Vor 80 Jahren begann Schreckensherrschaft

Das Gebäude Fontanepromenade 15. Ein Ort der Erinnerung in diesem Jahr. | Foto: Frey
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  • Das Gebäude Fontanepromenade 15. Ein Ort der Erinnerung in diesem Jahr.
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Kreuzberg. Am 30. Januar 1933, also vor 80 Jahren, wurde Adolf Hitler das Amt des Reichskanzlers übertragen. Mit der Machtergreifung begann die zwölfjährige Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten. Dieses Datum sowie die 75. Wiederkehr der Pogromnacht vom 9. November 1938 stehen im Mittelpunkt eines Berliner Gedenkjahres, bei dem es auch zahlreiche Veranstaltungen in Kreuzberg gibt.

Die Stiftung Topographie des Terrors, Niederkichnerstraße 8, zeigt ab 31. Januar die Sonderausstellung "Der Weg in die Diktatur". Sie rekapituliert die ersten sechs Monate des Jahres 1933 und wie es den Nazis in dieser kurzen Zeit gelang, ihre totale Macht zu etablieren. Die Ausstellung ist bis zum 9. November, täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Von 30. Januar bis 31. Dezember präsentiert das Jüdische Museum sein Online-Projekt "1933. Der Anfang vom Ende des deutschen Judentums". Die ausgewählten historische Zeugnisse können über die Website www.jmberlin.de/1933 abgerufen werden. Sie zeigen Beispiele von Diskriminierung und Verfolgung und wie die Betroffenen darauf reagierten. Jede Woche erscheinen Dokumente und Fotografien, die sich auf den jeweiligen Tag vor 80 Jahren beziehen. Sie stammen überwiegend aus privaten Schenkungen und Nachlässen des Museums und des Leo-Baeck-Instituts.

Parallel dazu gibt es im Jüdischen Museum ein Begleitprogramm. Erste Veranstaltung ist am Montag, 5. Februar, ein Kabarettabend mit der New Budapest Orpheum Society. Das Ensemble aus Chicago begibt sich auf eine Zeitreise in die deutsch-jüdische Geschichte der 30er-Jahre. Es zeigt Schicksale von Menschen und erzählt von Untergang und Überleben. Beginn ist um 19.30 Uhr im Großen Saal in der Lindenstraße 9-14. Die Karten kosten neun, ermäßigt sieben Euro. Karten gibt es unter 259 93-488 oder per E-Mail reservierung@jmberlin.de.

Das Berliner Zeitungsviertel zwischen Koch- und Zimmerstraße, Linden- und Charlottenstraße galt im Kaiserreich und der Weimarer Republik als weltweit größter Medienplatz. Hier befanden sich die legendären Großverlage wie Ullstein oder Mosse. Beide, bis dahin in jüdischem Besitz, wurden nach 1933 "arisiert", viele Zeitungen eingestellt und die gesamte Presse gleichgeschaltet. An die Geschichte des Zeitungsviertels sollen in diesem Jahr zwölf Gedenkstelen erinnern. Die erste wird am 30. Januar an der Ecke Friedrich- und Kochstraße aufgestellt und behandelt die Anfänge der Berliner Presse. Verantwortlich für die Aktion ist die Initiative Berliner Zeitungsviertel.

Die Berlinische Galerie, Alte Jakobstraße 124-128, zeigt von 30. Januar bis 12. August die Ausstellung "Kunst in Berlin 1933-1938. Verfemt. Verfolgt. Verboten." Im Mittelpunkt stehen Künstler, Sammler, Galeristen und Kunstkritiker, deren Werke aufgrund von Berufsverbot, Exil, Deportation und Tod in Vergessenheit geraten sind. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Montag, 10 bis 18 Uhr. Eintritt acht, ermäßigt fünf Euro, an jedem ersten Montag im Monat vier Euro.

Unter dem Titel "Erzwungenes Finale - Ende der Vorstellung" wird in der SPD-Parteizentrale, dem Willy-Brandt-Haus in der Wilhelmstraße 140, ab 6. Februar an Schauspieler, Sänger, Regisseure und Kabarettisten erinnert, die Deutschland verlassen mussten oder ermordet wurden. Zu ihnen gehörten zum Beispiel Elisabeth Bergner, Frizzi Massary, Therese Giehse und Tilla Durieux, Richard Tauber, Ernst Deutsch, Peter Lorre, Ernst Busch, Erwin Piscator oder Max Reinhardt. Die Ausstellung ist bis zum 3. März, jeweils Dienstag bis Sonntag von 12 bis 18 Uhr, zu sehen. Der Besuch ist kostenlos, nach Vorlage des Personalausweises.

Das Deutsche Technikmuseum, Trebbiner Straße 9, eröffnet am 20. Februar die Ausstellung "Orenstein und Loewe. 20 deutsch-jüdische Ingenieure, Erfinder und Fotografen". Sie läuft bis 31. Dezember, Dienstag bis Freitag, 9 bis 17.30, Sonnabend, Sonn- und Feiertage, 10 bis 18 Uhr. Eintrittspreis: sechs, ermäßigt 3,50 Euro.

In der Fontanepromenade 15 befand sich ab 1938 die "Zentrale Dienststelle für Juden" des Berliner Arbeitsamtes. Sie wurden dort zur Zwangsarbeit befohlen. An dem Gebäude wird im Mai eine Informationstafel angebracht. Parallel dazu gibt es eine Kunstaktion, Zwei Parkbänke und ein Zebrastreifen, jeweils in gelber Farbe, sollen an die sogenannten Judenbänke erinnern, die an diesem Ort aufgestellt waren. Vorgesehen sind auch weitere Projekte mit Schülern und Anwohnern. Die Auftaktveranstaltung ist am 27. Februar im Kreuzbergmuseum, Adalbertstraße 95A.

Das gesamte Programm des Gedenkjahres unter dem Titel "Zerstörte Vielfalt" findet sich im Internet unter www.berlin.de/1933 sowie auf www.kulturprojekte-berlin.de.
Thomas Frey / tf
Das Gebäude Fontanepromenade 15. Ein Ort der Erinnerung in diesem Jahr. | Foto: Frey
In der Topographie des Terrors gibt es ab 31. Januar eine neue Sonderausstellung zum Jahr 1933. | Foto: Frey
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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