Wenig Akzeptanz für Flüchtlingscamp auf dem Oranienplatz
Kreuzberg. Das Verhältnis zwischen den Bewohnern des Flüchtlingscamps auf dem Oranienplatz und einigen Anwohnern scheint inzwischen ziemlich angespannt zu sein. Deutlich wurde das am 17. Juni.
An diesem Abend wurde ein Flüchtling von einem 24-jährigen Mann durch einen Messerstich schwer verletzt. Der Angreifer war mit seinem sechs Monate alten Baby und seinem Vater über den Platz gelaufen und fühlte sich dabei anscheinend belästigt. Er flüchtete nach der Attacke. Andere Camp-Bewohner bedrohten daraufhin mit Stangen das Kind und seinen Großvater sowie die kurz danach hinzugekommene Ehefrau des Messerstechers und weitere Personen. Der Polizei gelang es nur mit einem Großaufgebot von 250 Einsatzkräften die am Ende rund 200 Kontrahenten auseinander zu halten. Es gab neun vorläufige Festnahmen.Die Tage nach der Massenrandale waren geprägt von gegenseitigen Vorwürfen. Nachbarn äußerten ihren Unmut über die ihrer Meinung nach unhaltbaren Zustände im Camp. Sie beklagen zum Beispiel die sanitären Verhältnisse, sehen hier Drogenhändler am Werk und beklagen sich darüber, dass Frauen und Kinder belästigt werden. Die Flüchtlinge und ihre Unterstützer unterstellten ihren Kritikern wiederum Rassismus und richteten diesen Vorwurf auch gegen die Polizei.
Die Zeltstadt wurde im Oktober eingerichtet, als sich Flüchtlinge aus ganz Deutschland zu einem Sternmarsch nach Berlin aufgemacht haben. Sie fordern die Abschaffung der Residenzpflicht und die Möglichkeit eine Arbeit anzunehmen.
Der Kreuzberger CDU-Abgeordnete Kurt Wansner verlangte inzwischen von der künftigen Bürgermeisterin Monika Herrmann (B 90/Grüne), das Camp zu schließen. Es sei irreal zu glauben, dass vom Oranienplatz eine Veränderung des Asylgesetzes ausgehe, meint Wansner.
Auch die Berliner Integrationsbeauftragte Monika Lücke sieht hier keine Dauerlösung. Sie forderte die Flüchtlinge auf, ihre Ziele in ihren jeweiligen Bundesländern weiter zu verfolgen.
Der noch amtierende Bürgermeister Dr. Franz Schulz hat dagegen klar gemacht, dass er die Flüchtlinge grundsätzlich weiter dulden werde.
Thomas Frey / tf
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