monika Herrmann sieht allerdings ein Schlupfloch im Betäubungsmittelgesetz. Dort ist der Einsatz von Cannabispflanzen als schmerzlinderndes Medikament in bestimmten Fällen erlaubt. "Wir werden das Vorhaben jetzt als Modellversuch auf den Weg bringen und es dann beim Bundesamt für Arzneimittel und Medizin zur Genehmigung vorlegen", skizziert sie die nächsten Schritte.

Allerdings ist fraglich, ob es dort grünes Licht gibt. Das Bundesgesundheitsministerium hat bereits ablehnend reagiert. Wenn Cannabis als Medikament verkauft werden sollte, dann nur auf Rezept in der Apotheke, heißt es dort. Die Bürgermeisterin hält ihren Vorstoß dagegen für zielführender als die Polizeirazzien, "die das Problem nicht lösen".

Auch in den vergangenen Tagen sind Einsatzkräfte mehrfach gegen die Dealer im Park vorgegangen. Zum Beispiel am 1. August, als 80 Beamte mit Spürhunden ab 15 Uhr vier Stunden die Anlage durchkämmten. Zwei Personen wurden nach erheblichem Widerstand festgenommen und es gab einen Platzverweis. Außerdem beschlagnahmten die Polizisten 16 Szenetütchen und mehrere hundert Euro mutmaßlichen Handelserlös.

Gegen die Einsätze der Polizei demonstrierten am gleichen Abend rund 100 Aktivisten. Sie bewerten das Vorgehen als "rassistisch", weil die Beamten nach ihrer Meinung vor allem gegen schwarze und dunkelhäutige Personen vorgehen. Die Rassismuskeule wird gleichzeitig gegen nahezu alle Menschen geschwungen, die versuchen, die Dealerproblematik im Park zu thematisieren. Etwa Anwohnern, die sich einfach durch die Masse der Drogenanbieter und ihre Verkaufsangebote belästigt fühlen.

Dabei blieb es nicht nur bei Verbalattacken. In der Nacht zum 22. Juli wurden vier Autos in der Görlitzer Straße angezündet und brannten vollständig aus. Auf der linken Internetplattform Indymedia tauchte danach ein Bekennerschreiben mit dem Titel "Feuer gegen rassistischen Bürgermob" auf.

Trotz der regelmäßigen Polizeipräsenz ist die Zahl der Dealer in den vergangenen Wochen kaum zurückgegangen. Die meisten der geschnappten Verdächtigen müssen schon wegen der geringen Menge, die meist nur bei ihnen gefunden wird, schnell wieder auf freien Fuß gesetzt werden. Sie stehen spätestens am nächsten Tag wieder im Park - und warten auf Kunden aus nahezu allen Bevölkerungsschichten.

Thomas Frey / tf
Nur auf den ersten Blick bietet der Görlitzer Park das Bild einer Idylle. | Foto: Frey
Feindbild Polizei. Für diese Demonstranten sind nicht die Dealer das Hauptproblem, sondern das angeblich "rassistische Vorgehen" der Beamten. | Foto: Frey
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 163× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 483× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 453× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 884× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.