Ärger wegen Edelstahl: Unterschriftenaktion für Erhalt der Fliesen im Prinzenbad
Kreuzberg. Ab September wird das Sportbecken im Prinzenbad saniert. Dagegen hat kaum jemand etwas. Ärger gibt es aber über das Material, das dabei verwendet werden soll.
Statt mit Fliesen soll das Becken mit Edelstahl verkleidet werden. Das hat die Initiative "Freunde des Prinzenbades" auf den Plan gerufen, die dagegen Unterschriften gesammelt hat. Ihre Argumente sind zum einen ästhetischer Natur. Ein Bad ohne Kacheln wecke keine Assoziationen mehr von Sommer, Sonne und blauem Wasser. Vielmehr sorge der Edelstahl für ein wenig einladendes "krematoriumsgrau". Zum anderen gibt es Sicherheitsbedenken. Edelstahl könne so stark reflektieren, dass die Bademeister dadurch behindert werden und keinen vollständigen Überblick über die Situation im Becken mehr hätten.
Mögliche Sichtblenden weist Matthias Oloew, der Sprecher der Berliner Bäder Betriebe, zwar nicht völlig zurück. Sie seien aber auch an jedem Badesee gegeben. Und wenn das wirklich ein erhöhtes Risiko darstelle, hätte es im Hochsicherheitsland Deutschland dafür schon längst eine Verordnung gegeben. Was aber nicht der Fall sei. Auch gewisse Besorgnisse wegen des möglichen Wegfalls eines sinnlichen Sommergefühls hält Oloew für nachvollziehbar. Um sie dann aber ebenfalls zu entkräften. Denn das Blau des Wassers entstehe weniger aus den gleichfarbigen Fliesen, als vielmehr durch die Aufbereitung.
Demgegenüber zählt er zahlreiche Vorteile der Edelstahlvariante auf. So ausgestattete Becken sorgten für weniger Schäden. Anders als bei den Kacheln könnten sich bei Edelstahl keine Mikroorganismen in den Fugen festsetzen, was derzeit regelmäßige Reparaturen nach sich ziehe. Darüber hinaus seien Fliesen durch Frost anfällig. Ausgebessert werden können sie erst, wenn keine Nächte unter null Grad mehr drohten. Was häufig Anfang oder Mitte April noch der Fall sei. Deshalb wäre in der Vergangenheit mancher vorgesehene Eröffnungstermin für die Sommersaison zu einem Lotteriespiel geworden. "Gerade im Prinzenbad, wo – als eine der ersten Anlagen – normalerweise schon vor dem 1. Mai der Betrieb beginnt." Bei Edelstahl würden solche Probleme wegfallen.
Schließlich, und ebenfalls nicht ganz unwichtig, der Kostenfaktor. Zwar komme das Stahlbad beim Einbau etwas teurer als die Kacheln. Es braucht aber, siehe oben, weitaus weniger Wartung und sei deshalb unterm Strich um einiges günstiger. Als Lebensdauer eines solchen Beckens nennt Oloew 40 Jahre.
Die Freunde des Prinzenbades haben ihre Listen mit mehr als 300 Unterschriften inzwischen dem Friedrichshain-Kreuzberger Baustadtrat Florian Schmidt (Bündnis 90/Grüne) übergeben. Eine Kopie ging außerdem an das Landesdenkmalamt. Es soll prüfen, ob die gesamte Anlage in die Denkmalliste aufgenommen werden kann.
Florian Schmidt ist eigentlich der falsche Adressat, denn Umbauarbeiten im Prinzenbad müssen der bezirklichen Bauaufsicht höchstens angezeigt werden. Eine Genehmigung entfällt. Das gilt auch für die Edelstahlverkleidung, wie in der Antwort auf eine Anfrage des Grünen-Fraktionsvorsitzenden Julian Schwarze in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) deutlich wurde.
Weil die Unterschriften beim Baustadtrat gelandet sind, hätten sich die Bäder Betriebe bisher mit einer offiziellen Stellungnahme zurückgehalten, sagt ihr Sprecher. Sollten sie die Listen erhalten, gebe es eine entsprechende Antwort an die Initiatoren. tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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