Blaue Bank gegen Gewalt
Frauen stellen Berlins erste öffentliche StoP-Bank auf
Gewalt gegen Frauen ist keine Privatsache. Eine blaue Bank macht darauf aufmerksam. Aufgestellt hat sie das Projekt „Stadtteile ohne Partnergewalt“ (StoP).
Vor dem türkischen Frauenverein an der Jahnstraße steht eine Bank mit klarer Botschaft. „Hier ist kein Platz für Gewalt an Frauen und Mädchen“. Daneben ist das Hand-Stop-Symbol gesprüht. „Eine klare Position gegen Partnergewalt“, sagt Carla Miranda Contreras. „Alle, die hier vorbeigehen oder sich hinsetzen, sollen ermutigt werden, bei Gewalt nicht wegzusehen, sondern aktiv dagegen etwas zu tun.“ Indem sie häusliche Gewalt melden, wenn sie sie beobachten. Oder Nachbarinnen helfen, sich Hilfe zu suchen. Aufgestellt hat die Bank das Projekt „StoP Stadtteile ohne Partnergewalt“. Carla Miranda Contreras ist für Kreuzberg die Projektkoordinatorin, zusammen mit Saskia Kühn.
Für die Initiatoren ist es nicht die erste StoP-Bank in Berlin. „Aber es ist die allererste, die im öffentlichen Raum steht und somit für alle sichtbar ist“, informiert Saskia Kühn. Die acht anderen Bänke sind in Vereinsräumen platziert, in Mehrgenerationenhäusern und Begegnungszentren. Alle tragen den gleichen Schriftzug, einen QR-Code, der zu Hilfsangeboten und Notrufnummern weiterleitet, und sie sind blau angemalt. Die Farbe ist nicht zufällig gewählt. Es ist die Farbe des Modellprojektes, denn Blau steht für die Hoffnung. Und die sollen die betroffenen Frauen haben, sagt Contreras. „Denn wir holen das Thema Partnergewalt aus dem Tabu.“
Laut Statistik des Bundesfamilienministeriums ist jede dritte Frau in Deutschland irgendwann in ihrem Leben von häuslicher Gewalt betroffen. Experten gehen von einer hohen Dunkelzimmer auf, die bei rund 45 Prozent liegen soll. Auch kritisieren Initiativen und Vereine immer wieder, dass Unterstützungsangebote und Plätze in Frauenhäusern fehlen. Auch darum haben die Senatsverwaltung für Gleichstellung und die Nachbarschaftsheime Neukölln und Kreuzberg im Sommer 2023 das Modellprojekt „Stadtteile ohne Partnergewalt“ (StoP) gegründet. Es soll Nachbarn und Nachbarinnen dazu ermutigen, genauer hinzuschauen, nachzufragen und sich einzumischen. Neben Neukölln und Kreuzberg macht auch Spandau inzwischen mit. Andere Bezirke setzen auf die "Rote Bank", wie Mitte, Treptow-Köpenick und Charlottenburg-Wilmersdorf. Die Idee stammt aus Italien. Dort wurde 2016 das Projekt „La Panchina Rossa“ ins Leben gerufen, um für das Thema zu sensibilisieren und der Opfer zu gedenken. Die Farbe Rot steht für das Blut der getöteten Frauen.
In Friedrichshain-Kreuzberg kam der Antrag für die blauen Bänke auf Bürgersteigen Ende 2023 in die Bezirksverordnetenversammlung (BVV), die dann im folgenden Februar den Beschluss fasste. Nach der Jahnstraße sollen in Kreuzberg weitere fünf Bänke an öffentlichen Orte folgen, kündigt Carla Miranda Contreras an. Zwei am Mehringplatz vor dem Stadtteilzentrum, am Paul-Lincke-Ufer, im Böcklerpark und an der Yorckstraße. Da sie von den Bezirksverordneten genehmigt sind, muss das Projekt-Team die Bänke nicht bezahlen, aber die Farbe und den Anstrich organisieren. 400 Euro hat das Team dafür im Budget.
Dass Berlins erste öffentliche StoP-Bank an der Jahnstraße steht, hat einen Grund. Das Kreuzberger Projektteam hat nebenan sein Büro und so sind mit dem türkischen Frauenverein gleich zwei Frauenprojekte in direkter Nachbarschaft. Und die türkischen Frauen haben sich bereit erklärt, auf die blaue Bank vor ihrer Tür aufzupassen. Damit die klare Botschaft nicht unter Schmierereien verschwindet.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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