Vera Klauer arbeitet ehrenamtlich als Lernpatin
Hilfe kommt nicht nur in diesem Fall von Vera Klauer. Ein aufmunternder Blick mit dem sie gleichzeitig die Ziffer andeutet, dann fällt sie auch dem Mädchen wieder ein. Die Sechsjährige freut sich. Gemeinsam widmen sich die beiden danach einem Kinderbuch.Vera Klauer ist eine von mehr als 40 Lernpaten, die bei "elhana" in der Urbanstraße 44 mitmachen. Sie helfen Kindern bei den Hausaufgaben, gehen mit ihnen den Unterrichtsstoff durch und sind auch darüber hinaus Ansprechpartner. Im Normalfall treffen sie sich zwei Mal pro Woche mit ihren Schützlingen. Oft sind die schon älter als Malak. "Ich habe zum Beispiel eine 15-Jährige und einen 18-Jährigen, die beide Abitur machen wollen", erzählt Vera Klauer.
Die elhana-Lernpaten gibt es seit 2006. Träger ist das Nachbarschaftshaus Urbanstraße. Vera Klauer ist von Anfang an dabei. Die Politologin macht die Arbeit mittlerweile als ehrenamtlichen wöchentlichen 40-Stunden-Job. Ihre persönliche Situation lasse das derzeit zu, sagt die 45-Jährige. Der Grund für ihr Engagement: "Ich möchte Kindern mit schlechteren Startchancen helfen, dass sie später ihre beruflichen und persönlichen Wünsche verwirklichen können."
Wer im falschen Viertel aufwachse oder einen Namen habe, der nicht nach deutscher Mehrheitsgesellschaft klinge, habe es von Anfang an schwerer als andere, ist sie überzeugt. Beides gelte zum Beispiel für die Düttmann-Siedlung, wo die Mehrzahl der Lernpatenkinder wohnen. Natürlich lägen einige der Probleme auch in den Familien, räumt sie ein. "Aber auch die wollen meist, dass ihre Kinder weiter kommen." Und gerade wenn jemand nur einen Hartz IV-Haushalt kenne sei es umso wichtiger, ihnen andere Lebensentwürfe aufzuzeigen.
Gerade das passiere aber noch immer viel zu wenig, findet Veras Klauer. Wer mit einem bestimmten Stigma behaftet sei, werde häufig bereits in der Schule in ein bestimmtes Raster eingeordnet und seine Fähigkeiten nicht erkannt.
Als Beispiel für diese These verweist sie auf ihren 18-jährigen Schützling, nennen wir ihn Ali. Er galt lange als lernunwillig, bis seiner Patin auffiel, dass der Junge einfach unterfordert ist. Genau hier setzte Vera Klauer an, förderte sein Interesse für die englische Sprache und sorgte für Erfolgserlebnisse. "Vor kurzem habe ich ihn auf eine Veranstaltung der American Academy mitgenommen."
Schon deshalb ist für Vera Klauer die Arbeit der Lernpaten weit mehr als nur Lese- und Hausaufgabenhilfe. Es gehe darum, die Kinder und Jugendlichen zu motivieren und ihnen klarzumachen, dass gute Bildung die Voraussetzung für einen Beruf und damit ein selbstbestimmtes Leben ist. Gerade in dieser Richtung möchte sie gerne noch weitere Schwerpunkte setzen. "Ich würde gerne mit einigen eine Art Colloquium aufziehen, wo es auch darum geht, die rhetorischen Fähigkeiten zu verbessern."
Abhängig sind solche Pläne aber nicht zuletzt davon, dass die Finanzierung gesichert ist. Geld für das kostenlose Angebot gibt es bisher aus verschiedenen Töpfen, auch in Form von Spenden. Aber immer wieder stehe man vor der Frage, ob genügend Mittel zusammen kommen.
Dabei sei die Arbeit, die die Ehrenamtlichen hier leisten, heute nötiger denn je, findet Vera Klauer. "Wir müssen diese Kinder schon im eigenen Interesse unterstützen. Schon aus demographischen Gründen können wir niemand zurücklassen. Denn irgendjemand muss eines Tages auch unsere Rente bezahlen."
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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