Unternehmensengagement
Das StartUp Zenjob vermittelt Helfer an die Johanniter-Notübernachtung
Die Arbeit ist anspruchsvoll. Wer sie verrichtet, macht mehr als nur einen Job. Das müsse den Bewerbern klar sein, sagt Marie Schneider.
Marie Schneider leitet die Johanniter-Notübernachtung in der ehemaligen Gerhart-Hauptmann-Schule an der Ohlauer Straße in Kreuzberg. Seit dem 21. Januar kann sie in den Nachtstunden auch Studenten einsetzen. Sie kamen über das Personalservice-StartUp Zenjob in die Obdachlosenunterkunft. Zenjob vermittelt normalerweise via App Arbeitsmöglichkeiten auf Stundenbasis. Etwa als Bürohilfe oder Servicekraft.
Mit dem Einsatz der Studenten in der Hauptmann-Schule wolle ihr Unternehmen seine gesellschaftliche Verantwortung unterstreichen, sagt PR-Managerin Ina Necker. Deshalb werde das Engagement junger Menschen unterstützt. Sie bekommen ihren Einsatz mit 10,50 Euro pro Stunde bezahlt, finanziert von Zenjob.
Zwei bis drei Studierende helfen normalerweise zwischen Montag und Freitag in jeder Nacht mit. Bis zum Ende des Projekts am 27. Februar werden ungefähr 50 mindestens eine Schicht absolviert haben. Manche auch mehrere, wie Theresa (25), Fachrichtung Medienmanagement und Kolja (21), mit Studiengang Soziale Arbeit, die an diesem Abend ihren Dienst absolvieren. Ihre Schicht beginnt um 20 oder 22 Uhr und endet teilweise erst am nächsten Morgen. Sie werden zum Beispiel bei der Ausgabe von Abendessen und Frühstück eingesetzt. Oder in der Kleiderkammer.
Sie wollte etwas Sinnvolles machen und andere Einblicke bekommen, sagt Theresa. Inzwischen habe sie schon sehr viel über Obdachlose und ihre Lebenswege erfahren.
Die Abläufe im Haus sind gut organisiert. Wer kommt, wird registriert, erhält sein Bett zugewiesen. Insgesamt gibt es 100 Plätze auf drei Etagen. Ein Drittel davon nur für Frauen auf einer separaten Etage. Alles inklusive Sanitärbereich. In zwei Räumen können Besucher mit Hunden übernachten. Auch ein Arztzimmer ist vorhanden. Und viele, die herkommen sind Stammkunden. Marie Schneider kennt die meisten persönlich, einschließlich ihrer Sorgen und Anliegen. Und fast immer ist die Notübernachtung vollständig ausgebucht.
Der geregelte Ablauf macht es den Studenten einfacher, sich zurechtzufinden. Auch wenn Konflikte nicht ausbleiben. Aufkommenden Zwist zu regeln ist allerdings nicht ihre Aufgabe. Eher schon, eventuelle Spannungen bereits im Vorfeld abzubauen. Am besten durch Gespräche und Interesse. Während der Nacht sind die Hilfskräfte mit Wachschützern auf regelmäßigen Kontrollgängen im Haus unterwegs.
Ihre Erfahrungen können Theresa und Kolja nach Dienstende nicht einfach ablegen. Dazu ist die Arbeit zu anspruchsvoll. Mehr als nur ein Job, wie Marie Schneider sagt. Dass jemand mit falschen Vorstellungen hier aufgetaucht sei oder mehr Belastung als Hilfe gewesen wäre, sei nicht vorgekommen.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.