Sebastian Jung soll 9000 Euro nachzahlen

Sebastian Jung hat ein vierstelliges Problem. | Foto: Frey
  • Sebastian Jung hat ein vierstelliges Problem.
  • Foto: Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Kreuzberg. Als Sprecher des Bündnis’ Sozialmieter ist Sebastian Jung bekannt geworden. Seit Jahren kämpft der Bewohner aus dem Fanny-Hensel-Kiez gegen die Auswüchse nach dem Wegfall der Anschlussförderung im sozialen Wohnungsbau.

Jetzt scheint Jung selbst deren Opfer zu werden. Denn sein Vermieter verlangt rückwirkend für die vergangenen 27 Monate von ihm eine Nachzahlung von mehr als 9000 Euro. Zahlbar bis spätestens 3. April. Gleichzeitig wurde die Miete für seine 50 Quadratmeter-Wohnung von 268,95 auf 656,99 Euro nettokalt erhöht. Einschließlich Nebenkosten beträgt der Preis jetzt 833,58 Euro. "Mein Fall ist wahrscheinlich einmalig in der Bundesrepublik", sagt der 39-Jährige.

Aber vielleicht nur ein Beispiel, was auf viele der rund 28 000 betroffenen Sozialmieter noch zukommen könnte. Seit dem Wegfall der Anschlussförderung kann ihnen die volle Kostenmiete berechnet werden. Das heißt statt zuvor subventionierten Mieten um fünf Euro pro Quadratmeter mit einem Schlag oft weitaus mehr als das Doppelte. Auch der Mietspiegel oder Einschränkungen, die für den freien Wohnungsmarkt gelten, etwa ein maximaler Preisanstieg von 15 Prozent binnen drei Jahre, greifen hier nicht. Was zur Folge hatte, dass bereits in den vergangenen Jahren viele Betroffene kapitulierten und sich günstigere Wohnungen, oft am Stadtrand, suchten. Das war ganz im Interesse der Vermieter. Sie konnten die freie Wohnungen danach an zahlungskräftigere Bewerber vergeben.

Genau das ist auch im Fanny-Hensel-Kiez passiert und rief Sebastian Jung auf den Plan. Schon 2010 kritisierte er, dass vor allem türkische und arabische Bewohner mit exorbitanten Mietsteigerungen konfrontiert und damit zum Auszug genötigt wurden. Für sein Engagement wurde er im gleichen Jahr mit der Bezirksmedaille Friedrichshain-Kreuzberg ausgezeichnet.

Die Auswüchse im sozialen Wohnungsbau waren auch Thema eines Pressegesprächs zahlreicher Mieterinitiativen am 28. März. Auf Kritik stieß dort vor allem, dass der Senat auf der einen Seite den Bau neuer Sozialwohnungen forcieren möchte, es andererseits für den Bestand keine Sicherheiten mehr gebe.

Sebastian Jung will die Forderungen nicht akzeptieren und weiter kämpfen. "Ich kann und ich will hier nicht ausziehen", macht er klar. Wahrscheinlich komme es als nächstes zu einer Räumungsklage. "Das Gericht muss sich dann mit einem noch nicht dagewesenen Fall beschäftigen.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.612× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 1.952× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.586× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.488× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.