Zehn Jahre „Sinneswandel“: Hilfe für hörgeschädigte Kinder und Erwachsene

Am 3. Juli wurde 10-jähriges Jubiläum gefeiert. | Foto: Katrin Dreher
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Kreuzberg. Rund 8000 Menschen in Berlin gelten als hörgeschädigt oder gehörlos. Ihr Alltag wird dadurch erschwert, dass es immer noch viel zu wenig Angebote in Gebärdensprache gibt. Die „Sinneswandel gGmbH“ bietet Unterstützung auf vielen Ebenen an.

Vor allem steht sie für barrierefreie Kommunikation zwischen Menschen verschiedener Sinneswelten und einen gesellschaftlichen Sinneswandel im Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung. Hervorgegangen ist die „Sinneswandel gGmbH“ 2007 aus der „Gesellschaft zur Förderung der Gehörlosen in Berlin“. Seitdem wurden verschiedene Angebote ins Leben gerufen, um gehörlosen Menschen den Alltag zu erleichtern. Beim betreuten Wohnen beispielsweise leben erwachsene Gehörlose mit einer zusätzlichen Behinderung in Wohngemeinschaften zusammen. Durch sozialpädagogische Begleitung soll ihnen dort ein selbstständiges Leben ermöglicht werden.

Neun WGs in der Stadt und eine Kita in Charlottenburg

Neun dieser WGs gibt es derzeit in der Stadt. Daneben wurde 2013 in Charlottenburg die erste und bis heute einzige bilinguale Kita in Deutschland gegründet. Nicht alle Mitarbeiter sind hörgeschädigt, doch die Kommunikation findet immer in der Deutschen Gebärdensprache (DGS) statt. Gebärdendolmetscher werden aktuell für ein Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung für Bildung gesucht. An einer gymnasialen Oberstufe einer Schule in Steglitz soll der Unterricht von Laut- in Gebärdensprache übersetzt werden. So können auch die gehörlosen Kinder, die in den Schulklassen vertreten sind, dem Unterricht folgen und sich auf das Abitur vorbereiten. Ohne Gebärdendolmetscher hätten sie dazu kaum eine Chance. Das Vorurteil, Gehörlose könnten doch einfach von den Lippen ablesen, trifft nur auf etwa 30 Prozent der Lautsprache zu. „Und das funktioniert auch nur, wenn langsam und deutlich gesprochen wird.“, erklärt Geschäftsstellenleiterin Cornelia Subke, eine der 170 Mitarbeiter von Sinneswandel. Sie spricht bereits ihr Leben lang Gebärdensprache, weil ihre Mutter taub und ihr Vater schwerhörig ist. Einfach erlernt ist sie jedoch nicht. „Gebärdensprache zu lernen, ist wie eine Fremdsprache zu lernen.“, so Geschäftsführerin Iris Bonowsky, die vor sechs Jahren angefangen hat.

Auch auf die Mimik kommt es an

Es ist eine Kombination aus Gebärden, Mimik und Gestik, die das Erlernen schwierig gestaltet. Manche Worte unterscheiden sich nur durch Nuancen. So werden zum Beispiel die Worte Tante, Onkel, Cousin und Cousine alle mit derselben Gebärde, jedoch mit unterschiedlicher Mimik gebildet. Dazu gibt es auch in der Gebärdensprache Dialekte wie Sächsisch, Bayerisch und Berlinerisch. Weil zudem jedes Land über eine eigene Gebärdensprache verfügt, gibt es eine internationale Gebärdensprache. Diese ist stark an die englische Gebärdensprache angelehnt. Neben der Kita und dem betreuten Wohnen bietet Sinneswandel auch offene Freizeitangebote an. Außerdem werden über das Angebot „SprungBRETT“ Praktikums- und Ausbildungsplätze für gehörlose und hörgeschädigte Jugendliche organisiert. Während der gesamten Ausbildung werden sie kompetent unterstützt. Dadurch wird ihnen der Weg bereitet, später im Berufsleben Fuß zu fassen. ph

Die „Sinneswandel gGmbH“ befindet sich in der Friedrichstraße 12. Kontakt gibt es unter  84 85 70 21 oder info@sinneswandel-berlin.de. Weitere Infos unter http://www.sinneswandel-berlin.de/2.php.
Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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